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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Hüften. Mirana konnte ihm den Felsbrocken gezielt auf den Hinterkopf schlagen.
    »Wir befinden uns immer noch in großer Gefahr«, sagte Mirana. »Wir dürfen nicht allzu zuversichtlich sein. Bei den Göttern, Entti, vielleicht wärst du besser auf der Habichtsinsel geblieben. Du wurdest nicht mißhandelt. Die Frauen waren gut zu dir, sie haben dich ins Herz geschlossen.«
    »Ja, das stimmt«, meinte Entti, »aber es fiel mir immer schwerer, mich zu verstellen.« Sie schwieg und zog das Ruder kräftig durchs Wasser. »Ist es denn keine Mißhandlung, die Lust aller Männer befriedigen zu müssen, Mirana? Und sie haben einen unstillbaren Appetit, wie die Karnickel. Sie glaubten, sie würden mir einen Gefallen tun, wenn sie mich stoßen, die geilen Böcke. Hafter war anders. Aber die Chance, wieder frei zu sein, hätte ich mir nicht um alles in der Welt entgehen lassen.«
    »Und Rorik?«
    »Ich habe nicht mit Rorik geschlafen. Ich versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Aber er wies mich ab. Ich hoffte, wenn er mit mir schläft, würde er mir die anderen vom Leib halten. Aber er ging nicht darauf ein. Ich tat ihm leid wegen meiner Einfältigkeit, meines kindlichen Gemüts. Er wollte nicht mit einem Kind das Bett teilen.« Sie lachte leise. »Kurz nachdem die Wikinger mich entführt hatten, fing ich an, das Dummchen zu spielen, glaubte, es zu ertragen, mit den Männern zu schlafen, aber es fiel mir immer schwerer. Ich würde lieber sterben, als zur Habichtsinsel zurückzukehren und weiterhin die Hure zu spielen.«
    »Du hast es überlebt, und nur das zählt. Mit etwas Glück überleben wir beide. Ich danke dir, Entti.«
    Die beiden Frauen saßen einander auf der schmalen Holzbank gegenüber und zogen die Ruder durch das Wasser. Es dauerte eine Weile, bis sie ihren Rhythmus gefunden hatten, aber sie schafften es. Mit jedem Ruderschlag entfernten sie sich von ihren Verfolgern. Bald würden sie die offene See erreichen. Zwei Frauen, mit einem Kriegsschiff auf dem Meer — das war schwierig, nahezu unmöglich. Doch Mirana wußte, daß sie es irgendwie schaffen würden.
    Entti meinte: »Ich fand es lustig, wie die Frauen sich rächten, und ich wollte ihnen wirklich helfen, wußte aber nicht wie. Ich galt ja als schwachsinniges Kind. Sie waren wütend, weil die Männer mich ständig bestiegen, aber sie gaben nicht mir die Schuld. Nicht einmal Asta war gegen mich eingenommen oder gab mir die Schuld an Gurds Untreue. Ihn konnte ich am wenigsten leiden. Und dann kam Amma auf die Idee, den Männern schlechtes Essen zu geben, bis Rorik seine Drohung aussprach! Ich hörte, wie Amma mit den Frauen über deinen Vorschlag sprach, doch dann machte Rorik ihnen einen Strich durch die Rechnung.«
    »Ja«, sagte Mirana. »Ich wunderte mich, wieso er seine Rede schon so bald hielt. Er probierte nicht mal den Haferbrei am nächsten Morgen, und der schmeckte köstlich, Entti.«
    Entti lachte. »Ich sah, wie er in seine Schlafkammer ging, als Amma und die Alte Alna bei dir waren. Er blieb an der Tür stehen. Er muß euch belauscht haben, wie ihr neue Pläne geschmiedet habt. Er mußte rasch handeln, und das tat er. Er ist kein dummer Mann.«
    »Es wird keinen Aufstand mehr geben, Entti. Alle Frauen wissen, daß er mich ausgepeitscht hat. Das hält sie davon ab, an Widerstand zu denken. Nein, Rorik ist wirklich nicht dumm.«
    »Aber auch nicht besonders schlau. Wir sind ihm entkommen. Wir haben gehört, wie er und seine Männer uns als dumme und hilflose Frauen bezeichneten. Diesmal haben wir gewonnen.«
    Nach einer Pause fragte Entti: »Warum hat er dich ausgepeitscht?«
    »Weil ich dumm war und zu stolz, um nachzugeben. Er hat nicht fest zugeschlagen; er wollte mir nicht wehtun. Natürlich hat er mir die Schuld daran gegeben, daß er mich auspeitschen mußte.«
    »Männer«, sagte Entti. »Sie glauben wirklich, daß sie immer im Recht sind. Erstaunlich, wie blind sie sind.«
    »Ein Glück für uns, meine Liebe.«
    Das Rudern begann anstrengend zu werden. Es war fast unmöglich, das Boot auf einem geraden Kurs zu halten. Ständig mußten sie Korrekturen vornehmen, und das zehrte an ihren Kräften.
    Mirana sagte nach einer Weile: »Ich kann mit Waffen umgehen. Hätten wir nur mehr Zeit gehabt, und hätte
    Rorik uns nur nicht belauscht. Ich wollte die Frauen im Umgang mit Waffen unterweisen, denn sie sind mutig und beherzt. Ein Mann, der weiß, daß seine liebende Frau ihm die Geschlechtsteile oder die Kehle durchschneiden kann, stößt

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