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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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hat dich beleidigt?«
    »Ja. Sie sagte, ich rede mit der Zunge einer Schlange und spucke honigsüße, leere Worte aus.«
    »Sie scheint nicht einfach zu sein, Cleve.«
    Cleve lächelte. Eigentlich war die Prinzessin nicht besonders schwierig. Und Wilhelm wußte mit Frauen umzugehen. Die Ehe zwischen den beiden versprach harmonisch zu werden.
    »Dieser Ragnor erhebt Ansprüche auf sie. Er will sie heiraten. Er ist ein Mann von einundzwanzig Jahren, aber er ist verwöhnt und selbstsüchtig. Ich glaube kaum, daß er eine Frau besonders liebevoll behandelt, die ihn fast vergiftet hätte.« Wieder lachte er. »Wir müssen aufpassen, daß Ragnor die Prinzessin nicht entführt, bevor sie wohlbehalten in Rouen eingetroffen ist.«
    »Ich werde sie persönlich abholen, Sire«, versicherte Cleve und wunderte sich, warum er das gesagt hatte. Er hatte sich vorgenommen, Chessa erst wiederzusehen, wenn sie an Wilhelms Seite vor einem christlichen Priester stand.
    Herzog Rollo schüttelte den Kopf. »Es sind bereits zwei meiner Kriegsschiffe nach Dublin unterwegs. Sie werden bald mit ihrer kostbaren Fracht zurückkehren. Wo ist eigentlich Laren? Ich will eine Geschichte von ihr hören.«
    »Ich glaube, sie und Merrik sind mit Taby zusammen. Merrik vermißt den Jungen sehr.«
    »Ja, ich weiß. Doch nun hat er eigene Söhne. Wie heißen die beiden gleich wieder? Ich werde in letzter Zeit vergeßlich.«
    »Kendrid und Harald, beide sind sie das Abbild ihres Vaters. Sie werden zu tüchtigen Männern heranwachsen. Doch Taby nimmt einen besonderen Platz im Herzen Merriks ein. Hoffentlich verübeln seine Söhne ihm das nicht eines Tages.«
    Herzog Rollo rieb sich wieder das Kinn, fühlte die welke
    Haut und runzelte die Stirn. »Nein«, meinte er sinnend. »Diese Prinzessin scheint mir keine gefügige Frau zu sein. Ob Wilhelm gezwungen sein wird, sie zu züchtigen?«
    »Ich fürchte, diese Maßnahme hätte bei ihr nicht die erwünschte Wirkung.«
    »Jede Frau wird gefügig, wenn sie ein Kind im Bauch trägt. Wilhelm muß umgehend dafür sorgen. Glaubst du, sie ist eine gebärfreudige Frau, Cleve?«
    Cleve ließ Chessas Bild vor seinem inneren Auge entstehen: mittelgroß, schlank, volle Brüste, kräftiges Becken. »Es scheint nichts dagegen zu sprechen, Sire.« Ja, sie würde viele Kinder gebären.
    Aber nicht Wilhelms Kinder. Nicht Ragnors Kinder.
    Als er den Herzog verließ, fragte sich Cleve, warum ihm dieser sündige Gedanke durch den Kopf geschossen war.
    Dublin, Irland Palast von König Sitric
    Sie hatte ein Netz voller Blausaiblinge gefangen und zog es lachend aus dem Fluß Liffey. Einem der Fische gelang es, aus dem Netz zu schlüpfen und zurück ins Wasser zu platschen. »Das hast du gut gemacht, Kleiner«, rief sie dem eilig davonschwimmenden Fisch nach.
    Chessa war allein. Brodan war von zwei Leibwächtern Siras zum Palast zurückgebracht worden. Er wollte nicht gehorchen, doch die Wächter waren unnachgiebig, denn sie hatten ihre Befehle. Chessa beschwichtigte ihn und bat ihn zu gehorchen. Sie konnten schließlich noch viele Saiblinge fangen. Sie liebte Brodan. Der achtjährige Junge war aufgeweckt und liebenswert wie sein Vater, Freya sei Dank. Er hatte keine von Siras schlechten Eigenschaften. Er war ein ernster Junge, studierte eifrig mit seinen christlichen Lehrern und spann sich häufig in eine eigene Traumwelt ein.
    Auf ihren Vater war sie allerdings wütend.
    Am frühen Morgen hatte er ihr eröffnet, daß zwei Kriegsschiffe von Wilhelm Langschwert vor Anker gegangen seien, um sie nach Rouen zu bringen. Die Abreise war für den morgigen Tag geplant.
    Mit vorgerecktem Kinn hatte sie sich dem König widersetzt: »Nein Vater, ich will diesen Wilhelm nicht heiraten. Ich will Dublin nicht verlassen. Ich will keinen Mann heiraten, den ich nicht kenne. Ich weigere mich. Und außerdem ist er beinahe so alt wie du. Ich will keinen Mann heiraten, der mein Vater sein könnte.«
    Er beherrschte sich nur mühsam. Sie sah, wie er die Schultern straffte, und wie seine Lippen schmal wurden. »Männer sind in jedem Alter ansehnlich. Und außerdem ist Wilhelm erst dreißig. Er ist kein alter Mann.«
    »Auch Frauen sind in jedem Alter ansehnlich. Soll dieser Wilhelm doch eine Frau seines Alters heiraten. Er ist zwölf Jahre älter als ich.«
    »Er braucht eine junge Frau, die ihm Kinder in die Welt setzt.«
    »Ich will nicht wie Sira werden, die ein Kind nach dem anderen wirft. Mehr bringt sie doch nicht zustande. Und außerdem ist sie eine

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