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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Sklaverei verkauft?«
    »Ja«, setzte Laren hinzu und berührte leicht seinen Arm. »Wie bist du in die Sklaverei geraten, obwohl dein Vater ein mächtiger Häuptling war?«
    »Mein Vater starb, als ich noch sehr klein war. Meine Mutter vermählte sich mit einem anderen Wikinger, einem Krieger aus einer benachbarten Gegend. Ich erinnere mich, daß er kalt und streng war und nur schwarze Kleidung trug. Mit ihm kehrte Schweigen und Angst in Kinloch ein. So klein ich damals war, ich erinnere mich, daß er alle Bewohner in Furcht und Schrecken versetzte. Eines Tages ritt ich auf meinem Pony durch die Gegend und blieb bei jemanden stehen, den ich kannte. Während ich mit ihm redete, bekam ich einen Hieb auf den Kopf und fiel zu Boden. Man hielt mich für tot und ließ mich liegen. Aber ich war nur schwer verletzt. Ein Mann fand mich, pflegte mich gesund und verkaufte mich in Hedeby an einen Mann, der ... doch das gehört nicht hierher. Mein Stiefvater - ich erinnere mich nicht an seinen Namen - war ein grausamer, kalter Mann. Ich erinnere mich an seine unmenschliche Kälte. Als er die Stelle meines Vaters einnahm, wurde alles anders. Er steckte mit Sicherheit hinter dem Mordanschlag an mir. Er hatte nie die
    Absicht, mich großzuziehen. Warum er mich allerdings umbringen lassen wollte, ehe er meinen älteren Bruder, den rechtmäßigen Erben ausgeschaltet hatte, ist mir ein Rätsel. Nachdem ich aus dem Weg geräumt war, hat er meiner Mutter mit Sicherheit weitere Kinder gemacht. Was aus meinen Geschwistern wurde, weiß ich nicht. In meinem letzten Traum erkannte ich, daß er meiner Schwester Argana nachstellte. Sie war ein Kind von elf Jahren, aber er begehrte sie, und meine Mutter wußte Bescheid. Er prügelte meine Mutter, auch daran erinnere ich mich. Ich hörte ihre Schreie, hörte seine tiefe, dämonische Stimme, leise und kalt... und dazwischen ihre Schreie.«
    Cleve blickte von Merrik zu Laren. In seinen Augen funkelte tiefer Zorn. »Ich will nach Hause«, sagte er. »Ich hoffe, daß meine Mutter und meine Geschwister noch am Leben sind. Das alles liegt beinahe zwanzig Jahre zurück. Ich muß wissen, ob mein Verdacht sich bestätigt. Wenn mein Stiefvater mich töten wollte, und wenn er meinen Bruder getötet hat, hat er unseren Besitz an sich gerissen. Ich will Vergeltung.«
    »Ich begleite dich«, sagte Merrik und rieb sich die Hände. »Ich langweile mich hier tödlich. Kein einziger Raufhandel im letzten halben Jahr. Beim letzten Treffen des Althing in Kaupang wurde über lächerliche Beschwerden zu Gericht gesessen - ein Mann hatte seinem Nachbarn ein Schwein gestohlen. Für solche Nichtigkeiten lohnt sich die beschwerliche Reise nicht. Ich werde grau, bevor mein Schwert wieder einmal zum Einsatz kommt. Versprich mir, daß dein Land wild ist, und mein Schwert nicht untätig an meiner Seite hängen bleibt.«
    »Wilder, als du dir vorstellen kannst. Obwohl ich damals erst fünf Jahre alt war.«
    »Ich werde euch begleiten«, verkündete Laren. »Merrik hat recht. Es ist Zeit für ein Abenteuer.«
    Merrik machte den Mund auf, zog es aber vor, ihn wieder zuzuklappen.
    Cleve sagte gedehnt: »Ich kam als Ronin zur Welt, aber seit zwanzig Jahren bin ich Cleve. Und ich werde Cleve bleiben.«

KAPITEL 4
    Rouen, Normandie Palast von Herzog Rollo Hochsommer 924
    Herzog Rollo der Normandie, ein Mann mit scharfen Augen und starkem Willen und trotz seiner Jahre zu jedem Abenteuer bereit, beugte sich vor: »Laren hat mich von deinen Plänen unterrichtet, Cleve. Es ist auch mein Wunsch, daß du dir das holst, was dir zusteht, daß du deine Familie findest, obschon zwanzig Jahre ins Land gegangen sind. Es gibt nicht viele Menschen wie meinen Bruder Hallad und mich. Ha, dieser Hallad! Ich bin sicher, der zeugt noch auf dem Totenbett ein Kind.«
    »Da habt Ihr vermutlich recht, Sire«, antwortete Cleve. Larens Vater Hallad hatte mit seiner dritten jungen Frau in den fünf Jahren ihrer Ehe noch drei Sohne gezeugt. Er war ebenso gesund und kraftvoll wie Rollo. Cleve dachte an König Sitric von Irland, der an Lebensjahren gemessen steinalt war, aber das blühende Aussehen eines jungen Mannes hatte. Profitierten auch Rollo und Hallad von dem Zauber des alten Hormuze?
    »Ich würde gerne mit Euch die Einzelheiten der Hochzeit zwischen Wilhelm und Chessa, der Tochter von König Sitric, besprechen.«
    »Es ist höchste Zeit, und Wilhelm weiß es. Er ist von der Verbindung nicht sonderlich angetan, beugt sich aber der Vernunft. Er trauert

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