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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Habichtsinsel, der uns die unglaubliche Geschichte vom geheimnisvollen Hormuze erzählte, der den König durch Magie in einen jungen Mann verwandelte und ihm eine junge Gemahlin zur Seite gab, die ihm viele Söhne gebären sollte. Alle glaubten die Geschichte. Und alle, die daran zweifelten, erkannten, daß dein Vater ein gerechter und guter König sein würde und bewahrten Schweigen. Dein Vater wollte uns wissen lassen, daß alles seiner Weissagung gemäß eintraf. Wenn ich mich recht erinnere, war Sira damals bereits mit ihrem ersten Sohn schwanger.«
    Cleve wandte sich an Merrik. »Ich habe dich nach dieser Geschichte gefragt, und du hast getan, als wüßtest du nichts davon.«
    »Richtig. Darüber wurde auch nie gesprochen. Den Göttern sei Dank, daß Kerek und Ragnor nicht anwesend sind. Ich würde Ragnor nicht über den Weg trauen.«
    »Stimmt es wirklich«, fragte Cleve, ohne Chessa anzusehen, »daß sie keine Prinzessin ist?«
    »Ja«, antwortete Chessa, nachdem sie sich laut geräuspert hatte. »Ich stamme aus jenem weit im Süden gelegenen Land namens Ägypten, dem Land, von dem Laren gestern abend erzählt hat. Mein Vater wollte Mirana zur Frau, weil sie meiner Mutter ähnlich sieht; doch sie war schon mit Rorik verheiratet.« Sie seufzte. »Also nahm er Sira. Papa war davon überzeugt, daß er aus ihr einen besseren Menschen machen könnte. Sie ist machthungrig, habgierig und listig, für einen König sind das ausgezeichnete Eigenschaften, nicht aber für eine Königin.« Jetzt erst hob sie den Blick zu Cleve. »Ich bin keine Prinzessin. Ich bin nicht von königlichem Geblüt, also bin ich für Wilhelm von der Normandie völlig ungeeignet. Mein Vater gab mir sogar einen anderen Namen, damit nichts an Hormuze erinnert, dessen Tochter ich einst war. Damit niemand auf den Gedanken kommt, König Sitric habe eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Magier Hormuze.«
    »Eine ausgezeichnete Geschichte«, entgegnete Cleve. »Und ich glaube sie. Aber so wie in deinen Adern kein königliches Blut fließt, ist Wilhelm nicht von edler Herkunft. Sein Vater, Herzog Rollo, war nicht von Stand, bis er den Vertrag mit König Karl III. aushandelte. Erst dieses Abkommen hat ihn zum Edelmann gemacht, so wie du zur Prinzessin wurdest, als dein Vater sich die Königskrone aufsetzte. Ich gab Herzog Rollo mein Wort, dich nach Rouen zu bringen. Und ich werde mein Wort halten. Und du bekommst deine Monatsblutung.«
    Sie blickte ihn unverwandt an. »Ich werde nur dich heiraten, keinen anderen.«
    Cleve ging mit langen Schritten auf das große Eingangstor zu.
    »Wohin gehst du?«
    Er drehte sich nach ihr um. In ihr loses, schwarzes Haar waren gelbe Bänder geflochten, das safranfarbene Leinenkleid verlieh ihrer Haut einen Goldschimmer. Ihre Augen wirkten grüner denn je. Sie hatte es laut vor allen Leuten ausgesprochen. Sie würde niemand anderen als ihn heiraten. Sie war mehr als närrisch. Sie war blind. Ein Blick in sein Gesicht müßte sie von ihrem Vorhaben abbringen. Irgendwann würde sie aus ihrer Verblendung aufwachen.
    »Ich muß nachdenken.« Mit diesen Worten floh er aus dem Haus. Niemand sprach, bis seine Schritte verklungen waren.
    Chessa nahm das einsetzende Stimmengewirr nur mit halbem Ohr wahr. Alle redeten durcheinander, jeder hatte eine Meinung, alle wollten ihrem Herzen Luft machen.
    Rorik wandte sich an Mirana: »Du hättest ihr sagen müssen, daß sie das nicht tun darf. Einen Mann einfach so für sich zu beanspruchen, noch dazu einen wie Cleve, der keine Ehefrau haben will, was in seinem Fall völlig verständlich ist, nach allem, was ihm angetan wurde.«
    »Warum will Papa keine Frau?«
    »Ach Liebling«, Laren hob Kiri hoch. »Dein Papa ... also, es ist nicht so, daß er keine Frau will, er ist nur ...«
    Sie stockte, und Merrik streichelte Kiris Blondhaar. »Dein Papa ist ein vielbeschäftigter Mann, Kiri. Bald segeln wir nach Schottland, wo er geboren ist. So vieles ist ungeklärt, deshalb denkt er noch nicht daran, sich eine Frau zu nehmen.«
    »Warum nicht? Sie könnte ihm helfen, wie Tante Laren dir hilft. Sie könnte ihm sagen, was richtig ist, so wie Tante Lar...«
    »Ich weiß, Kiri«, unterbrach Merrik, der sich das Lachen verbeißen mußte. »Im Augenblick sind die Dinge nur recht schwierig.«
    »Kiri hat recht«, meldete sich Chessa zu Wort. »Warum kann er mich nicht heiraten?«
    »Chessa«, mahnte Rorik. »Sei still.«
    »Nein. Kiri, dein Papa kann mich auf der Stelle haben, noch heute nachmittag, wenn

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