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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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Nordflügels des St Thomas’s Hospitals wirkte Sarah schon ganz aufgelöst, als Rosen mit rotem Gesicht und schwitzend eintraf.
    «Tut mir leid», sagte er. Sie eilten zu den Personenaufzügen im Gebäude.
    «Es ist schon nach zwanzig vor, und Dr. Reid tut uns hier einen Gefallen.»
    Eine Handvoll Leute kamen aus dem Lift. Rosen folgte Sarah hinein, und die Türen schlossen sich. Er drückte den Schalter für den ersten Stock, noch immer mit hämmerndem Herzen von der Anstrengung.
    «Es tut mir leid», wiederholte er und fühlte sich beengt durch die kleine Kabine. Sarah blickte erneut auf ihre Armbanduhr und seufzte, als der Lift losfuhr und wieder hielt.
    Eine automatische Stimme verkündete: «Erster Stock, Hämatologie.» Die Tür glitt auf, und sie traten hinaus.
    In der Wand gegenüber den Personenlifts befanden sich breitere Metalltüren, die zu den Bettenaufzügen gehörten. Zwei Türflügel glitten auf, und eine Patientin in einem höhenverstellbaren Bett wurde herausgerollt. Sie plauderte mit dem lächelnden Pflegehelfer, der sie um die Ecke und außer Sicht schob.
    Die Tür zur Hämatologieabteilung war vom Liftbereich aus zu sehen.
    «Alles wird gut, Sarah.»
    «Bist du ein Arzt, David? Woher kannst du wissen, dass alles gut wird?»
    Er spürte eine trockene Hitze, die Glut eines dummen Streits, der sich durch den Stress zu einer verfahrenen Situation entwickeln mochte, und so sagte er: «Ja, du hast recht, ich bin kein Arzt.»
    «Stell dein Handy aus», sagte Sarah.
    «Das darf ich nicht», antwortete er. Eine hochschwangere Frau kam aus der Abteilung, eine Frau, die auf den ersten Blick wie Julia Caton aussah. «Erzähl mir noch einmal, was Dr. Reid dir am Telefon gesagt hat.»
    «Ich soll am Haupteingang der Hämatologie warten, er werde jemanden schicken, um mich abzuholen.»
    «Um dich rasch durchs System zu schleusen», sagte Rosen.
    «Pass mal auf!», fuhr Sarah ihn an. «Ich tue einfach nur das, was man mir gesagt hat. Dieses Problem mit meinem Blut ist schon schlimm genug, ich tue einfach nur, was man mir gesagt hat, so macht man das nun mal bei Ärzten. Man folgt ihren Anweisungen, sie tun mir einen Gefallen damit, dass sie mich vorziehen.»
    Ein Assistenzarzt, der wie ein etwas zu alter Oberstufenschüler aussah, eher ein Junge als ein Mann, kam vorbei.
    «Entschuldigen Sie», sagte David, «ist Dr. Reid da?»
    «Ja, ja, er ist da.»
    «Sind Sie gekommen, um meine Frau abzuholen?»
    Der Assistenzarzt sah befremdet drein. «Nein. Ich bin Arzt, kein Pflegehelfer.»
    «Beachten Sie ihn nicht», sagte Sarah. «Wir kommen schon zurecht.» Sie wartete, bis der Assistenzarzt außer Hörweite war, und redete leise auf ihn ein, während Ärzte und Pfleger in weißen Kitteln allein oder zu zweit an ihnen vorbeikamen und Patienten jedweder gesundheitlichen Verfassung in die Abteilung Hämatologie strömten oder sie verließen. «Du tauchst auf, mehr verspätet als pünktlich – dabei verstehe ich den Druck, unter dem du stehst –, aber seit du hier eingetroffen bist, hast du nichts anderes getan, als mich auf die Palme zu bringen. Vielleicht solltest du einfach gehen, David.»
    Sein Schweigen verbarg, wie verletzt er war.
    «Bitte, sag das nicht.»
    «Er hat vielleicht jemanden geschickt, um mich abzuholen, und der hat mich verfehlt, weil du nicht rechtzeitig hier warst. Termin versäumt, keine zweite Chance, stellen Sie sich hinten an. Das ist die Haltung, die sie einnehmen werden.» Sie drehte ihm den Rücken zu, und es folgte ein langes Schweigen.
    «Tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Dass du gehen sollst.»
    «Schon gut», antwortete er, aber das stimmte nicht. «Ich bin an deiner Verspätung schuld, und es tut mir …»
    In diesem Augenblick klingelte das Handy in Rosens Tasche los. Er trat ein paar Schritte zurück, um den Anruf entgegenzunehmen. «Carol?»
    «David, es ist wieder eine Frau verschwunden. Es ist wohl die sechste», sagte Bellwood, die mit Höchstgeschwindigkeit fuhr.
    «Wo?»
    «In Wandsworth.»
    «Die Straße?»
    «Picardie Road 19.»
    «Irgendwelche Zeugen?»
    «Nein. Ihr Mann ist zum Supermarkt gegangen, und als er heimkommt, ist sie weg.»
    «Eine Entführung von zu Hause, genau wie bei Julia.»
    «Ja, aber anders. Sie hat sich gewehrt. An den Wänden klebt Blut. Ich muss jetzt weiter, David.»
    «Um Himmels willen.» Er legte auf.
    «Ich weiß schon», sagte Sarah. «Geh nur, geh.»
    «Ich …» Über die Treppe wäre er schneller, als wenn er auf den Lift

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