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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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heiraten, und sie würde sich auch von der Königin durch nichts zu diesem Schritt zwingen lassen. Sie brauchte einen konkreten Fluchtplan. Es verging kein Tag, an dem sie sich nicht mit Turella zankte und Ragnor beleidigte, bis ihm die Augen vor Zorn aus den Höhlen quollen. Dem König ging sie möglichst aus dem Weg. Er hatte sie zwar kein zweites Mal belästigt, aber er war unberechenbar und konnte plötzlich zudringlich werden. Kerek bewachte sie ständig. Sie war ratlos.
    Soeben hatten etwa zwei Dutzend Höflinge an der Tafel des Königs gespeist. Baric hatte die Harfe gespielt und dazu gesungen, während Isla artig auf einem Schemel zu seinen Füßen gesessen hatte. Es wurde gebratenes Wildschwein, Fasan und vier verschiedene Sorten Fisch aufgetragen. Süßer Wein und Bier flossen in Strömen. Bald waren die Gespräche der Gäste angeheitert und laut, und es wurde viel gelacht und gescherzt. Baric erhielt begeisterten Beifall und Ermunterung, weiterzuspielen. Die Männer machten Isla anzügliche Anträge, die sie gar nicht zu hören schien, so verliebt strahlte sie Baric an.
    Nachdem Diener die Reste des Mahls abgetragen hatten, blickte der König seinen Gästen in die von Wein und Bier geröteten Gesichter und hielt eine Rede: »Ihr habt Prinzessin Chessa von Irland kennengelernt. In drei Tagen wird Prinz Ragnor sie heiraten. Sie trägt bereits sein Kind unter dem Herzen, also ist für einen Erben bereits gesorgt.«
    Chessa glaubte, in Ohnmacht zu sinken.
    Ragnor stockte der Atem. Sie hörte, wie er Kerek anfuhr: »Das ist alles deine Schuld. Ich will sie nicht. Ich wollte Utta. Und jetzt will ich Isla. Ihr Met schmeckt so gut wie Uttas. Sie ließ mich aus ihrem Ziegenbeutel trinken, und sie will mich haben. Hast du gesehen, wie sie mir zulächelt? Wie sie mit mir spricht? Sogar Baric hat es bemerkt. Es macht ihr nichts aus, daß ich keine Haare auf dem Rücken und keinen langen Bart habe. Die Männer sollen gefälligst aufhören, ihr Anträge machen. Viele von ihnen sind behaart wie Baric. Chessa braut mir keinen Met. Sie trinkt nicht mal Met mit mir. Sie will mich auch nicht glücklich machen.«
    Dem König war es also völlig gleichgültig, daß sie mit dem Kind eines anderen Mannes schwanger war. Turella hatte ihm gewiß nichts vorgemacht, sondern ihm gesagt, daß sie nicht Ragnors Kind unter dem Herzen trug. Aber die Ankündigung des Königs hatte hocherfreut geklungen. Chessa erhob sich benommen. Kerek zerrte heftig an ihrem Kleid und flüsterte: »Nein, Prinzessin. Haltet bitte diesmal den Mund.
    Bitte, es ist nicht klug, dem König in Gegenwart seiner Edlen zu widersprechen. Hört auf mich, setzt Euch und lächelt. Trinkt Met mit Ragnor, das wird ihm gefallen.«
    Sie setzte sich wieder mit gesenktem Kopf, und die Edlen ließen sie hochleben und gaben Ragnor obszöne Ratschläge. Der setzte ein strahlendes Gesicht auf, obwohl er sie noch vor ein paar Minuten abgelehnt hatte.
    »Das ist noch nicht das Ende, Kerek«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. »Ich heirate diesen Trottel nicht.«
    »Wie Ihr wünscht, Prinzessin«, entgegnete Kerek und neigte den Kopf. Er machte sich über sie lustig.
    »Turella und du, ihr beide habt den König angelogen, oder ist es ihm gleichgültig, daß ich das Kind eines anderen erwarte?«
    Kerek hob nur die Schultern.
    Was sollte sie tun? Was es auch sei, sie mußte schnell handeln. Ihr blieben nur noch drei Tage.
    Sie zog die Wolldecke enger um sich. Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Sah Ingurd noch einmal nach ihr? Sie rührte sich nicht, als sie hörte, wie der Türriegel beiseite geschoben wurde. War es einer der Wachen? Die Königin?
    Ein schmaler Lichtstreifen verschwand schnell, als die Tür wieder geschlossen wurde. Sie tastete nach dem Messer unter ihrem Kopfkissen. Vielleicht war es Ragnor, der versuchte, sie zu vergewaltigen? Sollte der elende Wicht nur kommen.
    Sie hielt das Messer mit ruhiger Hand. Sie war bereit.
    »Hattest du schon deine Monatsblutung?«
    Die Worte wurden leise, spöttisch gesprochen. Es war Islas Stimme.
    »Nein, und ich werde sie nicht bekommen. Obwohl sich niemand wirklich darum schert. Ich dachte immer, Männer wollen eine unberührte Braut. Ich begreife das nicht.«
    »Männer sind seltsame Geschöpfe«, flüsterte Isla und setzte sich auf die Bettkante. »Ach, könnte ich dich nur sehen. Aber es ist zu gefährlich, Licht zu machen.«
    »Was willst du?«
    »Zunächst will ich wissen, ob du wirklich ein Kind von einem anderen Mann

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