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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sträubten sich ihr die Nackenhaare.
    Rorik Haraldsson war ein verläßlicher Mann. Sie mußte , außerdem gestehen, daß er gut aussah — ein geschmeidiges, muskulöses männliches Tier, stark und mächtig. Und er war tapfer. Er war listiger und klüger als andere Männer. Dafür bewunderte sie ihn. Seine schlechten Angewohnheiten, seine Vorlieben und Abneigungen kannte sie noch nicht, doch würde sie bald Gelegenheit haben, sie kennenzulernen.
    Durfte sie einen Mann heiraten, den sie nur als Feind kannte? Gab es für sie keine Rückkehr nach Irland? War ihre Heimat für immer verloren? Sie spürte einen Kloß im Hals und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie schluckte und blinzelte gegen das Brennen an.
    Rorik konnte ihre Verwirrung, ihren Argwohn verstehen. Er sah auch den feuchten Schimmer in ihren Augen, aber er berührte sie nicht und versuchte auch nicht, sie zu trösten. Sie war eine Frau, die ihre eigene Schwäche verachtete. Er hatte nicht die Absicht, sie zu beschämen. Sie kannte ihn kaum, und die Habichtsinsel war nicht ihre Heimat. Hier war sie eine Fremde.
    Plötzlich hatte er den dringenden Wunsch, sie möge seinen Antrag annehmen. Er durfte kein Risiko eingehen.
    »Kron, einer meiner Gefolgsleute, ist heute aus Dublin zurückgekehrt. Er hielt seine Augen und Ohren ein halbes Jahr am Hofe des Königs für mich offen. Ich wußte, daß der König irgendwelche Abmachungen mit deinem Halbbruder hatte, aber ich wußte nicht, welcher Art sie waren. Und das interessierte mich sehr.«
    Rorik holte tief Luft. »Kron berichtete, daß König Sitric mit Einar vereinbart hatte, dich zu kaufen und zu seiner Gemahlin zu nehmen. Wenn du nach Clontarf zurückkehrst, wirst du dem König übergeben, und Einar wird viel Silber, Sklaven und Macht einheimsen. Du bist Auf Gedeih und Verderb einem Greis ausgeliefert.« Andererseits würde sie auch Königin sein. Rorik wußte aber seltsamerweise, daß diese Aussicht keine Verlockung für sie darstellte.
    Verblüfft und entsetzt sah sie ihn an. Wie konnte Einar es fertigbringen, seine Halbschwester an König Sitric zu verkaufen, an den fettleibigen alten Mann, dem sie vor einem halben Jahr vorgestellt worden war? Er hatte säuerlich nach Krankheit und Alter gerochen. Der sabbernde Greis hatte sie lüstern angesehen. Dabei könnte er ihr Großvater sein. Em Wunder, daß er nicht schon längst unter der Erde lag. Aus Höflichkeit hatte sie seine widerwärtigen Schmeicheleien ertragen, das Tätscheln seiner knochigen, kalten Hände an ihrer Wange, ihrem Arm. Sittsam hatte sie die Augen zu Boden gesenkt, damit er den Abscheu in ihrem Blick nicht bemerkte.
    Ein zweiter alter Mann wich nicht von seiner Seite, sein Ratgeber, Hormuze, den ein langer, grauer Bart zierte und der die Welt aus schwarzfunkelnden Augen mit beißendem Spott zu betrachten schien. Hatte er etwas mit dem schnöden Handel zu tun? Wieso wollte der alte König ausgerechnet sie zur Frau? Sie war keine Prinzessin von Stand, sie bereicherte ihn nicht mit Ländereien. Aus welchem Grund also?
    »Ich werde dich beschützen«, sagte Rorik unvermittelt. »Als meine Frau bist du vor Einars Ränken und der Wollust des Königs sicher.« Er warb um sie wie ein liebeskranker Bauerntölpel. Die Rolle des Bittstellers gefiel ihm ganz und gar nicht. Er hielt inne. Er hatte genug gesagt, mehr als genug.
    Sie hob den Blick und bemerkte verwundert die Spannung in seinem Gesicht. Tief in ihrem Innern wußte sie, was sie wollte. Einars Vorhaben war dabei nicht eigentlich ausschlaggebend. Ihr Entschluß war schon gefaßt, bevor sie von dessen hinterhältigen Plänen erfuhr.
    Rorik war ein gutaussehender Mann. Sie hatte ihn nackt gesehen und hatte ihn mehr als interessant gefunden. Um die Wahrheit zu sagen, er hatte sie fasziniert. Sein gebräunter Körper war mit seidigem Goldflaum bedeckt. Seine Kraft war ebenso erregend wie todbringend. Sie war neugierig, Dinge zu erfahren, denen sie bislang keine Beachtung geschenkt hatte. Er war gefährlich, aber sie war neugierig, seine Grenzen zu erproben, und er war voller Lebenskraft. Sie wollte ihn kennenlernen, alles über ihn erfahren. Sie lächelte und sah, wie seine Pupillen sich weiteten. Ob er ahnte, was sie dachte?
    »Ich habe dich noch nie lächeln gesehen«, sagte er und wandte den Blick nicht von ihr. »Das macht dich weicher. Vielleicht höre ich auch bald dein Lachen.«
    »Vielleicht schenkst auch du mir bald dein Lächeln.«
    Sein Blick wurde mißtrauisch.
    Mit ernster Miene fuhr

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