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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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die Hände in die Hüften gestemmt. Zur Alten Alna sagte er: »Es war deine Idee, nicht wahr? Du wolltest, daß sie arbeitet. Das hast du jetzt davon. Wo ist sie? Wo sind Hafter und Entti?«
    Es war Asta, Gurds Frau, die hastig schluckte und antwortete: »Nein, Herr, gib Alna nicht die Schuld. Sie wollte, daß das Mädchen rauskommt. Sie wird ja ganz schwach, wenn sie ständig an dein Bett gefesselt ist. Wir sahen keine Gefahr . . .«
    »Ihr seid Närrinnen«, unterbrach Rorik sie barsch. Asta rieb sich ihre taub gewordenen Arme. »Nun red schon«, forderte Rorik sie ungeduldig auf.
    Asta hob die Schultern. »Hafter ging mit Entti weg, um sich mit ihr den Nachmittag zu versüßen. Er meinte, es sei zu gefährlich, wenn man sie Wurzeln und Kräuter sammeln läßt, weil sie die guten nicht von den giftigen unterscheiden kann. Dabei sah er sie an wie ein hungriger Wolf ein unschuldiges Lamm. Nachdem er mit dem Mädchen weg war, griff Mirana nach einem Felsbrocken, ohne daß Alna und ich etwas davon merkten. Sie schlug mir den Stein auf den Kopf, und ich verlor die Besinnung. Dann fesselte sie Alna und mich.«
    Rorik wunderte sich nicht. Wieso ließen sich alle von ihr täuschen? Er fluchte lange und ausgiebig. »Wie lange ist das her?«
    »Drei Stunden etwa.«
    Wieder fluchte er, wütend auf sich, auf die Alte Alna und auf die hochmütigen Männer, die sich gar nicht vorstellen konnten, daß eine Frau ihnen in irgendeiner Beziehung überlegen war.
    Er würde sie finden, daran zweifelte er nicht, aber er zweifelte, ob er sie lebendig finden würde. Sie war eine junge, hübsche Frau. Dieser Gedanke ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Wenn Banditen oder sächsische Plünderer oder andere Wikinger sie fanden, würde man sie vergewaltigen, mißhandeln und wahrscheinlich töten. Er wollte sie nicht tot, verflucht nochmal. Er brüllte: »Hafter! Komm hierher!«
    Aber Hafter gab keine Antwort. Sie fanden ihn zehn Minuten später. Benommen und mit einer dicken Beule über dem rechten Ohr, war er mit langen Streifen aus einem Frauenumhang fest an einen Baum gebunden.
    Entti war nirgends zu finden. Ebensowenig Mirana.

Kapitel 11
    Die Mondsichel erhellte das Lager nur schwach. Grillen zirpten in der lauen Nacht. Gelegentlich klatschte etwas im nahen Sumpf. Ansonsten war es still. Rorik starrte in das kleine Lagerfeuer.
    Seine Männer schwiegen. Sie hatten Trockenfisch, Äpfel und hartes Fladenbrot gegessen. Sie waren gesättigt, doch die Frauen, die nicht einmal ihr mitgebrachtes Mittagessen verzehrt hatten, waren hungrig.
    Rorik hatte zwei Männer zurück zur Habichtsinsel geschickt, um Proviant zu holen. Man konnte nicht wissen, wie lange es noch dauerte, eine Spur zu finden. Er hatte keine Ahnung, welche Richtung sie eingeschlagen hatte. Sie und Entti. Wieso hatte sie Entti mitgenommen? Keiner der Männer wußte darauf eine Antwort.
    Mirana mußte wissen, daß sie ihr Leben riskierte, wenn sie flüchten würde, aber das hatte sie nicht davon abgehalten. Sie zog es offenbar vor zu sterben, als seine Gefangene zu sein. Ihr verfluchter Bruder lag ihr scheinbar so sehr am Herzen. Rorik hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
    Die Götter wußten, daß er sie nicht mißhandelt hatte, nicht wirklich. Sie hatte ihn in den Knöchel gebissen, als er ihr auf der Überfahrt zur Habichtsinsel den Fuß in den Nacken gesetzt hatte. Aber sie hätte auch über Bord gehen oder absichtlich ins Wasser springen können, nur um ihm zu entwischen. Er brütete vor sich hin und wußte, daß er sich selbst belog.
    Er war gezwungen, sie auszupeitschen, aber er hatte ihr nicht wirklich wehgetan; das wußte sie so gut wie er.
    Es blieb ihm keine andere Wahl, als sie in seiner Schlafkammer anzuketten. Hätte er sie frei herumlaufen lassen, hätte sie alle durcheinandergebracht. Sie wäre fortgelaufen, hätte eines der Boote gestohlen und versucht, allein aufs Meer hinauszurudern. Und jetzt war sie da draußen irgendwo in der Finsternis, sie und Entti, ohne Schutz und ohne Essen.
    Hafter starrte ins Feuer und massierte sich den Kopf, wo Miranas Schlag ihn getroffen hatte. Er brummte: »Ich lag auf Entti. Sie lächelte und liebkoste mich, ihre Beine waren um meine Hüften geschlungen. Ich war im Begriff, mich in ihren Bauch zu ergießen, als die Hexe mir hart auf den Schädel schlug.«
    »Du bist ein Narr, Hafter«, sagte Rorik tonlos. Seine Wut, seine Angst, daß Mirana bereits tot sein könnte, all seine Gefühle behielt er für sich.
    »Ich

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