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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Fahrstuhleingang die Bordkarten und Tickets prüften. Die wohlhabenden Amerikaner, die hier an Bord kamen, hatten absolut nichts Suspektes an sich, obwohl sie ein wenig verärgert darüber schienen, mit einem anderen Schiff fliegen zu müssen.
    Ich mußte lächeln, als ich am Ende der Schlange einen Mann erblickte: Er war um die fünfzig und ziemlich albern gekleidet in khakifarbenen Shorts, Kniestrümpfen und einem grünen, über und über mit Abzeichen geschmückten Hemd. Er trug eine polierte Stange mit einem kleinen Fähnchen, und auf seinem Kopf saß ein breitrandiger, brauner Hut. Der komische Eindruck wurde noch verstärkt durch seine finstere, wichtigtuerische Miene in dem rot angelaufenen, knolligen Gesicht. Seine Knie glänzten so rot wie seine Nase, und ich fragte mich, ob er vielleicht Komiker oder Schauspieler war und nicht mehr die Zeit gehabt hatte, sich umzuziehen. Hinter ihm scharten sich etwa zwanzig gleichgekleidete zwölfjährige Jungen mit Rucksäcken auf den Rücken und Fahnenstangen in den Händen, die ebenso todernst dreinschauten wie der Mann.
    »Warum, um alles in der Welt, ist der so angezogen?« fragte ich den Offizier neben mir.
    »Das ist die amerikanische Version der Baden-Powell-Jugend-Brigade«, erklärte der Mann. »Waren Sie denn niemals in der Brigade?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Und was für welche sind das?«
    »Die Roosevelt-Scouts«, erklärte er mir. »Ich glaube, man nennt sie die jungen Rauhreiter.«
    »Ihr Anführer sieht aber nicht so jung aus.« Der Mann hatte mir inzwischen den Rücken zugedreht und zeigte mir ein ausladendes Hinterteil, das den Khakistoff zu sprengen drohte.
    »Ein Haufen dieser Leute bleiben Scouts«, sagte der Offizier. »Die werden nie erwachsen. Sie kennen sicher die Typen, die gerne Kinder herumkommandieren.«
    »Ich bin froh, daß ich nicht auf die Bande aufpassen muß«, sagte ich mitfühlend, während mein Blick über die pickligen Gesichter streifte, die nervös unter den Huträndern hervorlugten. Sie waren ganz offensichtlich noch nie auf einem Luftschiff gewesen.
    Dann bemerkte ich etwas, das mir zeigte, daß ich meine Pflichten vergaß. Um die ziemlich stattliche Taille des Pfadfinderführers war ein Ledergürtel geschlungen, an dem ein riesiges Pistolenhalfter baumelte. Als er zu dem Offizier trat, der die Karten inspizierte, wartete ich, bis er fertig war, und grüßte dann höflich.
    »Es tut mir leid, Sir, aber ich fürchte, alle Waffen müssen uns übergeben werden, bis Sie von Bord gehen. Wenn Sie so freundlich wären, mir Ihre Pistole auszuhändigen…«
    Der Mann fuchtelte ärgerlich mit seiner Fahnenstange und versuchte, sich an mir vorbeizudrängen. »Kommt mit, Jungs!«
    »Tut mir leid, Sir, aber ich darf Sie nicht an Bord gehen lassen, bis…«
    »Es ist mein Recht, eine Waffe zu tragen, wenn ich das will! Was für ein Einfaltspinsel…?«
    »Internationale Luftschiffahrtsbestimmungen, Sir. Wenn Sie mir die Waffe aushändigen, besorge ich Ihnen eine Quittung, und Sie können Sie wieder abholen, wenn…« - ich warf einen Blick auf seine Tickets - »wenn wir in Sydney sind, Mr. Reagan.«
    »Hauptmann Reagan«, schnauzte er mich an. »Rauhreiter.«
    »Hauptmann Reagan. Wenn Sie mir nicht Ihre Pistole geben, kann ich Sie nicht mitfliegen lassen.«
    »Auf einem amerikanischen Schiff hätte ich diesen ganzen Ärger nicht. Warten Sie, bis…«
    »Internationale Bestimmungen gelten für amerikanische Schiffe ebenso wie für britische, Sir. Dann werden wir ohne Sie starten müssen.« Ich warf einen demonstrativen Blick auf meine Uhr.
    »Rotznasiger Emporkömmling!« Er war puterrot vor Zorn und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, dann fummelte er an seiner Gürtelschließe und streifte das Halfter von seinem Gürtel. Er zögerte, dann reichte er es mir. Ich klappte es auf und besah mir die Waffe.
    »Ich weiß«, sagte er. »Es ist eine Luftpistole. Aber sie ist sehr stark.«
    »Auch dafür gelten die Bestimmungen, Sir. Sind weitere… äh… Ihrer Burschen auf diese Art bewaffnet?«
    »Natürlich nicht. Ich war bei den Rauhreitern. Den echten Rauhreitern. Einer der letzten, die entlassen wurden. Kommt weiter, Männer!« Er deutete mit seiner Stange nach vorn und stapfte in den Fahrstuhl, die ernste Truppe hinter ihm starrte mich zornig an, weil ich schuld war, daß ihr Anführer sein Gesicht verloren hatte. Im Lift wäre noch Platz für mich gewesen, doch ich beschloß, die Treppe zu nehmen. Ich war nicht sicher, wie lange

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