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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schwungvollen Bewegung erhob sich Einar, zog sein Messer aus der Scheide und stieß es tief in Ingolfs Herz. Ingolf starrte ihn fassungslos an, bevor er leise stöhnend zu Boden ging. Niemand sprach ein Wort. Ein angstvolles, beklemmendes Schweigen lastete über dem großen Saal.
    Mirana hatte Ingolf verachtet, ihn auf der langen Überfahrt sogar fürchten gelernt. Doch nun lag er leblos da, grundlos niedergestochen wie ein tollwütiger Hund. Sie schluckte ein Würgen hinunter. Er war Einar treu ergeben, hatte nur zuviel Met getrunken, zuviel geredet, und jetzt war er tot. Er hatte etwas über eine neue Sklavin gesagt, mehr nicht. Und er hatte gelacht. Warum hatte Einar ihn getötet? Weil Ingolf ihn ausgelacht hatte? Weil er von Einars neuen Geliebten wußte? Ihr Halbbruder hatte nun eine heiter gelassene Miene aufgesetzt. Nur in seinen grünen Augen glühte ein grausamer Funke. Sie hatte Angst. Sie lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    Einar sagte: »Schafft ihn fort. Sein Geist hat hier nichts zu suchen.«
    Sie sah nicht zu, wie Ingolfs Leiche hinausgetragen wurde. Sie beobachtete Sira. Zu ihrem Erstaunen lag ein Lächeln auf ihren Lippen. Lächelnd blickte sie zu Einar auf, beugte sich ein wenig vor, und ihr glänzendes Haar fiel über ihren Busen.
    Die Männer tranken weiter, und die Frauen mußten warten, bis ihre Männer genug hatten. Es sah so aus, als würde es eine lange Nacht geben.
    Kurze Zeit später rief Einar in die Runde: »Hört mir zu, meine tapferen Männer, ihr besten Krieger Irlands. Manche kennen die wunderbare Neuigkeit bereits, doch die meisten von euch noch nicht. Ich habe sie verschwiegen, bis meine liebe Schwester wieder bei mir ist. Nun sollt ihr alle die Botschaft hören. Unser König Sitric wünscht Mirana zur Gemahlin zu nehmen. Dann wird unsere Familie mit der königlichen Familie verwandt sein, und Miranas Söhne werden Irland regieren. Am ersten Tag des Herbstmondes wird die Hochzeit sein. Wir werden alle aus dieser Verbindung Nutzen ziehen und unsere Reichtümer vermehren.«
    Jetzt war es ausgesprochen. Sie war nicht erstaunt. Sie blickte zu Gunleik hinüber, der bleich und krank aussah.
    Er würde ihr helfen, er mußte ihr helfen. Plötzlich wurde ihr jedoch vollkommen klar, daß sie Einar die Wahrheit nicht sagen durfte.
    Wenn sie ihm gestand, daß sie den alten Mann nicht heiraten wolle und daß sie bereits verheiratet und keine Jungfrau mehr sei, würde er ihr den Dolch ins Herz stoßen.
    Er hatte Ingolf getötet, ohne mit der Wimper zu zucken, und der Mann hatte eigentlich nichts getan, was seinen Zorn ernsthaft erwecken konnte. Dann würde er sie erst recht töten, wenn sie seine großartigen Pläne durchkreuzte.
    Sie biß sich auf die Zunge. Ihr Flehen, ihre Bitten würden ihn nur erheitern.
    Großer Jubel war ausgebrochen, und man prostete sich begeistert zu. Nur die Frauen blickten zu Mirana und beteiligten sich nicht an dem Jubel.
    Sira trank lächelnd den süßen Met.
    Einar war nun von seinen Männern umringt; von seinen engsten Vertrauten, die auch nicht erschrocken waren, als er Ingolf bedenkenlos getötet hatte. Sie hörten begierig seinen Ausschmückungen zu, wieviel Reichtum und Macht und welchen Nutzen sie alle aus dem Handel ziehen würden. Es waren einfache Männer, bärenstarke Kerle und tapfere Kämpfer. Die Aussicht auf Reichtum, Macht und Sklaven machte sie alle zu gierigen Wölfen.
    Endlich wandte Einar sich auch an sie, nahm ihre Hand und zog sie an seine Lippen. Er küßte ihre Fingerspitzen. Mirana fröstelte, zeigte jedoch keine Regung.
    »Ich bin sicher, daß dir dieser Plan gefällt«, sagte er und blickte ihr in die Augen.
    »Nein«, sagte sie, »er gefällt mir nicht.«
    Zorn glühte kurz in seinen Augen auf. Sie mußte vorsichtig sein.
    Einar sagte langsam: »Du wirst Königin sein. Du wirst alles haben, was dein Herz begehrt. Du wirst mit Juwelen überhäuft, und zahllose Sklaven werden in deinen Diensten stehen. Du wirst ihm zwei oder drei Söhne gebären, und dann wird er seine gichtigen Hände von dir lassen. Wir haben zwar nicht den gleichen Vater, doch ich achte und ehre Audun. Durch mein Bemühen wirst du, Auduns Tochter, zur Königin. Ich rate dir, rasch einen Sohn zur Welt zu bringen, sonst läßt dir der alte König die Kehle aufschlitzen und nimmt eine andere Jungfrau in sein Bett.«
    Die Wahrheit brannte ihr auf der Zunge, doch sie war zu klug und zu verängstigt, um die Wort auszusprechen.
    »Wie du wünschst«, sagte sie

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