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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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anderen Waffen.«
    Sculla bückte sich, um sich den Kopf nicht an einem dicken Ast zu stoßen. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. Rorik wartete, bis er sich ausgelacht hatte. Dann sagte er: »Hört mal zu, ihr zwei. Ihr unterschätzt sie. Und das ist ein Fehler.«
    »Sie ist ein schwaches Mädchen«, sagte Sculla. »Sie kann doch gegen Hafter nichts ausrichten. Er ist ein tapferer Krieger.«
    »Ja, gegen dich ist jede Frau ein Zwerg«, schmunzelte Askhold und schlug Sculla auf den breiten Rücken.
    Rorik schwieg. Er würde gern glauben, Sculla habe recht, doch Mirana war klug. Und ihr Haß vermehrte ihre Listigkeit. Er traute ihr nicht. »Wieviele Frauen sind in den Salzsumpf gegangen?«
    »Asta, die Alte Alna und Entti. Hafter hat sie schimpfend übergesetzt, weil ihm die Aufgabe übertragen wurde, auf die Gefangene aufzupassen. Es wäre dir sicher nicht recht gewesen, wenn ein anderer die Wache übernommen hätte.«
    Rorik schüttelte zerstreut den Kopf. »Hoffentlich weiß Entti, welche Kräuter sie sammeln soll. Sie könnte uni in ihrer Einfalt aus Versehen vergiften.«
    »Hör schon auf, dir Sorgen zu machen«, beschwichtigte ihn Askhold. »Die Frau ist deine Feindin. Ich finde es nicht richtig, daß unsere Feinde auf der faulen Haut liegen. Sie soll gefälligst arbeiten, wenn wir sie durchfüttern. Das meint die Alte Alna auch.«
    Doch Rorik schaute zum Festland hinüber, das an diesem Nachmittag hinter dichten Wolken verborgen lag. Stockenten und Austernfischer brachen plötzlich durch den dichten Wolkenvorhang, wie von einer Steinschleuder aufgescheucht. Die Wolken würden sich bald zu einem undurchdringlichen Nebel auf die Erde legen. Sie waren vor drei Stunden übergesetzt. Er war beunruhigt, obwohl er wußte, daß sie nichts ausrichten konnte. Doch Zweifel nagten an ihm, schon seit zwei Tagen, ohne den Grund zu wissen. Doch plötzlich wußte er es. Die Frauen ... wie die Frauen Mirana behandelten, als seien alle miteinander verschworen, was lächerlich war, denn Mirana war in seiner Kammer angekettet. Aber Sculla hatte gesagt, auch Alna betrachte sie als Feindin. Er machte sich unnötig Sorgen.
    Es war später Nachmittag. Rorik wußte, daß seine Männer ihn spöttisch beobachteten. Schließlich ließ er die Axt sinken, wischte sich den Schweiß vom Gesicht und sagte: »Wir setzen zum Festland über. Sie hat etwas vor. Ich spüre es.«
    Keiner der Männer widersprach, nicht einmal Askhold, der sie anscheinend nicht ausstehen konnte, auch Sculla nicht, der sie für harmlos hielt, weil sie klein und schwach und eine Frau war.
    Acht Mann saßen im Boot und ruderten zum Festland. Alle waren sie bewaffnet. An den Küsten von Ostanglien lungerten ständig Gesetzlose und Banditen herum. Man mußte vorsichtig sein. Die Männer ruderten schweigend. Nur das Klatschen der Wellen gegen die Bootswand und das heisere Kreischen der schwarzköpfigen Möwen über ihren Köpfen war zu hören. Sie ruderten mit starken gleichmäßigen Bewegungen die Flußmündung hinauf, stumm und auf ihre Arbeit konzentriert. Ein Schwarm Schnepfen flog auf und tauchte in die dichten Wolken ein. Hier gab es mehr Säugetiere und Vögel als auf der Insel; die Salzsümpfe zu beiden Seiten des Meeresarmes waren voller Leben und Geräusche. Rorik horchte aufmerksam und bemühte sich, die Geräusche der Tiere auszuschalten. Kein menschlicher Laut war zu hören. Sie ruderten längsseits des ersten Bootes, das an einem Baumstamm in der Nähe des Pfades, den sie sonst zur Jagd benutzten, festgemacht war. Das Boot war leer.
    Die Männer schwiegen, zweifelten jedoch nicht daran, daß Hafter das Mädchen strafen würde, wenn sie versuchte zu verschwinden oder sich vor der Arbeit zu drücken. Und die Frauen würden ihn dabei unterstützen, denn sie war eine Gefangene, eine Feindin.
    Rorik hatte daran starke Zweifel. Er führte die Männer schweigend durch den Sumpf, denn er wußte, wo er hintreten mußte, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Plötzlich hörte er einen erstickten Schrei, den Schrei einer Frau.
    Sie brachen durch dichtes Gestrüpp auf eine kleine Lichtung. Dort hockte die Alte Alna an eine windschiefe Fichte gefesselt. Sie hatte es geschafft, den Knebel seitlich aus dem Mund zu schieben, und schrie erneut. Neben ihr kauerte Asta, an einen ausladenden Eibenstrauch gefesselt. Ihr Knebel saß noch fest an seinem Platz.
    Von Entti oder Hafter fehlte jede Spur.
    Die Männer befreiten die beiden Frauen.
    Rorik stand dabei,

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