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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Fell über die Ohren.«
    »Sie ist hier«, sagte Gunleik, nahm Miranas Hand und schob sie sanft nach vorn.
    Einar glotzte sie lange an. Dann sagte er: »Sie sieht aus wie eine verdreckte Schlampe.«
    Gunleik runzelte die Stirn. »Wir waren vier Tage und Nächte unterwegs. Wir sind erschöpft, schmutzig und müde. Sie ist am Leben und unversehrt, Einar. Ich habe dir deine Schwester zurückgebracht.«
    Einar beugte sich vor, seine Finger umfingen die kunstvoll geschnitzten Armlehnen. »Nun, liebste Schwester, du bist also wieder da. Du warst lange fort. Clontarf hat seine Herrin vermißt. Ich nehme an, ich hab dir ebenfalls gefehlt. Komm und laß dich umarmen.«
    Mirana war müde, und ihr Herz war voller Angst. Sie blieb stehen, nicht imstande, zu ihm zu gehen oder etwas zu sagen.
    »Komm her, Mirana«, sagte er mit leiser, sanfter Stimme, bei deren Klang sich ihr die Nackenhaare sträubten. Bis vor kurzem hatte sie keine Angst vor ihm gehabt, selbst dann nicht, wenn er sie wegen ihrer scharfen Zunge oder ihrer gelegentlichen Unfolgsamkeit schlug. Doch jetzt hatte sie Angst, wußte aber, daß es ein grober Fehler wäre, ihm dies zu zeigen. Er genoß die Furcht anderer, das wurde ihr mit einem Mal klar, und sie fragte sich, wieso sie das bislang nicht erkannt hatte. Er kostete die Angst anderer Menschen aus, denn das gab ihm das Gefühl der Macht, der Überlegenheit, und dies wiederum schmeichelte seiner Männlichkeit. Durch den Abstand von ihm und auf Grund ihrer Erfahrungen mit Rorik, der ein Mann mit geradlinigen Absichten war und keine schwarzen Gedanken kannte, war sie zu dieser Einsicht gelangt. Sie mußte ihre Angst um jeden Preis vor Einar verbergen und flehte zu den Göttern, es möge ihr gelingen.
    Sie setzte ein süßes, falsches Lächeln auf. »Ich grüße dich, Einar. Vergib, wenn ich aussehe wie eine Schlampe, doch Gunleik hat recht. Es war eine lange und beschwerliche Reise.« Sie bemühte sich um einen heiteren Tonfall, was ihr schwerfiel, da sie innerlich vor Angst bebte. »Selbst du, mein schöner Bruder, würdest nicht länger wie ein junger Gott aussehen, müßtest du vier Tage und Nächte auf einem engen Boot verbringen. Dank Gunleik überstanden wir sogar einen furchtbaren Sturm.«
    Einar entspannte sich. Sein Blick heftete sich auf etwas, das hinter ihr war.
    Langsam drehte sie sich um. Es war Sira, die seine Aufmerksamkeit erregte.
    »Die da«, Einar wies mit dem Finger auf Sira, »wer ist sie? Wie seid ihr an die gekommen? Bei den Göttern, sieh dir ihr herrliches Haar an!«
    »Wir haben sie entführt«, sagte Ingolf, mit Sira an der Hand vortretend. Sogleich nahm Edmund ihren anderen Arm. Man hätte den Eindruck gewinnen können, zwei Hunde streiten um einen Heischknochen.
    Einar strich sich über die Wange. »Mirana, geh mit der Frau in die Badehütte. Ihr beide nehmt das Nachtmahl mit mir ein.«
    Mirana nickte Sira widerstrebend zu, ihr zu folgen. Mit leiser Stimme raunte Sira: »Das hatte ich nicht erwartet. Einar hat Vertrauen zu dir. Wie seltsam. Und du verachtest ihn, doch er scheint es nicht zu bemerken.«
    Mirana überhörte den zweiten Teil ihrer Rede und fragte harmlos: »Wieso sollte Einar mir nicht vertrauen? Ich bin schließlich die Herrin hier. Er ist mein Halbbruder. Komm, wir beide brauchen dringend ein Bad.«
    Mit einem Mal war Mirana von Frauen umringt, die sie umarmten, sie anlachten und tätschelten. Alle redeten durcheinander, bis sich Mirana schließlich Gehör verschaffte. »Ich freue mich, euch wiederzusehen. Aber ich falle vor Müdigkeit gleich um.« Sie wandte sich an Tanna, die für ihre Webkunst auf Clontarf berühmt war: »Bitte laß uns frische Gewänder bringen. Meine Sachen müßten Sira passen.«
    Auf dem Weg zur Badehütte sagte Sira verwundert: »Bei Roriks Leuten war es genauso. Die Frauen waren dir ohne ersichtlichen Grund sehr zugetan. Und hier wirst du wie eine Königin behandelt. Warte nur, bis sie die Wahrheit erfahren, dann werden sie ihre kleine Königin bald anspucken.« Sie lachte: »Dein Bruder ist ein schöner Mann. Ich hatte einen schwarzhaarigen Gnom wie dich erwartet. Sein Haar aber ist seidig und nicht stumpf wie deins. Und seine Augen leuchten grün wie Edelsteine und sind nicht matt wie deine. Er ist etwas kleiner als Rorik, scheint aber muskulös zu sein, und er hat kein bißchen Fett am Bauch. Und er ist jung, kaum älter als Rorik. Ja, der Mann reizt mich, er ist ein Mann, der weiß, was er will. Vielleicht nehme ich ihn mir und werde

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