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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Brust. Die tapferen Wikingerkrieger kämpften bis zum Umfallen. Keiner dachte daran, sich zu ergeben. Nur drei überlebten das Abschlachten mit schweren Verletzungen.
    Kerek hatte seinen Prinz verteidigt. Nun stand er im Bug in Erwartung des letzten tödlichen Schlages. Ragnor, der Feigling, hatte hinter ihm Deckung gesucht. Plötzlich schnellte er hinter Kereks Rücken hervor, griff sich Utta, hielt sie wie einen Schild vor sich und zog sein Messer aus dem Gürtel. »Ruf deine Leute zurück, sonst stirbt sie.«
    Es herrschte lähmende Stille. Das Boot schwankte auf den Wellen, nicht weit vom Land entfernt. Zögernd ließen die Männer die Waffen sinken und starrten Ragnor an, der die besinnungslose Utta schützend vor sich hielt.
    Cleve ergriff das Wort. »Ragnor, es ist aus mit dir«, begann er beschwörend mit geschulter Diplomatenstimme. »Laß Utta sofort los und leg sie behutsam zu Boden. Wage nicht, ihr auch nur ein Haar zu krümmen. Hast du verstanden?«
    Ragnor wurde unsicher. Es war nur Kereks Schuld, daß er in diese mißliche Lage geraten war. »Haakon, ich kauf sie dir ab«, rief er.
    Kerek sah, wie Cleve behutsam Haakons Arm berührte.
    »Nein, rühr dich nicht.« Und zu Ragnor gewandt, setzte er beschwörend hinzu: »Laß Utta los. Wir verschonen dich, Kerek und Torric, wenn du tust, was ich verlange.«
    »Du bist ein nichtswürdiger Sklave, Cleve. Und du bist häßlich mit dieser Narbe. Du hast kein Recht, so mit mir zu reden.«
    Plötzlich war ein Laut zu vernehmen, das gurgelnde Stöhnen einer Frauenstimme. Alle Blicke wandten sich zum Verschlag im Schiffsheck. Chessa versuchte auf dem Bauch liegend, unter der Lederplane hervorzurobben, ihr Mund war mit einem Knebel verstopft.
    »Du dreckiger Schweinehund«, brüllte Cleve und stürzte sich auf Ragnor. »Jetzt bist du des Todes, du elender Wurm!« Er vergaß sich in seinem rasenden Zorn. Das Boot schaukelte bedenklich, und Ragnor verlor das Gleichgewicht. In diesem Augenblick erwachte Utta, schüttelte sich, sah Haakons bleiches Gesicht und stieß, ohne nachzudenken ihren spitzen Ellbogen nach hinten in weiches Fleisch.
    Ragnor jaulte auf. Sie war frei. Im selben Moment sprang Cleve ihn an und riß ihn zu Boden. Beinahe wären beide über Bord gegangen. Er hämmerte Ragnors Kopf krachend auf die Mittelplanke.
    »Bring den widerlichen Hund um«, schrie Haakon heiser und hielt seine Arme schützend um Utta.
    »Dreh ihm den Hals um«, brachte Hafter zwischen den Zähnen hervor. »Schneid ihm den Schwanz ab.«
    »Bitte Cleve«, flehte Kerek. Doch diesmal ergriff Rorik Cleves Partei: »Wenn Cleve ihn umbringen will, ist es sein gutes Recht. Er hat den Tod all dieser tapferen Männer verschuldet.«
    Cleves Gesicht war dunkelrot vor Zorn. Seine Faust traf Ragnors Kinn, dann zog er blitzschnell das Messer aus der Scheide an seinem Gürtel.
    »Nein, Cleve.«
    Er hielt im Schwung inne. Die zwei geflüsterten Worte wirkten wie ein Bann. Cleve drehte den Kopf nach der immer noch auf dem Bauch liegenden Chessa um, der es gelungen war, den Knebel auszuspucken. »Nein«, wiederholte sie und kroch weiter auf ihn zu. »Bring ihn nicht um. Ich will nicht, daß König Olric dich töten läßt oder für vogelfrei erklärt. Der Kerl ist es nicht wert. Bring ihn nicht um, Cleve.«
    Langsam ließ er das Messer sinken. Ragnor starrte ihn in tödlichem Entsetzen an.
    »Hat er dich verletzt, Chessa?«
    »Nein, mir fehlt nichts. Löse mir bitte die Fesseln.«
    Cleve erhob sich langsam, blickte verächtlich auf Ragnor hinunter und versetzte ihm einen Tritt in die Rippen. Ragnor schrie vor Schmerz auf. Dann kreischte er: »Kerek, dafür lasse ich dich vierteilen. Es ist alles deine Schuld.«
    Kerek wandte sich an Utta, die sich an ihren Haakon schmiegte. »Tut mir leid, daß er dir das angetan hat. Er ist gelegentlich zügellos. Wirst du ihn töten, Haakon?«
    Rorik blickte seinen Gefolgsmann stumm an.
    Utta schlang ihre Arme um ihn. »Nein, Haakon, laß ihn. Es ist wie Chessa sagt. Du wirst zum Vogelfreien erklärt, und ich möchte nicht, daß unsere Kinder groß werden mit einem Vater, der ständig auf der Flucht ist.«
    »Unsere Kinder?« fragte Haakon verdutzt.
    »Ja«, lächelte sie zu ihm auf. »Das erste bekommen wir in sieben Monaten.«
    Merrik rief zu Chessa hinüber: »Hast du eigentlich schon deine Monatsblutung?«
    Man würde Lord Ragnor, Kerek und Torric in York abliefern, sobald Chessa nach Rouen zu ihrem Bräutigam gebracht worden war. Das hatten die Männer

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