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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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sorgfältig ausgewählt, und die Mehrzahl von ihnen war mindestens fünf Jahre älter als er selbst. Er sah zu dem Jäger neben ihm. Zwar war Penrit in seinem Alter, und er kannte ihn seit ihrer Kindheit, aber Penrit hatte ihn schon als Junge nicht besonders gemocht, und nun hielt er sein Gesicht mit der spitzen Nase starr nach vorne gerichtet und lief schnellen Schrittes, um einige Entfernung zwischen sich und Tallis zu bringen.
     
    Der Tag schleppte sich dahin. Die Sonne brannte heiß auf Tallis’ Rücken, und ein unbestimmtes Gefühl von Furcht lag in der Luft. Was war Karnits Plan, und wann würde er zuschlagen? Gedanken und Möglichkeiten kreisten unaufhörlich in Tallis’ Kopf. Er war die ganze Zeit über angespannt, und seine Sinne waren geschärft, während er versuchte, aufmerksam zu beobachten, was die Männer um ihn herum taten, und gleichzeitig ein wachsames Auge auf den Horizont zu haben, ob sich irgendeine Spur der schwarzen Drachen zeigte. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was er tun würde, wenn die Tiere sie hier draußen erneut aufspüren würden.
    Ein einziges Mal an diesem Tag hielt die Gruppe an und machte Rast an einem sandverwehten, alten Brunnen, um die Wasserschläuche aufzufüllen. Tallis war der Letzte, der seinen Vorrat aufstocken konnte, und er sah, wie Karnit ihn beobachtete, als er sich aus einem uralten Eimer Wasser in seinen Lederschlauch füllte.
    Die Augen des Anführers waren zusammengekniffen und unergründlich, und nach einem Moment wandte er seinen Blick ab und sagte zu den anderen: »Wir machen uns auf den Weg zum Gestohlenen Brunnen. Kommt!« Er drehte sich um, und die Männer folgten ihm.
    Tallis versuchte, sich ans Ende der Gruppe zurückfallen zu lassen,
doch er wurde von einem alten Jäger namens Relldin aufgehalten. Seine Augen waren hart wie Granit, und er verzog verächtlich seinen Mund, als er Tallis einen Stoß gab, damit er wieder neben Penrit lief. Der junge Jäger warf ihm einen eisigen Blick zu, und Tallis schaute weg.
     
    Die Sonne senkte sich, und die Gruppe erreichte den Brunnen, als der erste kühle Abendhauch über die Dünen wehte. Der Gestohlene Brunnen war ein Ring von Felsen am Rande des Jalwalah-Gebietes. Seinen Namen hatte er erhalten, um an den Erfolg des Clans zu erinnern, denn er wurde den Raknah abgerungen, lange bevor Tallis geboren wurde. Große Felsbrocken, deren Ränder von Sand und Wind geglättet waren, bildeten einen beinahe vollkommenen Kreis um eine sandige Fläche und waren nach oben hin zum Himmel geöffnet. Eine kleine, unterirdische Quelle sprudelte an einer Seite des Kreises unter rotem Gestein hervor und sammelte sich zu einem kleinen Teich, ehe sie wieder versickerte. Karnit wies die Männer an, ihre Schlafmatten innerhalb des Steinkreises auszubreiten. Es war ein ungemütliches Lager. Tallis bereitete seinen eigenen Ruheplatz in einiger Entfernung von der Quelle und so weit weg wie möglich von den anderen vor, dann zog er einen Streifen Trockenfleisch aus seinem Bündel und kaute darauf herum. Die meisten der übrigen Männer füllten ihre Wassersäcke und unterhielten sich leise, während sie ihre eigenen Rationen getrockneten Fleisches oder kleine Reisebrote aus ihrem Gepäck holten. Heute Nacht würde es kein Feuer geben. Sie würden sich früh auf ihre Schlafmatten zurückziehen und am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang aufstehen, so sehr waren sie darauf erpicht, Schutz vor der Gefahr aus dem offenen, endlosen Himmel zu bekommen.
     
    Die Sonne war untergegangen und hatte nichts als eine lange, grünliche Färbung hinterlassen, die sich dort entlangzog, wo der Himmel auf die Erde traf. Bald würde es nur noch Schwärze und blinkende Sterne geben. Tallis fragte sich kurz, wie es wohl seiner
Mutter ging, aber dann zwang er seine Gedanken auf andere Pfade. Hier draußen gab es nichts, was er für sie tun konnte. Seine Aufgabe war es, zu überleben und wieder zurückzukehren. Aber selbst wenn ihm das gelang: Welche Zukunft lag dann vor ihnen? Wenn Karnit hier nicht erfolgreich war, was würde er ihnen dann später antun? Wie weit würde er gehen, um seinen Clan reinzuhalten? Tallis sah zu dem alten Mann, der auf der gegenüberliegenden Seite des Lagers saß und sich unterhielt, und zum ersten Mal dachte Tallis über ein Leben außerhalb der Clans, außerhalb der Wüste nach.
    Die Nacht wurde schwärzer, aber er fand nicht in den Schlaf. Stattdessen saß er mit dem Rücken gegen die Felsen gelehnt, starrte vor sich hin

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