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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Eine schreckliche Erkenntnis, das können Sie sich vorstellen. Eine Weile habe ich geglaubt, ich würde den Verstand verlieren.« Die Portugiesen begannen unruhig zu werden. Aber schließlich hatten sie gefragt, dachte Katie. »Dann hat Jason Donanda kennengelernt.«
    »Donanda.« Sie nickten einander zu, froh, dass sie etwas verstanden. »Donanda.«
    »Als sie schwanger wurde, war ich am Boden zerstört. Dann, ein, zwei Jahre später, lernte ich Conall kennen, der leider heute nicht hier sein kann, weil er in Helsinki massenhaft Leute feuern muss. Deshalb bin ich allein gekommen, um die Hochzeit meines früheren Freundes zu feiern.« Als sie fertig war, schämte sie sich fürchterlich. Diese armen Leute wollten sich doch nur unterhalten. Was für ein Mensch war sie? In ihren Dreißigern war sie viel netter gewesen.
    Von jetzt an, beschloss sie, würde sie außerordentlich freundlich und höflich sein, aber das Gespräch trotz der Sprachbarriere in Gang zu halten, war harte Arbeit, und
die Feier dauerte lang, es gab ausufernde Reden und entsetzlich lange Pausen zwischen den einzelnen Gängen. Und es gab kein Entkommen. Die wenigen vertrauten Gesichter unter den Gästen zählten nicht mehr als ihre Verbündeten, da die nach der Trennung jeden Kontakt mit ihr abgebrochen hatten. Aber jetzt waren sie der einzige Grund, warum Katie nicht aufstand und wegging, denn sie konnte sie schon hören, mit ihrem gespielten Mitleid: »Arme Katie, die Arme, wirklich. Der Freund, von dem sie immer erzählt, konnte nicht kommen, und nun ist sie allein da. Und habt ihr ihre Schuhe gesehen? Könnt ihr euch vorstellen, was die gekostet haben? Na ja, wenn eine Frau keine Kinder hat, warum soll sie dann nicht das Loch in ihrem Herzen mit Goldsandalen füllen.«
    Erstaunlicherweise war es die Langeweile, die sie unerträglich fand. Alles war so schrecklich öde . Zu gern hätte sie eine Zeitschrift gehabt, um sich abzulenken. Immer mal wieder streckte sie die Füße aus und bewunderte ihre Zehennägel: wirklich ein wunderhübscher Anblick. Zwischendurch stand sie auf und ging zur Toilette, rein aus Langeweile. Einmal sprach Jason sie an.
    »Ist alles in Ordnung an deinem Tisch?«, fragte er. »Ich dachte, weil dein Freund Portugiesisch spricht, wäre es eine gute Idee …«
    Conall sprach Portugiesisch? Das war Katie neu. Aber natürlich, Conall war ein Lügner. Ein Lügner, der versprochen hatte, dass er sie auf jeden Fall begleiten würde und sie nicht in letzter Minute wegen eines arbeitsbedingten Vorwands sitzenlassen würde.

    »Ja, Jason, Conall hat viele Fähigkeiten.«
    Besonders gut kann er lügen.
    »Ich muss gehen. Ich wünsche dir eine glückliche Ehe mit einer anderen Frau als mir.«
    Bis zu dem Zeitpunkt hatte sie sich mit dem Trinken zurückgehalten, einerseits, weil sie mit dem Auto gekommen war, und andererseits, weil sie nicht wollte, dass sie im betrunkenen Zustand anfing zu weinen und sich an Jason zu werfen und ihm vorzujammern: »Weißt du noch, als du für mich ein Picknick im Bett veranstaltet hast? Und weißt du noch, als wir … Weißt du noch, als ich … Sechs Jahre, Jason, sechs JAHRE. Und jetzt hast du eine Portugiesin geheiratet, und ich habe einen Freund, der ein Lügner ist.«
    Und als sie wieder zu ihrem Tisch kam, ließ sie alle guten Vorsätze sausen und trank in dreiundzwanzig Minuten vier doppelte Rum-Cola (ein Getränk, das sie seltsamerweise vorher noch nie getrunken hatte), und als sie betrunken war, wollte sie nach Hause, aber sie war zu betrunken, um Auto zu fahren, und musste sich ein Taxi nehmen.

    Zu ihrer Überraschung war der Taxifahrer eine Taxifahrerin. Und Katie kannte sie auch! Sie wohnten beide im selben Haus!
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie Taxifahrerin sind.«
    »Jetzt wissen Sie es.«
    Nachdem sie ein Stück schweigend gefahren waren, fragte die Fahrerin: »Schöner Abend?«
    »Nein.«
    »Gut.«

    »Ich war bei der Hochzeit meines Exfreundes.«
    »Wer ist das? Der schnöselige Typ, der Ihnen Blumen bringt?«
    »Wen meinen Sie? Ach, Conall. Nein, ein anderer Exfreund.«

ACHTUNDVIERZIG TAGE
    Lydia schlug die Tür zu und rannte die Treppe runter. Sie war tief in Gedanken. Ihr war die Erkenntnis, dass sie ihre Mutter liebte, ganz neu. Nicht, dass sie sie bisher nicht gemocht hatte – wenn sie überhaupt an ihre Mutter dachte, dann mit vager, verschwommener Zuneigung. Ellen war immer eine warmherzige, tatkräftige Instanz im Hintergrund, sie hielt die Dinge zusammen: Sie beschwichtigte

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