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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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solcher Inbrunst umworben und so viel von dem Edios-Etat für »Sonstiges« dafür eingesetzt, und als dann der Anruf mit dem Rückzieher kam, hatte er ein lautes Rauschen in den Ohren und schwarze Flecken vor den Augen. Die Kollegen um ihn herum sagten, er sei ohnmächtig geworden, aber er war nicht ohnmächtig geworden. Natürlich nicht! Er hatte den Telefonhörer fallen gelassen, seine Beine waren unter ihm weggesackt, und er hatte einen Moment lang nichts sehen können, aber er war nicht ohnmächtig geworden.
    Es war möglich, dass die Leute von der Bank of British Columbia ihn zu dem Treffen bestellten, um ihm zu erklären, dass sie das System nicht kaufen würden. Es
war möglich, dass sie ihm das persönlich mitteilen wollten, statt in einer Mail von zwei Sätzen. Aber vielleicht wollten sie kaufen. Und wenn ja, wenn es ihm gelang …
    Er bekäme eine Provision. Sein Ansehen würde steigen. Und da wäre noch etwas – er konnte es nicht genau benennen, aber es würde ihm wieder deutlich machen, wer er eigentlich war.
    Aber zunächst musste er Begeisterung an den Tag legen. Er musste seine positive Einstellung zeigen. Auf dem Weg durch die Stadt mit Salvatore, Cleo und Niamh auf der Rückbank und Jackson auf dem Beifahrersitz sagte er sich immer wieder: Du bist Verkäufer. Sei ein Verkäufer.
    Aber als sie die Bank betraten und zu dem Konferenzraum geführt wurden, wo das Schicksal dieser Transaktion besiegelt würde, verließ ihn sein Selbstvertrauen, und er blieb stehen.
    »Umarmungen nötig?«, fragte Salvatore zynisch.
    »… Nein. Viel Glück, gehen wir rein.« Er setzte das breiteste Lächeln auf, das ihm zu Gebote stand – er erinnerte sich nicht, dass er sich jemals zum Lächeln hatte zwingen müssen, ein Lächeln war immer von selbst gekommen –, betrat den Raum, wo sie erwartet wurden, und gab sich zwanglos und umgänglich. »Na, hallo, wie sieht’s denn aus?«
    »Bestens, Matt, und selbst?«
    »Fantastisch. Ehm, ja!« Er umfasste Schultern und schüttelte Hände und ging freundlich von einem zu anderen. So machte Matt seine Geschäfte: Alle waren Freunde, beste Freunde, es gab viele Berührungen und kein Abschotten. Sie sprachen über Trinkgelage. Über Autos.
Über Sport. Irland hatte beim Rugby schlecht abgeschnitten. »Mann! Nicht unsere glücklichste Stunde.«
    »Mann! Stimmt genau!«
    »Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, wir zeigen es ihnen! Jawohl!«
    »Jawohl!«
    DREIUNDFÜNFZIG TAGE …
    »Das Paradies ist überall.« Fionn lächelte freundlich in die Kamera. »Auch in einer kleinen Wohnung mitten in der Stadt.« Mit einer Armbewegung deutete er den Raum an, und die Kamera machte einen Schwenk durch eine enge Miniküche.
    »Gut, Fionn«, sagte Grainne. »Vielleicht ein bisschen mehr Begeisterung. ›Das Paradies ist ÜBERALL.‹ In dem Sinn: Ist das nicht großartig?«
    »Das Paradies ist ÜBERALL.« Fionn lächelte freundlich in die Kamera. »Auch in einer kleinen Wohnung mitten in der Stadt.« Mit einer Armbewegung deutete er den Raum an, und die Kamera machte einen Schwenk durch eine enge Miniküche.
    »Gut, Fionn. Vielleicht ein bisschen mehr Erstaunen. SOGAR in einer kleinen – ich glaube, winzig, winzig ist besser.« Grainne änderte das Skript. »Sogar in einer winzigen Wohnung mitten in der Stadt.«
    »Das Paradies ist ÜBERALL.« Fionn lächelte freundlich in die Kamera. »SOGAR in einer WINZIGEN Wohnung mitten in der Stadt.« Mit einer Armbewegung
deutete er den Raum an, und die Kamera machte einen Schwenk durch eine enge Miniküche.
    »Schon viel besser. Noch einmal.«
    Oje, dachte Grollo und grinste hämisch. Fionn konnte das nicht sehr gut, was? Wie oft hatte er diese kleine Vorführung schon gegeben? So oft, dass Grollo nicht mehr mitzählen konnte.
    »Sie müssen wissen, Fionn, dass es nicht ungewöhnlich ist, so viele Takes zu machen«, sagte Grainne. »Es heißt nicht, dass Sie es nicht gut machen.«
    Oje, oje, dachte Grollo, betrachtete seine Pfoten und grinste wieder voller Häme. Jetzt wurde er schon bemuttert, bemitleidet sogar. In Kürze würden sie bei Excellent Little Productions merken, dass sie einen schrecklichen Fehler gemacht hatten, und Fionn Purdue würde wieder den Monaghan Meteorite besteigen und zutiefst gedemütigt nach Pokey fahren und nie wieder nach Dublin kommen.
    Offenbar wusste dieser Idiot nicht, was für eine Katastrophe er war. Er sagte sein Sprüchlein, fuchtelte mit den Armen, aber die ganze Zeit dachte er an diese Maeve. Hat sich

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