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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Gesicht trug, Cleve?«
    »Ich erinnere mich an Vierecke und Kreise. Ich war damals erst fünf oder sechs Jahre alt.«
    »Obwohl das alles zwanzig Jahre zurückliegt«, sagte Chessa, »scheint dein Stiefvater noch recht lebendig zu sein. Ich bin neugierig, ihn kennenzulernen. Der Mann interessiert mich.«
    »Nein«, entfuhr es Cleve. »Du wirst diesmal nicht wieder ein Chaos heraufbeschwören. Du hältst dich still und bescheiden im Hintergrund.«
    »Morgen werden wir die Wahrheit erfahren«, sagte Merrik und wandte sich seiner Frau zu, die den Kopf an seine Schulter gelehnt hatte und verträumt ins Feuer blickte. »Hast du bereits begonnen, eine Geschichte zu erfinden?«
    »Ja, Liebster. Nur das Ende ist mir noch nicht klar. Ich möchte mehr über dieses Ungeheuer wissen.«
    »Es existiert wirklich«, sagte Cleve, und die Männer beugten sich aufmerksam vor. »Das Ungeheuer treibt schon seit Tausenden von Jahren sein Unwesen in Loch Ness. Niemand weiß, ob es gut oder böse ist. Die Männer auf dem Markt sagten, man könne es nicht nur in hellen Mondnächten sehen sondern auch bei Tage. Im Sturm taucht es nur auf, wenn man es ruft. Vielleicht ist mein Stiefvater deshalb ein Dämon. Die Leute glauben, er könne das Ungeheuer rufen.«
    »Das alles verspricht eine spannende Geschichte zu werden«, sagte Laren und unterdrückte ein Gähnen.
    In dieser Nacht wollte Kiri unbedingt bei ihren beiden Papas schlafen. Cleve verlangte so sehr nach Chessa, daß er beinahe laut aufgestöhnt hätte. Chessa blickte ihn wehmütig an und küßte ihn, als Kiri die Augen schon zugefallen waren. Sofort schlug sie die Augen wieder auf und warf ihr einen eifersüchtigen Blick zu. »Ich bin eine Prinzessin, Kiri«, sagte Chessa seufzend. »Ich darf jeden küssen, wenn mir danach ist. Sogar dich.« Damit drückte sie ihr einen lauten Schmatz auf den Mund.
    Laren wandte sich an Cleve: »Sie versteht sich mit Kiri. Mit ihr hast du eine gute Wahl getroffen, Cleve.«
    »Pah!« entgegnete er. »Ich habe überhaupt keine Wahl getroffen. Sie war es doch, die es auf mein entstelltes Gesicht und meine verschiedenfarbigen Augen abgesehen hatte.«
    »Hör auf damit«, wies Laren ihn zurecht und zupfte ihn am Ärmel. »Du bist ein gefährlich aussehender Teufel, das stimmt schon. Und alle Frauen erschauern bei dem Gedanken, was du mit ihnen anstellen könntest. Doch wenn ich mir deine Augen so ansehe, bin ich versucht, mich dir an den Hals zu werfen genauso wie Chessa, stünde Merrik nicht direkt hinter mir.«
    »Und Merrik würde mich umbringen«, schmunzelte Cleve. »Hältst du mich wirklich für gefährlich, Laren?«
    »O ja«, antwortete sie. »Im übrigen werden dir deine Augen zu deinem Recht verhelfen. Es könnte ja jeder behaupten, er sei Cleve von Kinloch. Dein braunes und dein blaues Auge sind ein unverwechselbares Erkennungszeichen.«
    »Sie hat recht«, bestätigte Merrik. »Ich fürchte nur, dieser Lord Varrick sticht dir einfach ein Messer zwischen die Rippen oder vergiftet dich. Komm, Frau, ich bin hundemüde.« Damit führte er Laren zu dem kleinen Zelt, das etwas abseits von den Zelten der Mannschaft lag.
    Chessa zog Cleve das Ohr lang. »Du sollst nicht auf andere Frauen hören, auch nicht auf Laren. Wie kann sie sagen, sie würde sich dir an den Hals werfen, wenn Merrik nicht in der Nähe wäre. Pah! Sie setzt dir nur Flausen in den Kopf. Du darfst nur auf mich hören. Ich lüge dich nie an.«
    »Und was sagst du mir, Chessa?«
    »Wenn du mich so ansiehst, möchte ich immer mit dir zusammen sein.«
    Er blickte sie stumm an.
    »Und ich werfe mich dir an den Hals, auch wenn Merrik in der Nähe ist...«
    »Papa, ich bin müde.«
    »Ja, Liebling. Wir gehen jetzt schlafen.« Er seufzte wieder. Und Chessa seufzte ebenfalls.

KAPITEL 20
    Loch Ness lag gleißend in der Morgensonne. Ausnahmsweise hüllten keine geheimnisvollen, weißen Nebelschleier die bewaldeten Hügel ein. Es war ein einsames und geheimnisvolles Land, wild und abweisend. Vom Schiff aus konnte man das dichte Unterholz aus Haselnußsträuchern und Dornengestrüpp erkennen. Man sah überall Heidekraut, und die kleinen Stauden mit ihren winzigen Blüten bedeckten selbst die Felsen dicht am Ufer. Hoch am Himmel zog ein goldbrauner Adler majestätisch seine Kreise. Flach über dem Wasser schwebte ein Reiher, und aus der Feme drangen die schrillen Schreie eines Bussards. Es war warm, der See lag still, und die Männer zogen die Ruder gleichmäßig durch das Wasser, das nicht so

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