Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
mich so durchsichtig wie ein Gebirgsbach. Du hast das ausgeheckt und geplant. Du mischst dich überall ein und kümmerst dich um alles. Und Entti ist genauso. Alles wurde von euch Weibern geplant. Das war der Grund, warum sie ihn verschmähte, warum sie ihn schlug, ihn nicht an sich heran ließ. Ich dulde es nicht, Mirana.«
    Sie grinste ihn spöttisch an. Sie fühlte sich wunderbar erfrischt. Kraft und Genesung durchfluteten sie. Jetzt schüttelte er sogar die Faust vor ihrem Gesicht.
    »Hör mir gut zu, Weib. Du wirst Entti sagen, daß sie Hafter an sich ranläßt. Er muß seine Begierde an ihr stillen. Dann ist er von ihren Verlockungen befreit und wird Sira heiraten, und alles verläuft so, wie ich es geplant habe. Ich will das eifersüchtige Weibstück nicht um mich haben, ich will sie los sein, hast du kapiert?!«
    Sie grinste und trommelte mit den Fingern auf der Bettdecke.
    »Mirana, ich dulde das nicht!«
    »Hast du nicht gesagt, du schützt Enttis Ehre, schützt sie vor Hafters Zudringlichkeiten, damit ich mir um sie keine Sorgen zu machen brauche. Dein Versprechen war nicht von langer Dauer, Rorik.«
    »Die Lage hat sich verändert, das weißt du so gut wie ich. Du bist nur eigensinnig und machst dich auf meine Kosten lustig. Es macht dir Spaß, mich in Wut zu bringen. Aber ich sage dir eins, Mirana, ich lasse mir nicht auf der Nase herumtanzen. Entti tut, was ich ihr sage, ohne Widerrede. Schluß damit.«
    Mirana hörte ihm mit wachsender Begeisterung zu. Energie durchströmte sie, sie platzte beinahe vor Lebenslust. Am liebsten wäre sie aus dem Bett gesprungen und hätte einen Tanz aufgeführt. Sie warf die Decke beiseite und schwang die Beine über die Bettkante.
    »He, was tust du da? Leg dich sofort wieder ins Bett. Du bist noch zu schwach.«
    »Rorik«, sagte sie und grinste frech. »Du willst doch, daß ich mit Entti spreche. Das tue ich jetzt. Sie wird gewiß Verständnis dafür haben, daß die Lage sich verändert hat. Sie ist ja manchmal etwas schwer von Begriff, aber wenn ich es ihr langsam erkläre, sieht sie das sicher ein.«
    »Ich bringe sie her.« Ohne ein weiteres Wort nahm er ihre Beine, schwang sie zurück ins Bett und deckte sie zu. Dann schaute er sie längere Zeit an. »Du siehst gesund aus wie ein Fohlen«, sagte er gedehnt. »Deine Wangen haben wieder Farbe, und deine Augen blitzen. Wie kommt das, Mirana?«
    »Ich freue mich nur, dich zu sehen, Rorik.«
    »Wieso?«
    Sie legte den Kopf zur Seite.
    »Was heißt das, du freust dich, mich zu sehen?«
    »Du gefällst mir«, sagte sie einfach. »Ich höre deine Stimme gern. Ich sehe dein Lächeln gern, auch dein finsteres Gesicht. Ich mag, wenn du wutschnaubend auf und ab gehst. Das gefällt mir besonders gut, weil du in letzter Zeit so fürsorglich und rücksichtsvoll zu mir warst. Doch selbst das ertrage ich. Ich seh' dich einfach gern. Mehr nicht.«
    Er war völlig verdattert. Diese Frau würde er wohl nie verstehen. »Hätte es dir besser gefallen, wenn ich dich angeschrien hätte, als du dir die Seele aus dem Leib gekotzt hast?«
    »Das nicht. Du hast mich wirklich fürsorglich gepflegt wie ein Vater oder ein Bruder — oder eine Mutter. Aber du bist ein starker Mann. Und es gefällt mir einfach besser, wenn dein Gesicht rot anläuft vor Wut. Das weckt meine Lebensgeister.«
    »Du redest wirres Zeug.« Seufzend setzte er hinzu: »Ich hole Entti. Du bringst sie zur Vernunft und sorgst dafür, daß sie mir gehorcht.«
    »Ja, Herr«, sagte sie ergeben und verschränkte die Arme. Verärgert und voller Argwohn stapfte er aus der Kammer. Sie war erleichtert. Seine mütterliche Fürsorge, seine Rücksichtnahme gingen ihr auf die Nerven. Nun erhob er wieder die Stimme, runzelte die Stirn, ballte die Fäuste und bereitete ihr damit große Freude.
    Seltsam, wie das Leben sich von einem Augenblick zum anderen von tiefer Düsterkeit in strahlende Heiterkeit zu wandeln vermochte.

Kapitel 22
    Wenige Minuten später betrat Entti wutschnaubend die Schlafkammer. Mit vor Zorn blitzenden Augen und den Händen zu Fäusten geballt sah sie trotz ihres zerfetzten Gewands, des an den Schultern geknoteten Umhangs und den bloßen Füßen aus wie eine Walküre. »Herr Rorik«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor, »befiehlt mir,
    Mirana — befiehlt mir — Hafter so oft zu Willen zu sein, bis er meiner überdrüssig ist. Wäre er nicht dein Ehemann, hätte ich ihn entmannt.«
    »Rorik wird froh sein, daß du es nicht getan hast.«
    Entti stutzte. »Du

Weitere Kostenlose Bücher