Der Herr der Finsternis
steuerten auf uns zu. Normalerweise hätte ich sie noch nicht e r kennen können, dazu stand der Turm zu weit weg, doch ich hielt mit dem Wahren Blick Ausschau …
Es waren mindestens ein Dutzend. Jeder hielt einen funkelnden M e tallgegenstand in Händen … Nein, das stimmte nicht ganz: Dieser G e genstand schien zu funkeln, gleichzeitig aber auch völlig schwarz zu sein. Was war das schon wieder für ein Teufel s ding?
»Fliegen die immer mit ihren Schwertern in der Hand?«, fragte ich mit zittriger Stimme.
»Manchmal schon«, antwortete die Frau. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
»Die haben aber seltsame Schwerter«, meinte ich, ohne mir Geda n ken darüber zu machen, dass meine Unwissenheit verdächtig wirken könnte. »Als wären sie aus … blendender Dunkelheit gemacht … «
»Was sagst du da?!« Die Frau des Händlers packte mich bei den Schultern, starrte mir ins Gesicht und war anscheinend kurz davor, mir das schwarze Band runterzureißen. Dann wandte sie sich wieder ab. »Sie tragen die Schwerter der Finsternis!«, schrie sie. »Sie greifen an! Zu den Waffen!«
2 Die Entscheidung
A ls die Freiflieger über die Karawane herfielen, wusste ich nicht, was ich eigentlich tun sollte. Jemanden beschützen – das sagt sich so leicht! Wie sollte das aussehen, im Falle eines Angriffs aus der Luft? Sollte ich selbst hochfliegen? Aber wenn ich knapp über dem Boden herumschwirren würde, böte ich das ideale Ziel für die Freiflieger. Wenn ich dagegen höher steigen würde, bliebe die Frau des Händlers ohne Deckung.
Und egal, wie sauer ich auf sie war, sie blieb nun mal ein Mensch – den zu verteidigen ich versprochen hatte.
Deshalb blieb ich einfach neben ihr stehen. Die Begleitsoldaten und die Männer aus der Stadt schossen mit ihren Armbrüsten auf die Fei n de. Besonders viel brachte das nicht, es war schwer, mit diesen klob i gen Pfeilen ein bewegliches Ziel am Himmel zu treffen. Immerhin trauten sich die Freiflieger nicht näher an uns heran. Sobald sie ve r suchten, die Packsäcke von einem der Tiere zu ziehen, wurden sie sofort von mehreren Männern angegriffen. Die Tiere selbst reagierten nicht auf den Angriff; vermutlich hatte man ihnen beigebracht, nicht vor den Freifliegern zu erschrecken. Langsam beruhigte ich mich wi e der, denn offenbar hatten die Freiflieger nur ein Ziel: ein paar Säcke mit Waren zu klauen.
Die Frau des Händlers war aber wohl anderer Ansicht. Kampfbereit stand sie da, das blanke Schwert mit beiden Händen gepackt. »Junge, wo ist Reata?«, schrie sie.
»Woher soll ich das wissen?«
»Wo sind Reata und dein Freund? Finde sie!«
»Ich habe den Befehl, Sie zu beschützen«, antwortete ich. In dem Moment sah ich, wie zwei Schatten vom Himmel auf uns herunte r schossen. »Achtung! Weg!«
Wir stürzten in unterschiedliche Richtungen davon und zwischen uns setzten die Freiflieger hart auf dem Boden auf. Sie trugen Masken vorm Gesicht, sodass ich nicht erkennen konnte, wie alt sie waren. Ihrem Körperbau nach mussten sie aber schon erwachsen sein.
»Keinen Widerstand!«, warnte mich der Freiflieger, der auf mich zukam. »Macht, was wir sagen!«
Der andere trat an die Frau des Händlers heran. Ihr furchtloses L ä cheln und die Geschicklichkeit, mit der sie das Schwert bewegte, si g nalisierten mir jedoch, dass die Freiflieger kein leichtes Spiel mit ihr haben würden. Ich breitete die Flügel aus und stieg in die Luft.
Darauf hatte mein Gegner anscheinend nur gewartet. Mit einem sel t samen, lang gezogenen Schrei setzte er mir nach. Er schlug heftig, aber ungeschickt mit den Flügeln und kämpfte sich durch den A b wind. Was für ein Idiot! Ich zückte mein Schwert und attackierte me i nen Feind.
Er quittierte meinen Angriff mit seiner Klinge aus lodernder Finste r nis. Mit einer verzweifelten Bewegung fuhr ich herum, sodass das Schwert des Freifliegers zum Glück nur den linken Flügel traf.
Niemals hätte ich vermutet, dass du den Schmerz eines verletzten Flügels spürst! Mir kam es vor, als ob das Schwert der Finsternis d i rekt meinen Arm getroffen hätte und meine Schulter abgesäbelt wo r den wäre! Mit letzter Kraft stieg ich höher, brachte einen sicheren A b stand zwischen mich und den Freiflieger und riss mir das schwarze Tuch von den Augen. Jetzt musste mir der Wahre Blick uneing e schränkt zur Verfügung stehen!
Der Freiflieger nahm entschlossen die Verfolgung auf. Allerdings befand er sich in einer miserablen Position, nämlich unter mir. Dafür
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