Der Herr Der Drachen: Roman
sah durch die flatternden Strähnen hindurch zu Balkis, der ihr nachstarrte, während Nuathin sie davontrug.
32
T allis schnitt Jared mit dem Messer den Mantel vom Rücken. Darunter kamen Fetzen seines Clanhemdes zum Vorschein, die an seiner Haut festklebten, und ein klaffender Riss zog sich vom rechten Schulterblatt hinunter bis zur Hüfte. Jared war bleich, und sein Atem ging flach. Zum Glück hatten die Klauen des Biests sein Rückgrat verfehlt, doch auch so konnte Tallis Knochen zwischen dem aufgerissenen Fleisch erkennen.
Immer wieder dachte er an die Worte, die der Drache ihm in seinem Geist aufgedrängt hatte. Arak-ferish . Das Tier hatte ihn eigentlich töten wollen, aber etwas hatte es zurückgehalten. Und das stand in Zusammenhang mit eben diesen Worten; Tallis hatte Angst in den Augen des Drachen gesehen, als er die Worte zischte, und er hatte die Furcht im Blut des Biests gespürt. Es war die gleiche Furcht, die er an jenem Tag in der Wüste aufgefangen hatte. Es war beinahe, als fürchteten sich diese Tiere vor ihm, aber aus welchem Grund?
»Hier, benutz das, um die Blutung zu stillen.« Attar reichte ihm ein dickes Stoffbündel. Tallis nahm es und presste es auf die Wunde, dann band er es mit Streifen von Jareds Hemd um den Oberkörper seines Freundes, damit es nicht verrutschen konnte.
»Danke.« Er sah zum Reiter empor.
Attars Gesicht war grimmig im flackernden Licht der Fackel, die er bei sich trug, »Er hat viel Blut verloren. Wir müssen ihn zu einem Heiler bringen.«
»Können uns denn die Drachen immer noch tragen?« Tallis sah zu Marathin und Haraka. Beide hatten tiefe Verletzungen davongetragen und kauerten eng beieinander, aber die Wunden schienen ihnen nichts auszumachen.
Attar nickte. »Drachen heilen schnell. Die sind aus härterem Stoff als wir gemacht.« Er runzelte die Stirn, als er den Hauptmann aus dem Landhaus kommen sah. »Ich bin gleich wieder da«, sagte er und ging davon.
Als die Patrouille angekommen war, war das Biest noch nicht lange verschwunden, und nun durchsuchten sie das Haus und die umliegende Gegend. Tallis sah Attar mit dem Hauptmann sprechen, dann kehrte er wieder zu ihm zurück.
»Sie haben den Leichnam eines Mannes nicht weit vom Haus entfernt gefunden. Ich würde sagen, dass es sich dabei um den Ehemann der Frau handelt. Sie werden die Toten mit zurück ins Lager nehmen.«
Und auch Brens Leiche würden sie mitnehmen, dachte Tallis. Er hatte den jungen Mann nicht sonderlich gemocht, aber Bren hatte sich den Biestern mutig in den Weg gestellt. Ein solches Schicksal hatte er nicht verdient.
»Brens Tod tut mir leid, Attar. Er hat gut gekämpft. Ich werde dafür beten, dass er Ruhe und Schatten findet.«
Der Reiter nickte und beobachtete, wie die Soldaten Brens leblosen Körper zu dem wartenden Muthu trugen. »Wir müssen dafür sorgen, dass Jared nicht das Gleiche blüht, Clansmann. Aber es bringt nichts, ihn zum Lager zu schaffen, denn sie haben keine Heiler dort.«
Tallis bekam einen Schreck. »Keinen einzigen?«
Attar schüttelte den Kopf. »Unsere beste Chance ist es, ihn auf Haraka zu binden und in die Wildlande zu fliegen. Wir sind jetzt nicht mehr weit vom Dschungel entfernt und sollten es also noch schaffen. Dort wird es Wasser geben, und die Drachen könnten eine Siedlung der Waldleute finden. Ich habe gehört, dass deren Heiler gut sein sollen.« Er machte eine Pause. »Er wird sterben, wenn wir hierbleiben.«
Tallis schluckte. Er wollte Jared keiner Bewegung aussetzen, aber Attar hatte recht. Jareds Gesicht war so bleich und sein Atem so schwach, dass Tallis sehen konnte, wie gefährlich nah Kaa schon gekommen war.
»Bist du sicher, dass sie uns helfen werden?« Er sah zu dem Krieger hoch.
»Ja, Marathin ist sich sicher.« Attar schaute ihm fest in die Augen. »Es ist die einzige Chance, Clansmann.«
Marathin war sich sicher? Tallis starrte zum Drachen hinüber. Seit dem Angriff hatte er nichts mehr von ihr gespürt, und Haraka ignorierte ihn völlig. Vielleicht waren sie durch ihre eigenen Verletzungen abgelenkt. Vielleicht hatten sie aber auch verstanden, was der schwarze Drache zu ihm gesagt hatte. Wenn sein Erdbruder sterben würde, dann wäre alles vergebens gewesen, seine Anwesenheit hier genauso wie die seltsame Suche, auf die die Träumerin ihn geschickt hatte. Er schaute in Jareds fahles Gesicht und wünschte sich, sie wären in der Wüste, wo er Pflanzen finden könnte, die Jared heilen würden. Aber das waren sie nicht. Er
Weitere Kostenlose Bücher