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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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erwartest.«
    »Hat Ragnor sich bei dir und Baric ausgeflennt, nachdem ich euch alleingelassen habe?«
    »Ja. Er ist wütend. Er sagt, diesen Trick hast du schon einmal angewendet. Er glaubt dir nicht mehr. Wer ist diesmal der Glückliche?«
    Chessa seufzte. Seltsam, daß sie in dieser dunklen Schlafkammer eine Frau ins Vertrauen zog, die sie erst heute kennengelernt hatte, und die sich noch dazu abfällig über sie geäußert hatte. »Er heißt Cleve«, begann Chessa leise. »Er ist ein schöner Mann, ein tapferer Krieger, und der einzige Mann, den ich in meinem ganzen Leben haben will. Er ist manchmal schwierig, aber seine Seele ist gut und wertvoll. Er weiß noch nicht, daß er mich braucht, aber er wird es bald einsehen. Er hat einmal eine Frau geliebt, die ihn schändlich betrogen hat. Ich würde ihn nie betrügen, und eines Tages wird er mir glauben. Er hält sich für häßlich und entstellt, weil er eine Narbe im Gesicht hat. Ich werde ihm das Leben bis zu meinem letzten Atemzug versüßen. Ich weiß nicht, wo er jetzt ist, aber ich hoffe, er ist in Sicherheit.«
    »Hat er mit dir das Lager geteilt?«
    »Nein, aber ich habe allen gesagt, er habe es getan.«
    »Deine Geschichte ist lächerlich. Hör mal, du kleine Närrin, für wen hältst du mich?«
    »Du bist eine geschminkte Hure, die Baric auf dem Markt aufgelesen hat. Ich hoffe, du verführst Ragnor und hältst ihn mir vom Leib. Seit ein paar Tagen ist der Kerl sogar höflich zu mir, vermutlich auf Anweisung seiner Mutter oder seines Vaters. Ragnor sang mir ein Liebeslied vor, als du mit Baric heute hereinkamst und wollte dafür gelobt werden. Er ist ein elender Wurm.«
    »Wieso willst du nicht Königin des Danelagh sein? Du bist eine Prinzessin, wenn auch keine echte. Ich bemale mir das Gesicht und braue Met, um den Männern zu gefallen. Aber du, Prinzessin, kannst jeden Edlen haben, den du dir in den Kopf setzt. Warum versteifst du dich so eigensinnig auf diesen Cleve?«
    »Ich liebe ihn. Das wird er eines Tages einsehen. Aber das geht dich nichts an, Isla. Ich will nur weg von hier. Der König ist ein gefährlicher Mann, seine Launen sind unberechenbar. Die Königin ist seit einundzwanzig Jahren seine Gefangene, doch heimlich regiert sie das Land, und Ragnor wird von beiden für ihre Ränke benutzt. Der König glaubt, er könne mich zwingen, Ragnor zu heiraten, das heißt, die Königin könne mich dazu überreden. Der alte Narr kann nur rülpsen und saufen und seine Dienerinnen begrapschen, die zu ihrem Glück stumm sind. Borgst du mir deine Schminktöpfe, damit ich aussehe wie eine Hure und diesen gräßlichen Ort verlassen kann?«
    Isla lachte. »Wenn du mir genügend Silberstücke gibst, könnte ich dir helfen. Aber du hast nicht einmal einen wertvollen Armreif. Erzähl mir von Kerek. Welche Rolle spielt er?«
    »Er verehrt die Königin und würde alles für sie tun. Der König vertraut ihm. Kerek hat es sich in den Kopf gesetzt, ich könne das Danelagh vor den Sachsen retten. Das bildet er sich ein, obwohl ich nur ein einfaches Mädchen bin.«
    »Ja, du bist nur ein einfaches Mädchen.«
    »Das sage ich doch. Aber wie kommst du dazu, mir zuzustimmen? Du kennst mich doch gar nicht. Vielleicht bin ich gar nicht so einfach. Vielleicht hat Kerek recht, und ich bin so etwas wie eine Kriegsgöttin. Dann könnte ich in einem prunkvollen Streitwagen durch die Gegend fahren, und meine Untertanen würden mir zujubeln, mich verehren und mir folgen ...«
    »Sei still. Mir wird ganz übel. Du bist ein einfaches Mädchen, mehr nicht. Und du redest Blödsinn.«
    Sie schlug Isla die Faust gegen den Arm.
    Isla brummte. »Was hast du vor? Nein, schlag mich nicht. Es ist eine ganz harmlose Frage.«
    Chessa seufzte. Da lag sie in dieser dunklen Kammer und redete mit einer angemalten Hure, weil sie sonst niemand hatte. Bedächtig sagte sie: »Ich bleibe noch eine Weile schwanger, bis ich fliehen kann. Ich weiß nur nicht, wohin. Die Habichtsinsel ist weit entfernt. Selbst wenn ich genügend Silber hätte, dich zu bezahlen, wohin könntest du mich bringen? Die Königin drohte bereits, mich an den Hof der Sachsen zu schicken, um dort Unruhe zu stiften.«
    Isla lachte. »Ich stimme der Königin völlig zu. Wohin du auch kommst, du bringst Unruhe und Verwirrung. Männer knirschen mit den Zähnen und wollen dich erwürgen, weil du sie mit deinen Lügengeschichten an der Nase herumführst. Du nimmst keinen Rat von anderen an. Du widersetzt dich den Wünschen deines Vaters.

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