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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ich mich noch hätte zusammenreißen können.
    Sowie ich an Bord war, händigte ich die Waffe dem Zahlmeister aus und erhielt dafür eine Empfangsbestätigung. Die gab ich dem ersten Stewart, der mir über den Weg lief und sagte ihm, er sollte sie zu Hauptmann Reagans Kabine bringen. Dann machte ich mich auf den Weg zur Brücke. Wir waren im Begriff abzulegen. Dieser Augenblick lohnte sich auf der Brücke mitzuerleben, und es wurde mir niemals langweilig. Die Ankertaue wurden eines nach dem anderen gelöst, und ich spürte, wie das Schiff einen kleinen Satz machte, als warte es voller Ungeduld darauf, wieder völlig frei zu sein und in die Lüfte aufzusteigen. Die Motoren begannen zu dröhnen, und in den Seitenspiegeln konnte ich erkennen, wie die Propeller sich langsam drehten. Der Kapitän schaute nach vorn und unten und warf dann einen Blick durch sein Periskop, um nachzusehen, ob am Heck alles klar war. Er erteilte die Befehle; die Gangway wurde vom Mast eingezogen und im Rumpf verstaut. Nun hing das Schiff nur noch mit zwei Kupplungsketten am Mast.
    Kapitän Harding sprach ins Telefon. »Fertigmachen zum Ablegen!«
    »Alles bereit, Sir«, antwortete die Stimme des Mastkontrolleurs durch den Empfänger.
    »Ablegen!«
    Es gab einen leichten Ruck, als die Kupplungsketten sich lösten. Die Loch Etive begann sich zu drehen, ihre Nase steckte noch im Anlegekegel.
    »Alle Maschinen halbe Kraft zurück!« Aus Kapitän Hardings Ton war zu schließen, er war froh, wieder unterwegs zu sein. Er strich sich über seinen weißen Walroßbart wie eine zufriedene Katze ihre Barthaare. Die Dieselmotoren begannen zu dröhnen, als wir uns rückwärts aus der Anlegestelle schoben. Das Schiff neigte sich stärker.
    »Halbe Kraft voraus!« sagte der Kapitän. »Zwei Grad back-bord, Steuermann!«
    »Ay, ay, Sir! Zwei Grad backbord!«
    »Auf fünfhundert Fuß, Höhensteuermann! Und halten Sie die Höhe!«
    »Fünfhundert Fuß, Sir.« Der Höhensteuermann kurbelte an dem großen Rad, an dem er stand. Rings um uns her auf der großen Brücke surrten und tickten Instrumente, und wir sahen uns einer Menge ausgeworfenen Zahlenmaterials gegenüber, die den Kapitän eines altmodischen Schiffes gewiß verwirrt hätte.
    Der riesige Luftpark unter uns wurde immer kleiner, und wir flogen auf den funkelnden Ozean der San Francisco Bay zu. Unter uns erkannten wir die Rümpfe von Seeschiffen immer winziger werden. Die Loch Etive manövrierte so glänzend wie immer und flog fast von allein.
    Nun waren wir über dem Ozean.
    »Fünf Grad backbord, Steuermann!« sagte Kapitän Harding und beugte sich über die Komputerschalttafel.
    »Fünf Grad backbord, Sir.«
    Wir begannen uns zu drehen, so daß wir durch die Bullaugen auf der Steuerbordseite die Wolkenkratzer von San Francisco in allen Farben schillern sahen.
    »Zieh sie auf fünfzehnhundert Fuß hoch, Höhensteuermann!«
    »Fünfzehnhundert Fuß, Sir.«
    Und wir stiegen weiter auf durch ein paar Wolkenfetzen in die weite, blaue See des Himmels.
    »Alle Maschinen volle Kraft voraus!«
    Unter gewaltigem Aufheulen warfen die mächtigen Motoren das Schiff nach vorn. Mit gleichmäßigen 120 Meilen pro Stunde flog sie nun mit 385 Personen und 46t Ladung an Bord so ohne alle Anstrengung in Richtung Südamerika wie ein Adler, der eine Maus trägt.
    Bis zum Abend hatte sich meine Auseinandersetzung mit dem Pfadfinderführer in der ganzen Mannschaft herumgesprochen. Offizierskollegen sprachen mich an, wie ich denn mit »Rauhreiter Ronnie«, wie ihn jemand getauft hatte, klar käme, doch ich versicherte ihnen, daß ich ihm für den Rest der Reise sorgsam aus dem Weg gehen würde, sofern er sich nicht als gefährlicher Saboteur herausstellen sollte. Es stellte sich jedoch bald heraus, daß er meinen Wunsch nicht teilte.
    Meine zweite Begegnung mit ihm erfolgte am gleichen Abend, als ich meinen Kontrollgang durchs Schiff absolvierte, was normalerweise langwierige und langweilige Routine ist.
    Die Ausstattung der Loch Etive war in den Prospekten der Gesellschaft als »aufwendig« bezeichnet, und in den 1.-Klasse-Unterkünften waren sie gewiß verschwenderisch. Überall wirkte das Plastikmaterial wie Marmor, Eiche, Mahagoni und Teak, wie Stahl, Messing oder Gold. Seiden- und Plüschvorhänge waren vor den breiten Panoramafenstern, die am Schiff entlangliefen, zurückgezogen, tiefe Teppiche in Blau, Rot und Gelb bedeckten den Boden, in den Hallen und auf den Decks standen bequeme Lehnsessel. Die Vergnügungsdecks

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