Der hellste Stern am Himmel
traf. So überzeugt, dass sie kaum eine Entscheidung treffen musste.
War das normal für jemanden, der die vierzig überschritten hatte? Wurde man weniger duldsam gegenüber schlechter Behandlung? Verlor man schneller die Geduld? Konnte es sein, dass einem im Leben nur ein gewisses Maß an Geduld zustand, und sie hatte ihre aufgebraucht? Wie auch immer, es war sehr unangenehm und überaus aufwühlend.
»Ich meine es ernst«, sagte sie.
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen begann er zu begreifen, dass sie es tatsächlich ernst meinte.
»Du kannst nichts dafür«, sagte sie. »Ich weiß, dass du mir nicht wehtun möchtest. Du bist kein schlechter Mensch.«
»Mitleid!«, rief er. »Du hast Mitleid mit mir.«
»Nein … ich …« Vielleicht hatte sie wirklich Mitleid.
»Aber was soll ich ohne dich machen?«
»Versuch es mit einer Frau, die jünger ist«, erklärte sie ihm.
Er war entgeistert. »Ich will keine jüngere Frau, ich will dich.«
»Eine Mitte zwanzig«, sagte sie, als hätte er nichts gesagt. »In dem Alter kennen sie den Unterschied zwischen
einem anstrengenden und einem verkorksten Typen nicht.«
Darüber wusste sie Bescheid. Sie hatte diese Jahre verschwendet, weil sie den Unterschied nicht gekannt hatte.
»Aber was ist denn passiert?«, fragte er. »Was ist plötzlich anders?«
Das wusste sie auch nicht. Schließlich hatte sie nicht plötzlich einen riesigen Zuwachs an Selbstbewusstsein zu verzeichnen, mit dem sie durch die Welt ging und dauernd ausrief: »Ich bin fabelhaft und habe Besseres verdient. Ich brauche Achtung! ACHTUNG!«
»Ich bin es einfach leid.«
»Du bist es leid?«
»Conall, ich habe immer an die Liebe geglaubt, daran, dass die Liebe alles überwinden kann. Aber das stimmt nicht. Denn hier bin ich, vierzig Jahre alt, und die Liebe hat nichts überwunden. Nur meinen gesunden Menschenverstand, den hat sie in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten außer Kraft gesetzt.«
»Aber, Katie …«
»Geh jetzt, bitte. Und denk dran, was ich gesagt habe, eine Frau Mitte zwanzig.«
Conalls und Katies Herzen schlagen nicht mehr im Einklang. Irgendwie ist Katies Herz aus der Spur gekommen – vielleicht lag es an diesem überaus bedeutenden Geburtstag –, und Conalls Herz weiß das. Es ist völlig aus dem Takt geraten und versucht, einen neuen Rhythmus zu finden, wieder zu sich zurückzufinden.
SECHSUNDVIERZIG TAGE
Der Wecker von Matt und Maeve begann mit seinem zarten Ziegenglockenklingeln, Matt taumelte aus dem Bett und begab sich in die Küche. Er wusste nicht genau, warum, aber irgendwie rechnete er damit, wieder einen Zettel von Fionn auf dem Fußboden im Flur zu finden.
Er und Maeve hatten ihn die letzten Tage gesehen, wie er mit einem Mercedes davongefahren wurde und Maeve anstarrte, als wollte er sie auffressen. Vielleicht sollten er und Maeve ein bisschen früher aus dem Haus gehen, überlegte Matt. Dann kam ihm ein viel schlimmerer Gedanke: Vielleicht würde Fionn nicht wieder einen Zettel durchstecken, sondern an ihre Tür klopfen und fragen, warum sie sich nicht gemeldet hätten, und dann würde Maeve herausfinden, dass Fionn ihnen eine Nachricht unter der Tür durchgeschoben hatte, die Matt in den Komposteimer geworfen hatte … Deshalb war es fast eine Erleichterung, als er einen weißen Umschlag auf dem Fußboden entdeckte.
Er bückte sich und hob ihn auf, warf einen kurzen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Maeve ihn nicht gesehen hatte, dann eilte er in die Küche
und riss den Umschlag auf. Genau das Gleiche wie beim ersten Mal. Dreharbeiten für eine Gartensendung. Herzliche Einladung. Eine Telefonnummer. Noch eine Telefonnummer. Wann immer es Ihnen passt.
Matt schäumte vor Wut. Was für eine Frechheit. Maeve war seine Frau. Er musste etwas unternehmen. Aber was? Theoretisch hatte Fionn nichts Anrüchiges getan. Er hatte sie beide zu den Dreharbeiten eingeladen. Nicht nur Maeve. Obwohl es offensichtlich war, dass er nur an Maeve interessiert war. Was sollte er, Matt, tun? Also, zunächst einmal würde er auch diesen Zettel vernichten. Er zerriss ihn in hundert kleine Stücke und stopfte sie tief in den Mülleimer.
SECHSUNDVIERZIG TAGE …
Katie zögerte nicht, die Nachricht vom Ende ihrer Beziehung mit Conall zu verbreiten – je mehr Leute davon wussten, desto wirklicher wurde es –, und obwohl die meisten ihrer Freunde der Auffassung waren, sie habe sich mit Conall übernommen, waren sie überraschenderweise schockiert. Doch als sie
Weitere Kostenlose Bücher