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Der Henker von Paris

Der Henker von Paris

Titel: Der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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die adlige Herkunft meines Vaters, des Chevaliers Sanson de Longval, gestattet sei, den Adelstitel de Longval fortan in meinem Namen zu tragen, und dass dies auch allen meinen Nachkommen gestattet sei.«
    Das Gericht war konsterniert. Sie hatten einen kleinmütigen Henker erwartet, der sich um Kopf und Kragen redet, stattdessen hatten sie einen selbstbewussten jungen Mann vor sich, der nicht hergekommen war, um zu betteln, sondern um zu fordern. Wenn ihn das Schicksal schon gezwungen hatte, Henker zu werden, dann wollte er ein Henker sein, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Zum Schluss rief Charles den Richtern zu: »Wenn Sie mich verurteilen, verurteilen Sie Ihre eigenen Taten.«
    »Monsieur Charles-Henri Sanson«, sagte der Gerichtspräsident, »der Saal ist nur für eine Stunde reserviert. Sind Sie fertig mit Ihren Ausführungen?« Er schien genervt.
    Charles nickte respektvoll.
    »Ihre Ausführungen«, fuhr der Richter fort, »sind nicht Gegenstand der Anklageschrift und deshalb ohne Relevanz.«
    »Ich bitte um Verzeihung, wenn ich Ihnen widerspreche, aber Madame la Marquise würde heute nicht hier sitzen, wenn ich Offizier der königlichen Garde wäre. Deshalb sind diese Ausführungen durchaus von Bedeutung.«
    Der Richter erwiderte monoton: »Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Die Urteilsverkündung erfolgt ineiner halben Stunde. Die Urteilsbegründung folgt schriftlich.« Die Richter erhoben sich und verliessen den Saal.
    Charles wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen. Die Marquise konnte es nicht fassen. Sie tobte im Gerichtssaal und herrschte Antoine an, die Sache nicht auf sich beruhen zu lassen. Als Charles den Saal verliess und in die Eingangshalle hinaustrat, stand plötzlich Dominique vor ihm und umarmte ihn stürmisch. Sie wusste nicht, ob sie weinen oder vor Freude jauchzen sollte. Ihre Augen waren voller Stolz.
    »Du bist in Paris?«, fragte Charles erstaunt.
    »Natürlich, Charles, ich begleite meinen Mann, er ist geschäftlich hier. Charles, die Menschen im Saal waren so beeindruckt«, flüsterte sie, »sie sprachen voller Bewunderung von dir, wie klug und elegant du deine Worte wählst, wie sicher und gelassen du vor dem Gericht auftrittst und sachlich, aber ohne jede Scheu deinen Standpunkt darlegst. Du hast sie alle überzeugt, Charles.«
    Charles drückte seine Schwester fest an sich. In diesem Augenblick trat die Marquise mit ihrem Anwalt in die Halle hinaus. Sie suchte nach Worten, doch Antoine nahm sie am Arm und führte sie sanft, aber bestimmt Richtung Ausgang. Als sie an Charles vorbeigingen, flüsterte Antoine ihm zu: »Das war erst der Anfang, nicht das Ende.«
    Nun verliess ein eher kleingewachsener Mann in hellbraunem Frack, teurer Piquéweste und senfgelber Hirschlederhose den Gerichtssaal. Charles erkannte die grelle Aufmachung sofort. Es war Gorsas, der Mann von der Zeitung.
    »Brillant«, sagte Gorsas anerkennend und nahm seine Pfeife aus der Tasche. Er klopfte sie an einer der Säulen aus.»Aber Sie kommen hundert Jahre zu früh mit Ihrem Anliegen. Die Zeit ist nicht reif. Eher wird die Todesstrafe abgeschafft, aber das wollen wir mal nicht annehmen. Ihre Frau Gemahlin?«
    »Nein«, erwiderte Charles, »das ist meine Schwester Dominique.«
    Dominique verneigte sich kurz und ging dabei höflich in die Knie.
    »Sie sind ein interessanter Mann, ich habe ein Auge auf Sie«, sagte Gorsas und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken.
    Einige Wochen später gab Charles bei seinem Schneider einen neuen Anzug in Auftrag, diesmal in Königsblau. Als er ihn zum ersten Mal trug und zufrieden im Jardin du Palais Royal promenierte, kreuzte er prompt den Weg der Marquise, die gerade mit einem sehr jungen Mann turtelte. Sie blieb stehen und rief: »Monsieur, Blau ist die Farbe des Adels, und es steht Schauspielern, Juden, Henkern und dem einfachen Gesindel nicht zu, diese zu tragen.«
    »Danke«, sagte Charles lächelnd, »ich sollte Sie wohl als Kindermädchen einstellen, dann könnten Sie mir am Morgen bei der Kleiderwahl behilflich sein.«
    »Sind Sie mit dem Degen genauso gewandt wie mit Ihrem losen Mundwerk?«
    »Ich dachte, Sie wollten sich bei mir für meine Diskretion vor Gericht bedanken, Madame la Marquise. Wir haben schliesslich damals bei Ihnen nicht nur Tee getrunken.«
    Ihr Gesicht wurde rot vor Zorn. Sie nahm den Arm ihres Begleiters und gab ihm einen derartigen Ruck, dass erverstand, dass er weiterzugehen hatte. »Soll ich ihn zum Duell auffordern?«,

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