Der Herodes-Killer
?»
«Was wollen Sie, Tom?»
«Ich hoffe nur, dass Ihre Idee, Sie wissen schon, die Bilder erst um 18.00 Uhr zu veröffentlichen, nicht nach hinten losgeht.»
«Es geht darum, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu bündeln. So bekommt man Ergebnisse.»
«Es wäre tragisch, nicht wahr, wenn eine weitere Frau entführt würde? Vor 18.00 Uhr? Ich glaube nicht, dass ich in diesem Fall viel tun könnte, um Ihnen zu helfen. Denken Sie darüber nach.»
«Er schlägt nie am Tag zu.»
«Dann wollen wir hoffen, dass er seinen Modus Operandi nicht zum Schluss noch ändert.»
Rosen hielt Baxters Blick fest, konzentrierte sich auf den Lichtsplitter in seiner Iris und fühlte die boshafte Kälte seines Gegenübers.
«Falls nämlich heute eine Frau entführt wird, nun, David, dann müsste man gerechterweise sagen, dass Sie eine gewisse persönliche Verantwortung dafür trifft.»
Während er Rosen fixierte, ging Baxter weg.
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53
«Sekretariat Mr. Gilling-Smith. Was kann ich für Sie tun?»
Rosens Handy war auf Freisprechen geschaltet, und er steckte auf dem Weg von der Pressekonferenz zum St Thomas’s vor einer roten Ampel fest. Bisher hatten es die Ampeln gut mit ihm gemeint, aber so kurz vor dem Ziel fühlte sich dieses Rot fast wie ein Schlag an.
«Ich heiße David Rosen, meine Frau Sarah ist derzeit eine Patientin von Mr. Gilling-Smith.»
«Ach ja, ich habe nach der letzten Sprechstunde einen Brief über sie getippt.» Sie klang intelligent und kompetent. Gut , dachte Rosen, gut, sehr gut. «Was kann ich für Sie tun, Mr. Rosen?»
«Meine Frau hat um 9.40 Uhr einen Termin in der Hämatologie. Sie hat einen Anruf von Dr. Brian Reid erhalten, der den Termin direkt mit ihr vereinbart hat.» Die Ampel sprang auf Grün, und Rosen fuhr mit den anderen Autos zusammen los.
«In dem Bericht, den ich getippt habe, stand nichts von einem Problem mit ihrer Blutprobe …»
«Wirklich?», fragte Rosen.
«Aber die Ergebnisse der Blutuntersuchung lagen da noch nicht vor. In dem Bericht ging es nur um den klinischen Befund.»
«Wer hat den erstellt?»
«Dr. Dempsey, Dr. Tom Dempsey. Er ist Mr. Gilling-Smiths leitender Assistenzarzt. Er ist kompetent, sehr gründlich. Gibt es ein Problem, bei dem ich Ihnen helfen kann, Mr. Rosen?»
«Ist es möglich, dass Dr. Dempsey meine Frau an Dr. Reid in der Hämatologie weitergeleitet hat?»
«Vollkommen.»
«Aber Sie wissen nichts über diesen Vorgang?»
«Das kommt hier andauernd vor. Tom Dempsey ist einer der gewissenhaftesten Ärzte, die ich aus meiner Arbeit kenne, und ich bin schon viele Jahre beim National Health Service. Dr. Dempsey und Dr. Reid verstehen sich gut. Dr. Dempsey hat den Bericht während der Sprechstunde diktiert. Das Diktiergerät erhalte ich dann mittags zusammen mit den Patientenakten, das ist das übliche Procedere. Er hat Ihre Frau nach der Sprechstunde in die Abteilung Blutabnahme geschickt, um ihr Blut untersuchen zu lassen. Die Blutproben wurden am Nachmittag, vielleicht auch am späten Nachmittag, ans Labor weitergeleitet. Wie Tom nun mal ist, ist er direkt ins Labor gegangen, um schon einmal eine Rückmeldung zu bekommen. Er hat bei den Blutproben Ihrer Frau ein Problem entdeckt, Brian Reid angerufen und ihn um Hilfe gebeten. Was heißt, dass ich außen vor bin. Aber das kommt andauernd vor.» Sie lachte gutmütig. «Und dann rufen die Leute mich an und sagen: Wussten Sie denn nicht Bescheid? Darauf erwidere ich dann: Nein, ich bin kein Hellseher. »
«Aber die Sekretärin in der Hämatologie, würde die Bescheid wissen?»
«Nicht unbedingt. Wenn das etwas ist, was Tom und Brian spontan untereinander ausgemacht haben, nein. Wie schon gesagt, so was kommt vor. Die Verwaltung wird übergangen, damit es schneller läuft. Wenn Sie wollen, rufe ich in der Hämatologie an, schaue mal, ob dort etwas bekannt ist, und rufe Sie dann zurück.»
Es war schon fast halb zehn.
«Schon gut», antwortete Rosen, der gerade auf einem kostenpflichtigen Parkplatz einparkte. «Es sind nur noch ein paar Minuten bis zu dem Termin, und ich bin gleich da.»
«Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann, rufen Sie mich einfach an.»
«Vielen Dank, Sie waren mir eine große Hilfe.»
«Gern geschehen.»
Kurz darauf warf Rosen eine Münze nach der anderen in einen Parkscheinautomaten. Er schloss den Wagen ab und beeilte sich. Während er hektisch andere Passanten überholte, blickte er mit zunehmender Nervosität auf seine Uhr.
Am Eingang des
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