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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ihm Vergnügen bereitete, wenn Ragnor vor Wut mit den Zähnen knirschte. An seiner Seite schritt eine hochgewachsene Frau, die den Kopf gesenkt hielt. In ihrer weiß behandschuhten Hand trug sie Barics wertvolle Harfe; ihr Haar war unter der Kapuze ihres Umhangs verborgen.
    Ragnor beäugte sie lüstern wie jede Frau. »Wer ist sie, Baric? Sie ist doppelt so groß wie du. Brauchst du eine Leiter, um sie zu besteigen?«
    »Ja, Herr. Ihre Größe bringt mir großes Vergnügen. Sie ist eine starke Frau und sehr ausdauernd. Ihr Name ist Isla, und sie kommt aus Island. Ich habe für sie auf dem Marktplatz gesungen, und sie geriet sofort in Verzückung. Nun ist sie mir bis in den Tod treu. Solche Macht übt die Musik aus, Majestät.«
    Ragnor knurrte.
    »Habt Ihr die Prinzessin mit Eurem lieblichen Gesang erfreut?«
    »Ragnors Gesellschaft ist mir stets eine Freude«, entgegnete Chessa und kaute an ihrem Fingernagel.
    »Ich meinte mit seiner Musik, Prinzessin.«
    »Nun, das ist etwas anderes. Er wollte so fehlerlos spielen, daß er seine Harfe zertrat, als ihm das nicht gelang.«
    Baric blickte traurig auf das zerbrochene Instrument, hielt aber wohlweislich den Mund. Er murmelte etwas in sich hinein und zupfte an seinem prächtigen Bart.
    Die Frau hob ihr Gesicht. Sie war schön. Und sie war angemalt wie eine Hure. Ihre Brauen waren mit Kohle nachgezogen, ein Auge war ebenfalls mit Kohle schwarz umrandet; das andere war von einer weißen Leinenbinde verdeckt. Das unbedeckte Auge war blau. Ihre Lippen waren zinnoberrot und ihre Wangen mit weißem Puder dick zugekleistert. Chessa blickte die Erscheinung fassungslos an.
    Auch Ragnor machte ein erstauntes Gesicht. »Isla«, sagte er schmeichelnd.
    Die Frau hauchte seinen Namen. »Prinz Ragnor, ich warte seit langem darauf, Euch kennenzulernen. Baric sagt, Ihr spielt ausgezeichnet. Ich würde gerne Euren Gesang hören. Oh, die arme Harfe. Hat das Luder sie zerbrochen? Und Ihr seid so edel, sie zu beschützen?«
    Das Luder. Chessa musterte die Frau genauer.
    »Isla«, wies Baric sie zurecht und zupfte sie am Arm. »Sie ist eine Prinzessin, kein Luder.«
    »Sie ist, was sie ist«, entgegnete Isla schnippisch. »Eine schändliche Prinzessin hat mich am Auge verletzt, und deshalb muß ich diese Binde tragen. Ich wirke damit zwar interessant und geheimnisvoll, aber lieber würde ich mit beiden Augen sehen können. Diese Prinzessin ist ein Luder. Das weiß ich.«
    Das Luder. Ragnor platzte beinahe vor Vergnügen. Diese Isla war klug und groß, und große Frauen hatte er gern. Vor allem, wenn sie Chessa beleidigten. Auch die Augenbinde gefiel ihm, und er fragte sich neugierig, wie das Auge darunter aussah.
    »Was hast du auf dem Markt verkauft, als Baric dir begegnete?« fragte Chessa.
    Die Frau zuckte die Achseln, mied Chessas Blick, und heftete ihr gesundes Auge auf Ragnor. »Ich braue den besten Met in ganz York. Den habe ich auf dem Markt verkauft, als Baric kam und einen Becher nahm, um seine Kehle zu befeuchten. Er trank und war begeistert. Er bat mich, bei ihm zu bleiben. Ich mag Männer mit langen Bärten. Es wachsen ihm auch büschelweise Haare auf dem Rücken. Daß sein Kopf kahl ist, stört mich nicht.«
    »Ich singe ihr vor, und sie braut mir Met und krault mir die Haare auf dem Rücken«, schmunzelte Baric genießerisch.
    »Met«, rief Ragnor mit leuchtenden Augen. »Braut sie wirklich guten Met?«
    »Sie braut den besten Met der Welt«, versicherte Baric. »Sie ist ein Engel. Nun, Hoheit, ich bin gekommen, um Euch wieder ein Liebeslied zu lehren.«
    »Ich habe keine Haare auf dem Rücken. Ob sie mich deshalb weniger gern hat?«
    »Nein, Herr. Sobald Ihr Isla vorsingt, wird Sie Euch lieben.«
    Chessa glaubte an ihrem Lachen zu ersticken. Sie preßte hervor: »Mir wird schlecht. Ich glaube, ich muß mich übergeben.«
    Ragnor blickte Isla wie ein Verdurstender an. Zu Baric sagte er: »Ja, lehre mich ein Liebeslied, das ich Isla Vorsingen kann.«
    »Eure süße Stimme wird leiden, Majestät«, sagte Isla. »Erlaubt mir, Euch von meinem Met zu geben, um die Stimmbänder zu ölen.«
    Chessa verließ eilends den Raum und rannte direkt in die Arme eines Wachtpostens an der Tür. Er hielt sie fest. Plötzlich hörte sie Ragnors Stimme: »Sieh zu, daß du deine Monatsblutung bekommst, Chessa!«
    Sie hörte Islas Lachen. »Ihre Monatsblutung, Herr? Was ist das?«

KAPITEL 15
    Im Zimmer war es dunkel. Chessa war allein mit ihren sorgenvollen Gedanken. Sie würde Ragnor niemals

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