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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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bin diejene, die er liebt. Du bleibst nur noch so lange hier, bis der alte König Sitric dich abholt. Ich bin froh, wenn du wieder weg bist, denn dann nehme ich deinen Platz ein, und alle werden mir gehorchen und mir Respekt zollen.«
    »Wie heißt du?«
    Das Mädchen richtete sich auf. Sie war hochgewachsen, feingliedrig und geschmeidig. »Einar sagte, du seist schön. Dein Fleisch sei weiß wie Ziegenmilch, und deine Augen hätten dieselbe Farbe wie seine. Doch das stimmt nicht. Das Grün deiner Augen ist gesprenkelt und nicht rein wie das seiner Augen. Nein, du bist nichts mit deinem häßlichen schwarzen Haar. Einar hat dich in der Erinnerung schöner gemacht. Und ich weiß auch, warum. Du stellst einen großen Wert für ihn dar, denn der König will dich haben. Einar fürchtete schon, dich für immer verloren zu haben. Ich dachte immer, er habe vor nichts
    Angst, doch ich irrte. Er fürchtet den alten König und seinen Ratgeber Hormuze.
    Du hast mit spitzer Zunge zu Einar gesprochen. Du warst kalt zu ihm, hast ihn verspottet, hast ihn mit deiner Geschichte, daß der Wikinger dich ausgepeitscht hat, belogen. Du hast ihn herablassend und ohne den nötigen Respekt, den er verdient, behandelt, und er hat dich nicht bestraft. Vermutlich will er nicht, daß du Narben davonträgst. Ja, das ist es. Du kannst von Glück reden, daß der König dich bald holt, bevor Einar dir auf die Schliche kommt und dich für deine Unverschämtheiten verprügelt. Ich würde mit Freuden zusehen, wenn er dir ein Messer in die Brust stechen würde, so wie er es mit dem Schurken Ingolf gemacht hat.«
    »Hat er dich geschlagen?«
    Falten bildeten sich auf der glatten Stirn des Mädchens. Sie konnte nicht älter als sechzehn sein, dachte Mirana. Sie empfand kein Mitleid für die Hure ihres Bruder, nur tiefe Abneigung.
    »Einmal. Wegen meiner scharfen Zunge. Manchmal gefällt ihm das, dann wieder nicht. Es ist schwer, zu beurteilen, wann ihm Spott und Widerspruch mißfällt. Seine Stimmung schwankt schnell, doch umso mehr liebe ich ihn. Er hat mich nicht fest geschlagen.«
    Mirana schüttelte den Kopf und lachte leise. »Du hast in kurzer Zeit schon viel über ihn erfahren. Vielleicht schenkt er dir seine Zuneigung länger als den anderen, was ich allerdings bezweifle. Bald wirst du sein wie alle Frauen vor dir: unterwürfig, stumm und verängstigt.«
    »Was meinst du mit: alle Frauen vor mir? Du willst mich doch nicht mit den beiden dummen Gänsen vergleichen.«
    Mirana lächelte achselzuckend. »Glaubst du, er hatte vor den beiden keine anderen Frauen?« Lachend richtete sie sich im Bett auf. Das Mädchen trat einen Schritt zurück. Vielleicht hielt sie Mirana für ebenso gefährlich wie ihren Bruder und fürchtete sich vor ihr. Miranas Lächeln wurde boshaft, und das Mädchen trat einen weiteren Schritt zurück.
    »Einar sagte mir, daß du mich nicht leiden können und versuchen wirst, mich auszupeitschen. Das wird er nicht zulassen, und ich rate dir, mir nicht zu nahe zu kommen.«
    Mirana warf ihr Haar über die rechte Schulter und ließ ihre Finger hindurchgleiten. Dabei machte sie ein gelangweiltes Gesicht. Das Mädchen hielt sie also für grausam. Leichthin sagte sie: »Ich warne dich, aus welchem Grund, weiß ich nicht, vielleicht weil du mir leid tust, oder weil du so jung bist. Wenn Einar seiner Frauen überdrüssig ist, behandelt er sie nicht sonderlich nett. Von manchen hat er sich auf ziemlich unschöne Weise getrennt. Du nennst die beiden Frauen dumme Gänse. Doch sie halten ihren Mund, aus Angst, etwas zu sagen, was ihm mißfallen könnte, und von ihm bestraft zu werden. Er sieht die Frauen gern leiden, mit denen er das Bett teilt.«
    Zu ihrem Erstaunen lächelte das Mädchen nun sehr selbstbewußt. »Aber ich bin anders, ganz anders als seine anderen Frauen. Ich wußte, daß du eine Närrin bist, aber jetzt hast du es bewiesen. Du mußt kein Mitleid mit mir haben. Umgekehrt, du bist die Bedauernswerte. Ich werde dir zeigen, daß du mit Blindheit geschlagen bist, du häßliche Hexe.«
    Kichernd streifte das Mädchen ihren Umhang ab, drehte sich langsam um und wandte Mirana den Rücken zu. Ihr Gewand glitt zu Boden, dann ihr Unterhemd. Das Mädchen hatte ihr den Rücken zugewandt und stand hochgewachsen auf langen Beinen da, die ein leichter, goldener Flaum bedeckte. Ihr Hintern war klein und fest, etwas zu klein, zu fest . . . Das Kichern des Mädchens schwoll zu einem Lachen an. »Paß auf, Mirana!« Mit diesen Worten drehte

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