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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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aufsah, hatte sich der Gesichtsausdruck des Clan-Führers nicht verändert. Er musterte ihn noch einen Moment länger, dann schulterte er seinen Speer und ging davon. Tallis wurde das Herz schwer, als sich Zweifel und Sorge wie ein Stein darauflegten.
     
    Der Rückweg zu den Jalwalah-Höhlen kam ihm länger als jemals sonst vor. Vier Männer gingen voran und trugen den Leichnam seines Vaters, eingehüllt in einen Ledersack, der zwischen zwei
Stangen befestigt worden war. Dahinter folgten die Jäger, immer zwei nebeneinander, dem kaum sichtbaren Pfad durch die Wüstenebene. Der Sand, der bis zum Horizont reichte, hatte jetzt eine hellgelbe Tönung und waberte in der Hitze. Felsenansammlungen und graue, dornige Gewächse waren wahllos in der Gegend verstreut, und in weiter Ferne war ein langer, dunkler Schatten zu erkennen, der die Wüste vom Himmel trennte. Die Schwarzen Berge. Die scharfkantigen, unbewachsenen Gipfel bildeten die Grenze zwischen der Wüste und dem Land dahinter. Tallis war noch nie jenseits davon gewesen, aber er hatte gehört, dort wuchsen viele Bäume, einige so groß, dass sie den Himmel verdunkelten. Die einzigen Bäume, die er kannte, waren die vereinzelten, gedrungenen Bäume der Wüste. Er ließ den Blick auf der schimmernden Linie ruhen, während er schweigend neben Jared dahintrottete. Vielleicht würde er die riesigen Bäume bald zu Gesicht bekommen. Der Gedanke bedrückte ihn, und er schlug die Augen nieder. Links von ihm stieg der Sand an und bildete die erste einer Reihe von Dünen. Hohe, weiche Gipfel reichten von hier bis in die Gegend hinter den Jalwalah-Landen ins Herz der Wüste und an die Gegend der anderen Clans heran. Dies waren die wilden Raknah, die Halmahda, die Shalneef und die Baal. Sie würden den Sohn eines anderen Clans niemals willkommen heißen.
    Er atmete tief ein und sog die heiße Luft in die Lungen. Der quälende Schmerz in seiner Brust machte ihm zu schaffen. Er konnte nicht aufhören, das Gesicht seines Vaters zu sehen, wie er sterbend im Sand lag, und so starrte er verzweifelt auf den Rücken des Jägers, der vor ihm lief. Er hatte etwas getan, was noch nie ein Mann zuvor getan hatte, aber er konnte sich nicht daran erinnern, wie es geschehen war. Vielleicht waren es die Tiere selbst gewesen, die ihn beeinflusst hatten? Aber das stimmte nicht, flüsterte eine Stimme. Es war von ihm ausgegangen. Er wusste das mit einer Gewissheit, von der ihm übel wurde. Kalte Furcht umschlang seine Knochen und nistete sich in ihm ein.
    Kaum spürte er noch die Hitze des Sandes unter seinen Füßen oder die Sonne auf seinem Kopf. Er schaute zu seiner Mutter
hinüber, die alleine lief. Sie hatte alle zurückgewiesen, die ihr Gesellschaft angeboten hatten, und wanderte steif, mit durchgedrücktem Rücken und hoch erhobenem Kopf. Der Schmerz angesichts ihres und auch seines eigenen Verlustes drohte Tallis in zwei Hälften zu zerreißen.
    Heute Nacht würde der Clan seinen Vater im heiligen Sand waschen und ihn den Führern zurückgeben. Heute Nacht würden die Stimmen der Frauen die Wüste mit der Totenklage erfüllen, und heute Nacht würde der Rat den Kreis der Führer einberufen werden. Eine solche Angelegenheit duldete keinen Aufschub.
    Mit jedem Schritt grub sich die Angst tiefer in ihn, und er starrte mit leerem Blick vor sich hin, während seine Gedanken einander umschwirrten wie Sand in einem Wirbelsturm. Immer im Kreis, tiefer und tiefer in ihn hinein, schraubte sich das eine Wort, das seiner Furcht Nahrung gab: Ausgestoßener.

9
    D ie Vorbereitungen für die Begräbniszeremonie begannen beinahe unmittelbar nach ihrer Rückkehr zum Brunnen. Ein Läufer war ausgeschickt worden, um den Clan auf ihre Ankunft vorzubereiten, und als die Jagdgruppe die große Höhle betrat, standen alle schweigend da und beobachteten den Einzug. Shila, die Clan-Träumerin, trat vor und sprach leise mit Karnit. Währenddessen brachten die Männer, die den Leichnam trugen, Haldane weg, damit er darauf vorbereitet wurde, zu Kaa geschickt zu werden.
    Tallis konnte niemanden ansehen. Er fühlte sich seltsam ausgeschlossen und fror, als er neben seiner Mutter wartete. Die Träumerin wandte sich ihnen zu und packte Mailun am Arm, um sie zurück zu ihrer Familienhöhle zu begleiten. Tallis folgte den beiden Frauen, und obwohl er die Augen niedergeschlagen hielt, spürte er die Blicke der Clanmitglieder, die beiseitetraten, um sie durchzulassen. Doch er bemerkte es kaum, wie Jared ihm die Hand auf die

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