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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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sich, er wäre mit Jared draußen zum Jagen. Sein Erdbruder war früh an diesem Morgen mit fünf anderen aufgebrochen, aber man hatte ihm nicht erlaubt, sich der Gruppe anzuschließen. Er wusste nicht, ob man ihm je wieder so weit trauen würde, dass man ihn zur Jagd gehen ließe. Was würde dann noch bleiben? Würde er an diesem Ort von nun an nur noch ein halbes Clanmitglied sein, nur noch gut dafür, den Muthus hinterherzufegen und die Waffen zu schärfen?
    Er hob den Blick, als er durch die Große Halle ging. Die Feuerstelle war kalt, aber Irissa und drei andere Frauen saßen dennoch dort. Sie warfen ihm kurze, scheue Blicke zu und verfolgten seine Bewegungen aus den Augenwinkeln. Er änderte seine Richtung und steuerte nunmehr den Höhleneingang an, aber plötzlich kam eine größere Gruppe Männer herein und versperrte ihm den Weg. Unter ihnen befand sich Thadin, der ihm einen grimmigen Blick zuwarf. Tallis machte eine Kehrtwendung, um zur Mitte der Höhle zu gelangen. Jetzt kam er nahe an Irissas Gruppe vorbei,
und er sah Jareds Schwester unwillkürlich an, als er an ihr vorbeiging. Ihre Blicke kreuzten sich, und eine Sekunde lang glaubte er, sie würde ihn ansprechen. Sie war schon halb aufgestanden, zögerte dann jedoch, und in diesem Moment zog Marita sie wieder herab, flüsterte etwas und musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie ihm ganz andere Blicke zugeworfen. Tallis lief weiter und tat so, als hätte er nichts bemerkt.
    Er erreichte die Tunnel, die zu den Quellen führten, und atmete tief die warme, feuchte Luft ein, als er weiter hinabstieg. Der Hauptgang führte zu den großen Gemeinschaftsquellen, doch er mied diese und bog stattdessen in eine schmalere Abzweigung ein, die zu einigen Quellen tief in den Höhlen führte, die nur für ein oder zwei Personen groß genug waren. Das einzige Geräusch hier unten war das langsame Tropfen und Blubbern von Wasser, das aus der Erde aufstieg. Kleine Lampen sorgten für gedämpftes, grünes Licht und verströmten einen erdigen, süßen Duft. Er nahm eine aus ihrer Halterung und trug sie zu der allerletzten Quelle am Ende des Tunnels - ein Ort, den er inzwischen häufiger aufsuchte.
    Heute kam aus dieser engen Höhle bereits Licht. Karnit saß am Rande des Wassers. Tallis blieb stehen, doch der Clanführer hatte ihn schon gesehen, hob eine Hand und winkte ihn zu sich.
    »Komm rein, Junge.«
    Langsam näherte sich Tallis. Karnit ließ die Füße im kleinen Tümpel baumeln; Luftblasen stiegen im schwarzen Wasser empor. Der Mann sah Tallis durch den wabernden Dampf entgegen. Der Schein der Lampe ließ die Knochen seines Gesichtes scharf hervortreten und malte tiefe Schatten auf seine eingefallenen Wangen.
    »Setz dich«, sagte er.
    Tallis zögerte.
    »Nun, bist du hergekommen, um dich zu waschen und deine Muskeln zu entspannen, oder nicht?«
    »Hast du nach mir gesucht, Anführer?«, fragte Tallis.

    Karnit spähte durch das schummrige Licht zu ihm, und er ließ seine Füße im Wasser vor- und zurückschnellen.
    »Ich komme häufig hierher. Diese Quelle hat das heißeste Wasser, was gut für meine alten Füße ist, und sie ist fast immer unbesetzt. Geh nur hinein, wenn du das möchtest, Junge.« Er senkte den Blick und verfiel in Schweigen.
    Unheilvolle Vorahnungen schnürten Tallis die Brust ein. Karnit log. Er hatte ihn noch nie zuvor hier unten gesehen; der Anführer hatte seine eigene Quelle, die nur er nutzte. Und doch konnte er sich nicht einfach umdrehen und hinausgehen. Karnit hatte mit ihm gesprochen und ihn eingeladen, mit ihm das Wasser zu teilen, also durfte er ihn nicht vor den Kopf stoßen, indem er nun einfach verschwand. Ihm war unbehaglich zumute, als er die Lampe abstellte, rasch seine stinkende Kleidung abstreifte, sich in das kleine Wasserloch gleiten ließ und sich so weit wie möglich vom Anführer entfernt und so nah wie möglich am Eingang der Höhle niederließ. Das Wasser war sehr heiß und reichte ihm beinahe bis zu den Schultern. Er konnte eine Strömung am Grund spüren; die Luftbläschen drängten sich an seinen Zehen vorbei, da das Wasser durch ein Loch aufstieg, das tief in die Erde reichte.
    Einige Zeit saßen sie schweigend dort. Wasser tropfte von der Decke.
    »Ich habe meine Mutter nie kennengelernt«, brach der alte Jäger unerwartet die Stille. »Sie starb in der Nacht, in der ich geboren wurde, während der Sturmzeit.«
    Tallis rührte sich nicht, antwortete nichts und starrte ins

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