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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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grimmig, und Tallis wusste, dass er seine Zweifel hatte, ob sie es noch rechtzeitig schaffen würden.
    »Ich werde ihn nicht sterben lassen«, sagte Tallis.
    Attar sah ihm in die Augen und nickte, dann deutete er auf Tallis’ Schulter. »Willst du, dass ich deine Wunde versorge?«
    Doch Tallis drehte sich weg. »Das kann warten.« Er setzte sich neben Jared und versuchte, ihm noch etwas mehr Wasser einzuflößen. Seine eigene Schulter fühlte sich steif an, tat weh und die Wunde brannte heiß, aber er schenkte der Verletzung keine Aufmerksamkeit. Anfangs hatte er sie noch ein paar Mal gesäubert, aber alles Material für Verbände, das sie hatten, brauchten sie für Jared. Später würde noch genug Zeit sein, sich um seine eigene Wunde zu kümmern. Die Worte des Drachen quälten ihn. Arak-ferish . Was hatte das zu bedeuten?
    Attar und Tallis teilten sich das Essen, dann stiegen sie wieder auf die Drachen und flogen in die dunkle Nacht hinein, die
schwarz wie eine Höhle war. Die Wolken verdeckten die Sterne, und die Männer konnten kaum erkennen, was vor ihnen lag, abgesehen vom gelegentlichen Aufblitzen in den Augen eines der Drachen. Das wurde jedes Mal von einem tiefen Grollen über ihnen begleitet, wie übereinanderrollendes Gestein. Weit weg im Norden erhellte ein gezackter Lichtblitz den Himmel. Tallis wusste nicht, ob sie in den Sturm hineinfliegen würden oder vor ihm davonjagten, und es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Er war erschöpft, und das Einzige, was ihn wach hielt, war seine Sorge um Jareds Leben.
    Dann endete die Nacht. Die Sonne ging auf, und sie überflogen eine seltsame Landschaft. Die Wolkendecke war ein wenig dünner geworden, und manchmal drangen die Sonnenstrahlen hindurch, aber den Großteil des Tages reisten sie in gedämpftem, weichem Licht durch die feuchte Luft.
    Und schließlich ging an einem weiteren Tag die Sonne unter. Tallis sah eine dunkle Schattenbank vor sich, die sich am Horizont ausbreitete. Sie schien alles Licht zu schlucken, und er konnte weder Umrisse noch Einzelheiten ausmachen. Es war nichts als eine schwarze Masse, die sich aus der Erde erhob, höher an einigen Stellen, niedriger an anderen, wie eine Gebirgskette aus Schatten und Nebel.
    Bei diesem Anblick schlug sein Herz schneller, und ein seltsames Gefühl des Unbehagens wuchs in ihm. Dies mussten die Wildlande sein. Als sie näher kamen, wurde die Luft immer schwerer von der Feuchtigkeit, und dicke Wolken zogen am nächtlichen Himmel dahin. Das Licht nahm ab, und dunstige Schwüle hing in der Luft, der Tallis an Alter und Verfall denken ließ.
    Die Drachen flogen weiter, und hinter ihm stieß Haraka einen leisen, klagenden Ruf aus, bei dem Tallis die Nackenhaare zu Berge standen. Marathins Schrei war wie ein Echo. Tallis fühlte, wie das kaum bemerkbare Vibrieren in seiner Brust zurückkehrte. Sofort war er hellwach, aber er war sich nicht sicher, ob es von Haraka oder Marathin ausging oder vielleicht auch aus der Dunkelheit unter ihnen aufstieg. Besorgt beobachtete er, wie die zerklüftete
Landschaft auslief und durch einen dichten, dunklen Baldachin aus Baumkronen ersetzt wurde, der sich schier endlos in beide Richtungen auszubreiten schien. Vor ihnen erhob sich eine düstere Reihe von Bergrücken, deren Gipfel nebel- und wolkenverhangen waren.
    Dünne Rauchsäulen wanden sich wie Spiralen empor, und die Baumdecke schien nirgends durchlässig zu sein. Doch dann stieß Marathin vor ihnen mit einem Mal in die Dunkelheit hinab. Tallis blieb keine Zeit, sich über den Grund dafür zu wundern, denn einen Moment später war auch Haraka durch die gleiche schmale Öffnung im Blätterdach durchgeschlüpft. Nun flogen sie über einem Fluss, der sich durch den Dschungel schlängelte und breit genug war, dass die Drachen nebeneinander den Fluss entlangsegeln konnten, auch wenn ihre Flügelspitzen beinahe die Bäume berührten.
    Tallis blinzelte und strengte sich an, etwas zu sehen. Die Ufer waren dicht bewachsen. Am Rande des Wassers erkannte er die dunklen Umrisse von Bäumen, sonst jedoch kaum etwas. Manchmal rauschten sie über einen umgestürzten Stamm hinweg, der den Flusslauf etwas verlangsamte. Die Luft war zum Schneiden dick und warm. Nach einiger Zeit wurde der Strom etwas breiter. Nun blieb ein deutlicher Spalt zwischen den Schwingen der Drachen und der Flussböschung, und als sie einer leichten Biegung folgten, kam ein Uferstrand in Sicht. Ein schmaler Halbmond aus schwarzem Sand bildete eine Barriere für

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