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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schön«, antwortete Chessa.
    Habichtsinsel
    Cleve gab seiner Tochter einen Kuß auf die Nase und steckte ihr ein Stück Seebrasse in den Mund. »Schön brav essen. Ich reise morgen nach Danelagh, und du darfst nicht mitkommen. Wenn du dich diesmal weigerst zu essen, verhungerst du, und dein erster und dein zweiter Papa müssen sich neben deinem abgemagerten kleinen toten Körper ausstrecken und auch sterben. Willst du das?«
    »Nein, Papa.«
    »Gut. Dann iß brav und sprich mit deinen Onkeln und Tanten, damit sie sich keine Sorgen machen. Und spiel mit den anderen Kindern. Wenn Gunleik ein Messer für dich schnitzt, nimm es und bedanke dich dafür. Ich komme zurück, sobald ich kann. Die Anzahl der Tage kann ich dir nicht nennen. Glaubst du mir, daß ich mit Chessa zurückkomme?«
    »Es fällt mir schwer, Papa. Du läßt sie nicht im Danelagh? Auch wenn du dich sehr über sie ärgern mußt?«
    »Nein, ich verspreche dir, daß ich sie nach Hause bringe.«
    Kiri schluckte den Fisch hinunter und lächelte.
    »Da kommen Tante Mirana und Tante Laren. Versprich es mir vor ihnen.«
    »Ich verspreche«, gelobte Kiri mit großem Eifer, »zu essen und nicht tot zu sein, wenn Papa mit meinem zweiten Papa zurückkommt. Trotzdem will ich noch ein paar Stöckchen zum Zählen, Papa.«
    Er strich ihr durchs Haar. »Keine Stöckchen! Iß, Liebling.«
    York, Hauptstadt von Danelagh Im Königspalast Eine Woche später
    Chessa kaute an einem Apfel. Ragnor saß vor ihr und mühte sich mit Hingabe, die Harfe zu spielen. Dazu sang er ein Liebeslied, das der Hofskalde Baric ihm beigebracht hatte. Ragnor schaffte es leider nicht, die Verse mit der Musik in Einklang zu bringen.
    Chessa nahm sich einen zweiten Apfel. Sie hatte noch nichts gegessen, da sie beide Mahlzeiten in Gegenwart des Königs hätte einnehmen müssen. Ihr Ekel und ihre Furcht vor ihm verschlugen ihr allerdings den Appetit. Der Greis hatte ihr eröffnet, das Lager mit ihr zu teilen und sie vor Lust zum Schreien zu bringen, wenn Ragnor ihr nicht gefalle. Und wenn sie ihm großes Vergnügen bereite, würde er ihr sogar gestatten, das Essen für ihn vorzukauen.
    Sie schauderte bei dem Gedanken. Ragnor blickte sie mit trotziger und zugleich flehender Miene an. »Hat es dir gefallen?«
    »Ja. Ich liebe Musik. Dein Eifer ist rührend, Ragnor. Ich habe Baric gebeten, mir Wiegenlieder beizubringen, die ich Cleves Söhnchen dann Vorsingen werde.«
    Ragnor hob drohend die Harfe, dann warf er das Instrument zu Boden und trampelte drauf herum. »Verfluchtes Luder«, schrie er. »Halt den Mund! Du wirst dieses Kind nicht bekommen. Ich verbiete es dir. Hätte ich diesen verdammten Cleve nur umgebracht. Ich hätte wissen müssen, daß er dich verführt, dieser Dreckskerl, nur um mich zu ärgern. Die Geschichte, daß du Wilhelm von der Normandie heiraten sollst, war gelogen. Er wollte dich nur für sich selbst.«
    »Er war sehr erleichtert, daß ich nicht von dir schwanger war«, sagte sie und biß kräftig in den Apfel. »Er war froh, daß ich unberührt war. Er verlor beinahe den Verstand, als er feststellte, daß er der Erste war. Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Der Liebesakt war sehr schön.«
    »Mein Vater ist nicht erfreut. Du hättest es ihm nicht ins Gesicht sagen sollen, nur weil er dir eröffnete, daß er dich besteigen und dich vor Lust schreien hören will. Er hätte es sowieso gleich wieder vergessen. Er vergißt sogar, daß er wütend auf mich ist. Aber du mußtest ihn reizen. Er war so wütend, daß er vergaß, das Essen von der Dienerin vorkosten zu lassen. Er hätte sterben können.«
    »Vielleicht«, meinte Chessa, »kann ich die Dienerin bestechen.«
    »Hör auf damit, du böse Hexe. Du willst mich nur ärgern.
    Das tust du alles absichtlich. Meine Mutter hat mich vor dir gewarnt. Sie sagte, ich soll mich von dir nicht herausfordern lassen, da du nur sticheln willst. Meine Mutter ist sehr klug, aber du machst es mir schwer, ihren Rat zu befolgen.«
    »Ja, deine Mutter ist sehr klug.«
    »Ah, da kommt Baric. Wenn er dich fragt, wie dir mein Spiel und mein Gesang gefallen hat, sagst du ihm, daß deine Seele davon angerührt war - falls du überhaupt eine hast. Sonst verprügele ich dich.«
    Baric war sehr klein und mager. Er hatte einen prächtigen dunkelbraunen Bart, der ihm bis zur Brust reichte. Zum Ausgleich wuchs ihm kein einziges Haar auf dem Kopf. Er hatte ein freundliches Gesicht und lustige, kluge Augen. Chessa hatte ihn gern und vermutete, daß es

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