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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sagte Mirana und seufzte tief.
    »Herr Rorik ist mit den Männern auf die Jagd gegangen.«
    »Gibt es Wild auf der Insel?«
    »Ja. Und die Männer erlegen nur so viel, wie es dem Bestand guttut, damit wir nicht verhungern, wenn es mal lange stürmt, und die Männer nicht zum Fischen hinausfahren oder aufs Festland rudern können, um dort zu jagen. Heute sind sie auf dem Festland. Die Küste ist flach, und in den Sümpfen gibt es Wildschweine, die gut schmecken. Wir haben die ewigen Fische über. Aber ich kenne ein gutes Rezept für gebratenen Hering mit Wacholderbeeren.«
    Mirana lief schon wieder das Wasser im Mund zusammen; sie schluckte.
    »Möchtest du dich in Herrn Roriks Bett legen?«
    Miranda nickte und stand langsam auf. Ihr Rücken schmerzte, ihr Hinterteil war wund gelegen und ihr rechter Arm ganz taub. Erst jetzt sah Utta die Kette. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    »Warum hat Herr Rorik dir das angetan?«
    »Weil er mich nicht gleich umbringen wollte.«
    Mirana sank auf die weiche Federmatratze. Utta breitete eine Decke über sie.
    »Ich bring dir ein Gefäß, falls du dich erleichtern möchtest. Ich kann die Kette nicht abmachen, und du kannst nicht zum Abort gehen.«
    Es war beschämend, doch das junge Mädchen redete ganz natürlich davon, und Mirana empfand grenzenlose Dankbarkeit. »Ich werde mich für deine Güte erkenntlich zeigen, Utta. Eines Tages werde ich mich dankbar erweisen.«
    Utta zuckte nur die Achseln. »Ich dachte, du bist eine Hexe, das haben alle Männer den Frauen gesagt. Aber das stimmt nicht. Hoffentlich hast du nicht zu große Angst. Du mußt jetzt schlafen. Die Alte Alna wird sich später um deine zerkratzten Arme und Knie kümmern.«
    »Ich danke dir.«
    An der Öffnung drehte Utta sich um. »Meine Mutter war lange Zeit krank, bevor sie starb. Ich habe sie gepflegt. Kannst du kochen?«
    »Aber gewiß. Ich war Herrin auf der Festung meines Bruders, bis Herr Rorik mich gefangennahm und hierher brachte.«
    »Bist du eine gute Köchin?«
    »Ja.«
    Utta machte eine lange Pause, ihre Finger spielten nervös mit einer Spange an ihrer Schulter. Dann fragte sie: »Warum behandelt Herr Rorik dich so schlecht?«
    Doch Mirana war bereits eingeschlafen.
    Rorik und seine Männer ruderten am späten Nachmittag zurück, blut- und dreckverschmiert. Er hatte einen wilden Keiler mit der Lanze erlegt, den sie lange verfolgt und schließlich am Rande eines Sumpfes gestellt hatten. Er war mit sich und seinen Leuten zufrieden. Das Jagdglück hatte seine Stimmung gehoben. Doch seit einiger Zeit waren seine Gedanken bei ihr. Sie lag auf dem Boden, an den Bettpfosten gekettet, konnte sich nicht erleichtern, niemand gab ihr zu essen. Seine besorgten Gedanken ärgerten ihn. Es sollte ihm einerlei sein, ob die Hexe lebte oder verendete. Aber er hätte sie nicht angekettet auf dem Lehmboden liegen lassen dürfen. Immerhin hatte sie ihm das Leben gerettet, aus welchem Grund auch immer.
    Er würde sie besser behandeln. Schließlich brauchte er sie als lebendigen Köder, um Einar anzulocken.
    Hafter schrie, um das Klatschen des Segels zu übertönen: »Das war ein guter Stoß, Rorik. Obwohl ich einen Augenblick dachte, der Koloß spießt dich auf. Jetzt haben wir für eine Woche zu essen.«
    Ottar nickte und spie über den Rumpf des Kriegsschiffs. Rorik brummte nur.
    »Hast du dir deine Schulter wieder verletzt?«
    »Nur soviel, um mich an meine Missetaten zu erinnern«, brummte er, und die Männer lachten.
    Sie ruderten in die schmale Bucht. Die Männer vertäuten das Schiff an der Mole und schützten den Bug mit Sandsäcken, damit er nicht gegen die Holzplanken schlug. Sie banden den Eber an eine Stange, die sie auf den Schultern den Steinpfad hinauf zum Palisadenzaun trugen, singend und sich ihrer Heldentaten rühmend.
    Hafter wandte sich an Rorik, der den Männern in einigem Abstand folgte. »Ich habe zu sämtlichen Göttern in Walhall gebetet, daß Entti unser Nachtmahl nicht zubereitet hat. Meine Rippen stechen schon durch die Haut.«
    Ottar lachte. »Aber die anderen Frauen bestehen darauf, daß sie kocht, wenn sie an der Reihe ist. Es ist nicht gerecht, daß sie nur eine Arbeit macht, und wenn sie das noch so gut kann, sagen sie.«
    »Sie hat bemerkenswerte Talente«, meinte Hafter grinsend, und seine blauen Augen leuchteten. »Damit hat sie doch genug zu tun.«
    Ottar lachte. »Ich finde auch, es genügt, wenn sie die Beine für mich und Hafter, für Gurd und für Sculla breit macht . .

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