Der Herr der Habichts - Insel
Regen und strebte seiner Schlafkammer zu. Kerzog an seinen Fersen. Ottar rief ihm nach: »Herr Rorik, peitschst du die Gefangene wieder aus?«
Hafter lachte und rief: »Nein, Ottar. Er hat vor, sie zu besteigen.«
Sculla hob den Kopf. »Rorik ist zu betrunken, um ein Pferd zu besteigen, geschweige denn eine Frau.«
Die Alte Alna kicherte heiser.
Scullas Frau Amma unterbrach sie: »Er ist nicht so viel Met gewöhnt wie ihr Saufbrüder. Er verträgt das Zeug nicht.«
Rorik kehrte sich um und lallte mit schwerer Zunge: »Haltet eure Zunge im Zaum. Ihr schnattert wie die Gänse.«
Er dachte nur an seinen schweren Kopf und seinen rebellischen Magen. Er hoffte, Amma habe sich geirrt. Aber er vertrug wirklich nicht viel.
Die Schlafkammer war stockfinster. Er befestigte eine Fackel in dem Halter an der Wand. Mirana lag mit angezogenen Beinen auf dem Fußboden. Er konnte die Kette zwar nicht sehen, aber er war sicher, daß sie um ihr Handgelenk lag.
Sie hatte sich zwar nicht bewegt und hatte den Atem angehalten, aber trotzdem wußte er, daß sie wach war.
Er zog sich aus, löschte die Fackel und warf sich auf das Bett.
»Du besoffener Kerl. Du ekelst mich an.«
Er lachte angetrunken. »Ich glaube fast, ich habe dir gefehlt, Mirana.«
»Ich wünschte, du hättest dich mit deinen großmäuligen Männern zu Tode gesoffen.«
»Du bist zuviel allein«, sagte er in die Dunkelheit. »Da freust du dich sogar über meine Gesellschaft. Du langweilst dich wohl.«
Er hörte ihre beschleunigten Atemzüge.
»Soll ich dir erzählen, was wir Gutes gegessen haben? Der Wildschweinbraten war rosig und saftig und wunderbar mit Wildkräutern gewürzt. Ich fand es angebracht, dich ein wenig hungern zu lassen. Jetzt kannst du etwas sagen!«
»Nimm mir die Kette ab.«
Er stützte sich auf den Ellbogen, schwankte ein wenig und starrte ins Dunkel in ihre Richtung.
»Das tu ich vielleicht, wenn du sagst: >Bitte, Herr Rorik, ich will deine gefügige Sklavin sein, wenn du mich befreist . Sag es, und ich überlege, ob ich dich von der Kette befreie.«
Sie atmete schneller. Er war froh, daß sie kein Messer hatte.
»Sprich es aus, Mirana, oder die Kette bleibt so lange um dein Handgelenk, bis du es endlich sagst.«
Er war betrunken, das wußte er, und das war seine einzige Entschuldigung. Aber er hatte keine Lust, sich mit der Frau noch länger herumzuärgern. Wenn sie nicht gehorchte, würde er ihr das Leben schwermachen.
»Bitte, Herr Rorik, ich will deine gefügige Sklavin sein, wenn du mich befreist.«
Er konnte nicht glauben, was er hörte. Sie hatte die Worte ausgesprochen. In seinem Kopf drehte sich alles. Er begriff nichts mehr. Und plötzlich sprang er ächzend aus dem Bett. Er schaffte es gerade noch bis zum Zaun, ehe er sich erbrach. Sein Körper bäumte sich zitternd auf. Er lehnte die Stirn stöhnend gegen einen Holzpfahl. So erging es ihm sein ganzes Leben. Er vertrug weder den süßen Met noch den fruchtigen Wein aus dem Rheinland. Jedesmal wurde ihm entsetzlich schlecht. Das war seine Strafe. Schuld daran trug die Frau. Hätte sie ihn nicht so gereizt und verhöhnt, wäre das nicht passiert.
Er richtete sich auf. Er war durstig, und er hatte eine schwere und pelzige Zunge. Es dauerte eine Weile, bis er in seine Schlafkammer zurückkehrte.
Mirana wartete, bis er sich auf dem Bett ausgestreckt hatte. Er war aus der Kammer gerannt, als sei ein Dämon hinter ihm her. Sie bezwang ihren Stolz und flehte: »Bitte, Herr Rorik . . .«
Ein sattes Schnarchen war die Antwort.
Sie ließ sich nach hinten sinken. Ihre Hand war taub, die Haut an ihrem Handgelenk blutig geschürft. Am liebsten hätte sie vor Wut losgeheult. Endlich schlief sie trotz seines lauten Schnarchens ein.
Kapitel 10
Clontarf, Irland Dänische Festung
Einar strich zärtlich über ihre sanfte Wange, lächelte, als ihr warmer Mund sich näherte, beugte sich vor und küßte sie. Seine Zunge tastete sich über ihre Lippen und glitt hinein. Er hörte ihr leises Seufzen und schmeckte die süßen Honigmandeln, die sie gegessen hatte.
Er hob den Kopf und legte ihn in ihre Armbeuge.
»Du bereitest mir Vergnügen«, sagte er.
»Du magst recht haben, Herr. Aber du bist zu müde, um mich heute nacht zu befriedigen.«
In einer Woche, vielleicht erst in einem Monat, würde Einar ihr für diese unverschämten Worte ins Gesicht schlagen oder ihr die Peitsche über den makellosen Rücken ziehen. Noch steigerte ihre Dreistigkeit seine Leidenschaft und sein
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