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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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und doch, zur gleichen Zeit, konnte sie es nicht aushalten, ihn anzublicken.
    »Du stammst aus den Wüstenclans, hast du gesagt. Aus welchem denn? Wie heißt er?«
    Tallis zögerte, ehe er antwortete. »Jalwalah«, sagte er schließlich leise.
    »Warum hast du ihn verlassen?«
    Sein Gesicht nahm einen verschlossenen Ausdruck an; er wandte den Blick ab und starrte lange auf den Boden. Als er zu sprechen anfing, war seine Stimme flach und verkrampft, als ob er seine Worte aus einer tiefen Schlucht ziehen müsste. »In den Clans gibt es Dinge, die ein Mann nicht tun darf, und Vorschriften, wie er nicht sein darf. Ich habe diese Regeln gebrochen. Andere Clansmänner sind gestorben.«
    Er brach ab und umklammerte mit den Händen so fest seine Knie, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Shaan spürte die Anspannung in ihm, scharf wie eine Messerklinge, und einen entsprechenden Schmerz, wie eine Antwort darauf, in ihren eigenen Eingeweiden.
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, dann zögerte sie. »Du musst mir das nicht erzählen.«
    »Doch, das sollte ich.« Seine Augen sahen gequält aus. »Du musst das wissen. Ich trage etwas in mir, das falsch ist, etwas … Sonderbares. Ich kann die Drachen spüren. Ihr Blut … ruft nach mir.« Wieder sah er weg, starrte auf seine Hände und rieb sich mit den Fingern über den rauen, fleckigen Stoff seiner Hose. »Wir waren
draußen auf der Jagd. Jared war bei mir, ebenso wie Haldane, der Mann, den ich als meinen Vater kannte, meine Mutter und viele andere. Wir hielten nach Sandziegen Ausschau, als die Biester kamen. Es waren zwei Drachen, aber nicht wie jene, die ihr hier habt. Diese waren größer, und ihre Häute waren schwarz. Sie griffen uns an, aber sie gingen langsam dabei vor und spielten mit uns.« Er biss die Zähne zusammen. »Der Mann, von dem ich dachte, er sei unser Vater, wurde getötet, und irgendetwas geschah mit mir. Ich weiß nicht, was es war, aber ich sagte irgendetwas zu den Tieren … redete mit ihnen in einer Sprache, die ich nicht kannte, und da drehten sie ab und ließen uns in Ruhe. Aber ihn konnte ich nicht retten. Haldane starb dort im Sand.«
    »Hast du deinen Clan deshalb verlassen?«, fragte Shaan leise, und Tallis’ Blick streifte sie kurz, ehe er ihn wieder abwandte.
    »Spürst du die Drachen, Shaan? Kannst du sie auch auf diese Weise in deinem Innern fühlen?«
    Sie zögerte. Seine Augen waren so voll schierem Schmerz und von Hoffnung, dass sie wegsehen musste.
    »Nein, nicht so. Aber ich fühle mich zu ihnen hingezogen, und einer von ihnen, ein alter Drache«, sie schluckte, »hat in meinem Geist mit mir gesprochen. Ich wurde ohnmächtig …« Sie brach ab.
    »Was glaubst du, warum wir so sind?«, fragte er, doch sie zuckte nur mit den Achseln.
    »Die Reiter sprechen mit den Drachen, vielleicht sind wir so etwas wie sie?« Aber sie wusste, dass der Zweifel in ihrer Stimme mehr als offenkundig war. Sie waren nicht wie die Reiter. Sie waren etwas anderes . Arak-si . Die Stimme des Drachenschwarm-Bewusstseins kam ihr in den Sinn, aber sie schob sie wieder weg. Tallis konnte sie nicht davon erzählen. Noch nicht.
    »Wenn wir Bruder und Schwester sind, wie du sagst, wo ist denn dann unser Vater?«
    »Ich weiß es nicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Mutter sagte, er sei tot, aber ich bin mir nicht sicher. Mir kommt es nicht so vor, als ob das stimmt. Vielleicht ist es sein Vermächtnis, das uns so sein lässt.«

    Shaan wurde kalt, als ihr weitere Worte einfielen, die Nuathin ihr gegenüber geäußert hatte: Wer war sein Brüter? Und der davor und der davor? Hat er dich geschickt?
    »Erzähl mir«, begann sie, um die Gedanken zum Schweigen zu bringen. »Erzähl mir von deiner - unserer - Mutter.«
    Ein kleines, vorsichtiges Lächeln stahl sich auf seine Lippen. »In Ordnung.« Und er begann von der Frau zu berichten, die Mailun genannt wurde, und einem Clan namens Jalwalah.
    In der Mitte der Erzählung kehrte Jared mit Brot und einem Teller mit grünen Oliven und Käse zurück. Sie teilten das Essen, und Jared gesellte sich zu ihnen. Er erzählte Shaan Geschichten aus ihrer Kindheit und von Jagden, auf die sie gemeinsam gegangen waren, und oft machte er Scherze auf Tallis’ Kosten, während seine braunen Augen Shaan amüsiert anfunkelten. Später dann berichtete Shaan von ihrem Leben in Salmut. Von den Drachen und ihren Reitern, von der Führerin hoch oben in ihrem Palast auf dem Hügel und von den Glaubenstreuen: Männern, die den Geist eines

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