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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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weiß«, entgegnete Hafter mit einem tiefen Seufzer. »Mein Schädel brummt. Die Beule wird immer größer.«
    »Du hast es verdient«, sagte Gurd der Waffenschmied, und kaute an einem Streifen Trockenfisch. »Sie hätte meine Asta umbringen können, wenn sie gewollt hätte. Und dann hätte ich dich umbringen müssen, weil dich die Schuld traf.«
    »Ja«, sagte Sculla. »Du hättest auf sie aufpassen müssen, aber dir war wichtiger, deinen Schwanz in Entti zu stecken. Deine Geilheit hat uns allen Verderben gebracht. Jetzt müssen wir zwei Frauen verfolgen. Ich hätte die Gefangene nicht für eine eiskalte, berechnende Hexe gehalten, aber jetzt habe ich meine Meinung geändert.«
    »Sie hat mein Schwert und mein Messer gestohlen«, sagte Hafter. »Sie ist nicht ganz schutzlos.«
    Rorik fluchte. Das hatte Hafter ihm bisher verschwiegen. Bei allen Göttern, das bedeutete neue Gefahr, sowohl für die Frauen als auch für Rorik und seine Männer. Er strich sich gedankenverloren mit den Fingern über die Kehle. »Aber warum hat sie Entti mitgenommen?« Er konnte sich keinen Reim darauf machen.
    »Das begreife ich auch nicht, Rorik«, meinte Askhold seufzend.
    »Wer begreift schon, was im Kopf einer Frau vorgeht?« meinte Gurd. »Einerlei. Wir müssen schlafen. Morgen nehmen wir die Verfolgung auf. Bei dem Gedanken, daß die beiden Frauen landeinwärts gehen, stehen mir die Haare zu Berge. Sie kommen nicht weit, das steht fest.« Er machte eine kurze Pause. »Ich will Entti wiederhaben. Du hast den Widerstand der Frauen gebrochen, Rorik, jetzt kann ich sie mir nehmen, wann es mir paßt, und Asta hat ihren Mund zu halten, sonst peitsche ich sie aus, wie du gesagt hast.«
    »So war das nicht gemeint«, sagte Rorik und blickte den Schmied finster an. Er dachte an Miranas Worte, die ihn aufgebracht hatten. Sie hatte ihn gefragt, ob er untreu war und ob er billigte, daß verheiratete Männer mit anderen Frauen vor den Augen ihrer Ehefrauen schliefen. Nein, er billigte es nicht. Aber er konnte es seinen Männern nicht verbieten und von ihnen nicht verlangen, daß sie Entti nicht mehr anfaßten. Mirana hatte recht, den Frauen blieb nicht viel anderes übrig, als die Männer mit ungenießbarem Essen zu strafen. Und er hatte ihnen gedroht, sie dafür auszupeitschen.
    »Asta wird mir gehorchen«, sagte Gurd. »Sie ist eine gute Frau. Sie muß mir gehorchen.«
    Ja, dachte Rorik, sie wird gehorchen. Doch ihm war bei dem Gedanken nicht sehr wohl.
    Mirana lachte leise. Männer waren naiv. Das war wieder einmal der Beweis. Sogar der mächtige Rorik und seine Männer ließen sich zum Narren halten.
    Gemeinsam mit Entti hatte sie das zweite Kriegsschiff losgemacht und abtreiben lassen. Nun ruderten die beiden Frauen auf die Flußmündung zu. Rorik und seine Männer durften nicht zu früh entdecken, daß das zweite Boot fehlte. Mirana und Entti hielten sich die Nacht über in der Nähe der Männer auf und hörten ihre Gespräche mit an.
    Mirana fand, daß sie Gurd eine Lektion darin erteilen mußte, wie er Asta zu behandeln habe, denn sie mochte sie sehr gern. Sie war eine Frau voll Heiterkeit, Lebensfreude und Güte. Hoffentlich hatten die Fesseln weder
    Asta noch der Alten Alna wehgetan. Sie mußte die Frauen überwältigen, da sie sich nicht darauf verlassen konnte, daß sie ihr bei der Flucht halfen. Sie hätte die Frauen unnötig in Gefahr gebracht, wenn Rorik dahintergekommen wäre, daß sie ihr zur Flucht verholfen hatten. Er hätte sie gewiß nicht mit Nachsicht behandelt, vermutlich hätte er sie ausgepeitscht.
    Sie und Entti hatten zugesehen, wie eines der Boote mit Asta und der Alten Alna an Bord zur Insel übersetzte. Sie sandte den beiden einen stummen Abschiedsgruß nach. Später sahen sie das Boot mit Proviant und weiteren Männern zurückkehren.
    »Ich glaube nicht, daß sie zum Schiff zurückkehren«, sagte Mirana jetzt mit leiser Stimme. Es war nichts zu hören außer dem Klatschen der Wellen gegen den Bootsrumpf, einem gelegentlichen Froschquaken oder dem Zirpen einer Grille.
    »Nein«, meinte Entti zuversichtlich. »Sie glauben, wir sind wie kopflose Weiber durch die Sümpfe nach Ostanglien geflohen. Die Tölpel halten uns für dumm. Aber so sind die Männer.«
    Mirana lächelte ihre neue Freundin an. Entti war keineswegs einfältig. Welch wunderbare Überraschung. Als sie sich an Hafter und Entti angeschlichen hatte, nickte Entti ihr lächelnd zu, drückte Hafters Kopf an sich und schlang ihre Beine fest um seine

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