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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Spannung zum Zerreißen zu erzeugen.«
    »Augenblick«, sagte Cleve. »Der Sohn wurde erst wieder nach dem Tod des Vaters gesehen, sagst du?«
    »Ja, richtig. Drei Tage nach dem Tod des alten Königs wurde er wieder gesehen.«
    »Aha. Dann kam er mit einer Armee zurück und stürzte seinen jüngeren Bruder vom Thron«, erklärte Chessa. »Er übernahm seine rechtmäßige Position als Herrscher.« Cleve nickte, wie die meisten anderen Zuhörer auch.
    Laren schüttelte den Kopf.
    Rorik machte einen Vorschlag: »Vielleicht begab der jüngere Sohn sich auf die Suche nach ihm und fand ihn in einem benachbarten Land.«
    Laren schüttelte erneut den Kopf. Sie blickte von Hafter zu Entti, deren Kind auf ihrem Schoß eingeschlafen war, dann zu Mirana und der Reihe nach von einem zum anderen.
    »Nun sag es uns, Laren«, schrie Aslak. »Spann uns nicht länger auf die Folter. Was geschah mit dem Sohn?«
    Ragnor lachte auf, erhob sich, rülpste und lachte wieder. »Ihr seid Dummköpfe. Jeder aus königlichem Geblüt weiß die Antwort auf ihr einfältiges Rätsel.«
    Aller Augen hefteten sich auf Ragnor, und manche Faust ballte sich in seine Richtung. Er nahm einen tiefen Schluck Met. Laren fragte sich, wie er es schaffte, sich noch aufrecht zu halten. Sie sah den Zorn in Merriks Gesicht und fragte rasch: »Nun, Herr? Ihr kennt die Antwort?«
    »Gewiß«, prahlte Ragnor. »Soll ich sie euch sagen?«
    »Probiert es getrost«, meinte Rorik verächtlich.
    Merrik nickte, in der Hoffnung, Ragnor würde sich wieder einmal blamieren.
    Ragnor wandte sich an Laren: »Du sagst, er haßte seine Schwester und weigerte sich, sie zu heiraten und mußte deshalb das Land verlassen. Und sein jüngerer Bruder sollte dem alten König nach seinem Tod auf den Thron folgen?«
    »Ja, das ist richtig.«
    Ragnor rülpste abermals. »Ihr seid lauter Narren. Hört die Antwort. Seine Schwester haßte ihn genauso wie er sie. Wie könnte es auch anders sein? Daher verließ er das Land, und niemand hörte je wieder von ihm. Drei Tage nach dem Tod des Vaters tauchte er wieder auf und zwar in dem Mausoleum, das du Pyramide nennst. Dort fand man ihn und erkannte ihn nur an seinen Kleidern und dem Schmuck, den er trug, ansonsten war er schon zu Staub zerfallen. Die Schwester hatte ihn aus Rache für die Demütigung, die er ihr antat, getötet und die Leiche in die verborgene Grabkammer des alten Königs geschafft. Vermutlich hat ihr der babylonische Baumeister dabei geholfen, denn er wußte als einziger den Weg in die verborgene Grabkammer. Er war ihr Geliebter. Hab' ich recht?«
    »Bei den Göttern«, entfuhr es Laren erstaunt. »Ihr habt vollkommen recht, Mylord.«
    Ragnor warf sich stolz in die Brust. »Und noch etwas: Auf die Schwester fiel kein Verdacht, den Bruder umgebracht zu haben. Alle waren der Meinung, der König habe seinen Sohn getötet und ihn in die Grabkammer gebracht. Da er ihn abgöttisch liebte, hoffte der Vater, mit seinem Sohn in alle Ewigkeit verbunden zu bleiben.«
    »Auch das ist richtig, Lord Ragnor.«
    »Das halt' ich nicht aus.« Rorik stand auf und verließ das Haus.
    Ragnor lachte hämisch und schüttete noch einen Becher Met in sich hinein. »Ich bin ein Prinz. Natürlich weiß ich die Antwort.« Herablassend wandte er sich an Laren. »Das war eine nette Geschichte. Deine Frage am Schluß hat mir gefallen. So etwas interessiert einen klugen Mann. Vielleicht taugen manche Frauen doch zu Skalden.« Damit zog er einen Silberreif vom Arm und reichte ihn ihr.
    »Danke, Mylord«, sagte sie völlig verdattert.
    Cleve wandte sich an Chessa: »Ich muß auch an die frische Luft. Ich ertrage es nicht. Ich könnte den Kerl erwürgen.«
    Kerek entfernte sich von Ragnor, der weiter vor seinen Soldaten prahlte. Er gesellte sich zu Chessa, die Kiri beobachtete, wie sie mit einem Lederball spielte. »Seht Ihr, er ist nicht immer dumm, obwohl er schon wieder herumstolziert wie ein Gockel auf dem Mist.«
    »Das Rätsel hat er klug gelöst«, räumte sie ein, ohne Kerek anzusehen.
    »Könntet Ihr Euch nicht vorstellen, daß ein kluger Mann wie Ragnor etwas dazulernt?«
    »Sprichst du von Dingen wie Güte, Urteilsvermögen, Großzügigkeit, Vernunft? Und Bescheidenheit? Eine Eigenschaft, die über allen anderen steht. Soll ich fortfahren, Kerek?«
    Kerek knirschte mit den Zähnen. »Kein Mann ist perfekt. Jeder Mensch hat Fehler.«
    »Gib auf, Kerek!« Sie tätschelte seinen Arm. »Gib es auf. Ich heirate ihn nicht.«
    Er sagte nichts. Chessa seufzte und

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