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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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konnte wiederum mein Schwert mit seiner Monsterwaffe nicht mitha l ten. Ich breitete die Flügel aus und starrte den Freiflieger an, wobei ich versuchte, seine Bewegungen zu erahnen. Unsere Blicke trafen sich.
    Mit einem entsetzten Schrei ließ der Freiflieger sein Schwert fallen, hielt sich die Hände vors Gesicht und stürzte in die Tiefe. Erst kurz über dem Boden breitete er die Flügel aus und flog unsicher und r u ckelnd über den Sumpf zum Turm.
    Ich jagte ihm nicht nach. Stattdessen eilte ich der Frau des Händlers zu Hilfe. Aber sie schien meine Hilfe nicht zu brauchen. Mit ihrem kurzen Schwert wehrte sie jeden Schlag des Freifliegers ab. Der sto l perte bereits zurück. Als er das Schlagen meiner Flügel hörte, drehte er sich nach mir um. Prompt griff die Frau des Händlers nach einem ihrer Dolche und warf ihn nach ihrem Gegner.
    Leise aufwimmernd schlug der Freiflieger mit den Flügeln, als wolle er sich gleich in die Luft erheben. Das gelang ihm jedoch nicht. Wie ein Sack Kartoffeln plumpste er zu Boden. Die Klinge war ihm zw i schen den Schulterblättern eingedrungen. Ich hatte den Eindruck, als würde aus seiner Wunde wässriger Rauch aufsteigen. Der Freiflieger krampfte sich zitternd zusammen und verstummte.
    Genau in diesem Moment erfüllte Flügelschlagen die Luft. Die Fre i flieger, die bis eben noch mit den Soldaten gekämpft hatten oder als schweigende Schatten tief über der Erde gekreist waren, stiegen nun alle zugleich auf und zogen sich zum Turm zurück.
    »Es ist doch immer dasselbe«, meinte die Frau mit ruhiger Stimme. »Man braucht bloß einen von ihnen auszuschalten, dann geben sie auf … «
    Ich sah erst sie an, dann den toten Freiflieger. Der schien zu ve r schrumpeln, mit dem Boden zu verwachsen, seine aus Finsternis b e stehenden Flügel fielen ab und legten sich in weichen Falten um den Körper.
    »Haben Sie etwa schon mal gegen sie gekämpft?«, fragte ich e r staunt.
    »Ja. Gleich versteinert er.«
    »Was?«
    »Er verwandelt sich in einen Stein. Du hast mir gut beigestanden, mein Junge. Wie heißt du eigentlich?«
    »Danka.«
    »Diesen Namen habe ich noch nie gehört. Ich bin Garet.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, brummte ich, während ich den abziehenden Freifliegern nachsah. Die Männer um uns herum riefen sich laut etwas zu, jemand lachte. Offenbar hatten wir keine Verluste zu verzeichnen.
    »Sie fliegen nicht gerade rasant davon, diese Mistkerle«, sagte die Frau des Händlers. »Bestimmt schleppen sie sich mit ein paar Packs ä cken ab!«
    »Und was passiert jetzt?«, fragte ich.
    »Wir warten, bis sie zurückkommen, um das eigentliche Geschäft mit ihnen abzuschließen.«
    Mir blieb die Luft weg. »Sie wollen immer noch mit denen ha n deln?«
    »Aber sicher. Krieg ist Krieg und Geschäft ist Geschäft. Hin und wieder stellen sie unsere Widerstandskraft auf die Probe und wollen sich um die Bezahlung drücken.« Garet spuckte wie ein Mann aus und fuhr amüsiert fort: »Aber da haben sie sich verkalkuliert. Mein Mann wird jetzt die Preise heraufsetzen, und sie werden nicht einmal daran denken, dagegen zu protestieren.«
    Als ich kurz zu dem Freiflieger hinüberblickte, den sie getötet hatte, stellte ich erstaunt fest, dass er bereits völlig versteinert war. Er hatte sich in einen spiegelglatten schwarzen Brocken verwandelt, der aber immer noch die Konturen des Körpers zeigte.
    »Was ist mit deinen Augen, Danka?«, fragte die Frau mit einem Mal. »Leuchten sie oder spielen mir meine Linsen einen Streich?«
    »Sie leuchten«, antwortete ich, während ich das schwarze Tuch aus meiner Tasche kramte.
    »Hängt damit auch zusammen, dass du ohne Brille sehen kannst?«
    »Das geht Sie nichts an«, sagte ich und marschierte an den Büffeln vorbei, die unruhig auf der Stelle traten. Wie es wohl Len ergangen war?
    Mir kamen einige Soldaten entgegen, aber da ich meine Binde b e reits wieder angelegt hatte, fiel niemandem etwas an mir auf. Einer blickte mir zwar nach, allerdings nicht feindselig, sondern eher b e sorgt und schuldbewusst.
    Den Händler und seine rothaarige Tochter fand ich am Rand des Sumpftals. Sie stritten sich heftig, der Händler hielt seine Tochter am Oberarm gepackt, die ihrerseits mit allen Mitteln versuchte, die Hand abzuschütteln.
    »Mit Ihrer Frau ist alles in Ordnung«, sagte ich, als ich auf den Händler zuging.
    Er nickte, dann zog er sofort die Brille aus der Tasche, um sich vor dem Wahren Blick zu schützen. Mir kam das komisch vor.
    »Was ist

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