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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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gut. Mein Vater hält viel von gutem Essen. Er ist Schmuckhändler und liebt das Essen ebenso wie seine Edelsteine.«
    Sie fanden Waldbeeren und Blaubeeren und gruben Kadmuswurzeln aus. Nachdem die harte Haut mit einem Stein abgeschabt war, schmeckte die weiche Wurzel nach Pilzen und Hafer.
    Später am Nachmittag hörte der Regen ganz auf, und die Sonne kam durch. Bald waren auch ihre Kleider trocken.
    »Ich könnte mich hinlegen und einen ganzen Tag lang schlafen«, sagte Entti seufzend. Ihre Armmuskeln schmerzten, und sie war vollkommen steif. »Wie lange werden wir bis zu eurer Festung brauchen?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Dann sollten wir uns wohl besser auf den Weg machen.« Sie waren im Begriff, das Boot wieder ins Wasser zu ziehen, als sie einen Schrei hörten, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Zwei Männer rannten den Strand herunter auf sie zu. Sie trugen Hosen aus grobem Wollstoff und ein Lederwams. Es waren ortsansässige Dänen. Sie hatten die beiden Frauen entdeckt und waren außer sich vor Freude über diese unerwartete Begegnung.
    »Kannst du mit einer Waffe umgehen?« fragte Mirana tonlos.
    »Nein. Aber meine Angst wird es mich rasch lehren. Gib mir das Schwert.«
    »Wir wollen erst versuchen, sie in Sicherheit zu wiegen«, sagte Mirana. »Wir spielen ihnen zwei hilflose, furchtsame Frauen vor.«
    Sie ließ das Messer in die Tasche ihres Rocks gleiten. Entti versteckte das Schwert in den Falten ihres Kleides. Beide Frauen warteten unbeweglich.
    Die beiden Männer blieben in einiger Entfernung vor ihnen stehen. Sie waren jung, gut gebaut, und ihre Gesichter waren zu einem breiten Grinsen verzogen.
    Sie grüßten fröhlich.
    Mirana, bleich und furchtsam, trat einen Schritt zurück, ihre Hand zitterte vor Angst.
    »Wir tun euch nichts«, rief der größere der beiden. »Wir helfen euch. Wir nehmen euch mit.«
    »Und das Boot«, meldete sich der zweite zu Wort, der untersetzt und kraftvoll wie ein Stier war, »ja, das Boot nehmen wir auch mit.«
    Immer noch grinsend traten sie auf die Frauen zu, wobei ihre Zähne weiß in der Sonne schimmerten. Sie waren glücklich über die wunderbare Fügung, die ihnen zwei Frauen und ein Kriegsschiff beschert hatte.
    »Mach dich bereit«, zischte Mirana mit erschreckend bleichem Gesicht.

Kapitel 12
    »Bei allen Göttern, was tut ihr beiden Frauen hier? Seid ihr ganz allein?«
    Der ältere Mann blickte argwöhnisch in die Runde. Da lag ein herrliches Kriegsschiff, das man aus dem Wasser an Land gezogen hatte, doch waren nirgends die Männer zu sehen, die es vor dem Sturm in Sicherheit gebracht oder es gerudert hatten.
    Mirana hielt die beiden Männer für Tölpel, zitterte jedoch wie Espenlaub und schüttelte den Kopf. »Wir sind ganz allein«, hauchte sie. »Wir haben solche Angst.«
    Der unsichtbare Feind war bei den leisen Worten der Frau vergessen. Der Mann trat grinsend auf Mirana zu. Es schien ihr, als torkelte er ein wenig. Sie blieb unbeweglich stehen, als er ihr Kinn in seine schwielige Hand nahm und es anhob. Er kam mit seinem Gesicht nahe an ihres, und sie sah seine Pockennarben. Sie hielt ihn für jünger, als die häßlichen Narben ihn machten. Mit sanfter Stimme sagte er: »Kleines Vögelchen, jetzt bist du in Sicherheit. Ich nehme dich mit. Ich heiße Odom, und mein jüngerer Bruder ist Erm. Du bist hübsch. Solche Haare habe ich noch nie gesehen — diese Farbe, schwarz wie die Schwingen einer Krähe. Ist das deine Schwester?«
    Entti blickte nicht minder furchtsam drein. Zitternd nickte sie, als Mirana ein Ja hauchte. Die beiden Mädchen hatten nicht die geringste Ähnlichkeit miteinander. Entti hatte dunkelbraunes Haar und tiefbraune Augen und war wesentlich größer als Mirana. Doch den Männern schien der Unterschied nicht aufzufallen. Odom, der Mirana
    festhielt, war kräftig wie ein Bulle. Er drückte sie fest an sich, als sei sie ein kostbarer Schatz, den er nicht mehr hergeben wollte. Sie leistete keinen Widerstand.
    »Schau dir dieses Kriegsschiff an, Erm. Es ist solide gebaut. Unsere Familie wird es gut gebrauchen können. Und wir beide, Bruder, haben zwei schöne Frauen gefunden. Ich kann unser Glück kaum fassen.«
    »Ja«, stimmte Erm zu und ließ Entti los. »Heute sind uns die Götter wohlgesonnen.« Er ging händereibend auf das Boot zu und rief den Frauen über die Schulter hinweg zu: »Bleibt, wo ihr seid, meine Vögelchen. Mein Bruder und ich kümmern uns gleich um euch. Ihr habt keinen Grund, euch zu

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