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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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waren und rasch zu ihm heraufkletterten. Er kauerte sich hinter einen Felsen und schrie sie mutig an. »An eurer Stelle«, rief er, »würde ich nicht näher kommen! Ihr werdet es bedauern, wenn ihr’s tut.« Die grimmigen Ritter kümmerten sich nicht darum und gingen weiter. »Es wird euch teuer zu stehen kommen«, schrie Spam, nicht gerade sehr überzeugend. Doch die Neun kamen näher, und Spam verlor die Nerven. Er holte sein weißes Taschentuch heraus, schwenkte es und deutete in die Richtung seiner abgehauenen Freunde. »Verschwendet eure Zeit nicht mit mir. Der mit dem Ring flitzt da lang!«
    Als er das von unten hörte, zuckte Frito zusammen und nahm seine dicken Beine unter die Arme. Stapfers lange, wenn auch lahme Gliedmaßen hatten ihn schon über die Brücke und ans andere Ufer gebracht in die Sicherheit des neutralen Elbenreichs. Frito sah ihm nach. Er würde es wohl nicht rechtzeitig schaffen.
    Sichtgeschützt durch ein Dornengestrüpp beobachtete Stapfer vom Flussufer aus das tödliche Wettrennen.
    »Eil dich ein bisschen mehr«, rief er aufmunternd, »denn die Bösewichter sind direkt hinter dir!« Dann hielt er sich die Augen zu.
    Das Gerumpel von Schweinefüßen wurde in Fritos Ohren immer lauter, und er konnte das tödliche Schwirren ihrer entsetzlichen Nozdruville-Schläger hören. Er legte einen letzten, verzweifelten Spurt ein, stolperte aber und rutschte ein Stück weiter, bis er kurz vor der Grenze liegen blieb. Vor boshaftem Vergnügen schnatternd, kreisten ihn die Neun ein, und ihre schielenden Reittiere grunzten nach Fritos Blut.
    »Blut! Blut!«, grunzten sie.
    Erschreckt blickte Frito auf und sah, wie sie ihn langsam umringten und der Tod in Reichweite war. Der Anführer der Bande, ein großes, vierschrötiges Gespenst mit verchromten Beinschienen, lachte brutal und hob seine Keule.
    »Hi, hi, hi, du dreckiges Nagetier! Jetzt geht der Spaß los!«
    Frito duckte sich. »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte er – sein beliebtester Bluff.
    »Ach!«, schrie ein ungeduldiger Nozdrul, der, wie es der Zufall wollte, Achaz hieß. »Los, lasst uns das kleine Ekel fertig machen. Der Chef sagte, wir sollen ihm den Ring abnehmen und ihn auf der Stelle kaltmachen.«
    In Fritos Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er beschloss, seine letzte Karte auszuspielen.
    »Na, das ist mir schon recht«, sagte Frito, »denn ich möchte wirklich nicht, dass ihr mir Ärmstem auch das noch antut!« Und er ließ seine Augen hervorquellen und wie Kugellager rollen.
    »Ha, ha, ha«, lachte ein anderer Reiter, »was glaubst du denn könnte schlimmer sein als das, was wir mit dir tun werden?« Die Unholde kamen näher, um zu hören, was für eine entsetzliche Angst Frito in seinem Busen hegte.
    Der Boggie pfiff und tat so, als spielte er Banjo. Dann sang er einen Vers von »Old Man River«, während er mit schlurfenden Schritten hin und her ging, sich den wolligen Kopf kratzte und einen Cakewalk tanzte, sich dabei Wassermelonenkerne aus den Ohren zog, alles im richtigen Rhythmus.
    »Tanzen kann er bestimmt«, murmelte einer der Reiter.
    »Sterben wird er bestimmt«, schrie ein anderer mordgierig.
    »Sicher werde ich sterben«, sagte Frito gedehnt, »ihr könnt fast alles mit mir machen, Brüder Nozdrul, solange ihr mich bitte nicht in das Dornengestrüpp da drüben werft!«
    Da lachten die sadistischen Reiter schallend.
    »Wenn es das ist, was dir am meisten Angst macht«, brüllte eine Stimme voller Bosheit, »dann werden wir genau das tun, du kleiner Hanswurst!«
    Frito wurde von einer hornigen schwarzen Hand gepackt und weit über den Gallweinfluss in das stachelige Gebüsch am anderen Ufer geschleudert. Frohlockend stand er auf, fischte den Ring heraus und überzeugte sich, dass er noch an der Kette hing.
    Aber die schlauen Reiter ließen sich durch Fritos List nicht lange täuschen. Sie sprengten auf ihren sabbernden Schweinen zur Brücke, um den Boggie und seinen kostbaren Ring wieder einzufangen. Aber wie Frito voll Verwunderung sah, wurden die Schwarzen Neun am Fuß der Brücke von einer in schimmernde Gewänder gekleideten Gestalt aufgehalten.
    »Zoll, bitte«, verlangte die Gestalt von den verblüfften Reitern. Die Verfolger waren von neuem sprachlos, als sie auf ein rasch beschriftetes Schild verwiesen wurden, das an einem Pfosten angenagelt war:
     
    Gemeindebrücke Elbenstadt
    Einzelreisende: 1 Heller
    Zweiachsige Heuwagen: 2 Heller
    Schwarze Reiter: 45 Goldstücke
     
    »Lass uns hinüber!«,

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