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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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kommandierte, wie man die Schiffe nannte, welche mit explosiven Gasen wie Wasserstoff gefüllt waren, bis zur Katastrophe der Elephant 1936, wonach alle wasserstoffgefüllten Schiffe nach internationaler Vereinbarung aus dem Verkehr gezogen und zerlegt wurden. Ich hatte den Eindruck, daß er nicht ganz glücklich war, ein Passagierschiff zu kommandieren, insbesondere ein so modernes wie die Loch Etive , andrerseits war ihm aber auch der Gedanke an den Ruhestand zuwider. Die Luft, so sagte er, war sein natürliches Element, und er wollte verflucht sein, wenn er mehr als nötig von seinem Leben in irgendeinem verfluchten Affenkäfig in Balham zubringen müßte. Ich hatte den Eindruck, daß er sterben würde, wenn man ihn zwänge, die Fliegerei aufzugeben. Er war einer der anständigsten Menschen, die ich je kennengelernt habe, und ich entwickelte ihm gegenüber eine große Zuneigung und verbrachte viel Zeit in seiner Gesellschaft in den langen Perioden, da es für mich an Bord nichts zu tun gab. »Die brauchen doch gar keinen Kapitän auf dieser komputergesteuerten Brücke«, sagte er gewöhnlich ein bißchen bitter. »Wenn sie wollten, könnten sie die Kiste von London aus übers Telefon kommandieren.«
    Ich schätze, es war meine starke Zuneigung zu Kapitän Harding, die zur ersten Katastrophe in meinem neuen Leben führte. Eine Katastrophe, die andere nach sich zog, die folgenschwerer waren bis hin zum endgültigen Desaster… Aber ich eile meiner Geschichte schon wieder voraus.
    Es begann alles mit einem launischen Wetterwechsel, nachdem wir San Francisco mit Kurs auf Britisch-Ecuador, Tahiti, Tonga und weiter westlich liegende Ziele verlassen hatten. Sie könnten dafür die Elemente oder auch mich verantwortlich machen - aber ich bin eher dazu geneigt, einen aggressiven, kleinen kalifornischen »Pfadfinderführer« namens Reagan für den Schuldigen zu halten. Gewiß wäre ich ohne Reagan an Bord der Loch Etive nicht in die folgenden Ereignisse verwickelt worden, Ereignisse, die das Schicksal einer beträchtlichen Anzahl Leute, wenn nicht gar der ganzen Welt verändern sollten.
    2 Ein Mann mit einem großen Stock
    Wir lagen am Berkeley-Luftpark vertäut und luden Passagiere und Waren zu. Durch eine Verzögerung bei der Suche nach einer Anlegestelle hatten wir unseren Zeitplan etwas überzogen und beeilten uns, die Zeit wieder aufzuholen. Ich behielt Ladung und Passagiere im Auge, während ich zusah, wie die riesigen Lattenkisten durch die Ladeluken unterhalb des untersten Decks ins Schiffsinnere gehoben wurden. Das Schiff war mit etwa fünfzig dicken Stahlkabeln vertäut und lag völlig ruhig an seinem Mast. Ich kam nicht dagegen an: wenn ich zu ihr emporschaute, erfüllte mich ein gewisser Stolz. Ihr Rumpf schimmerte silberblau, und die runden Union-Jack-Platten auf ihren Schwanzflächen glänzten. Ihre Angaben waren auf die Haupthülle aufgemalt: RMA 801 (ihre Registriernummer) Loch Etive , London. Macaphee-Linien, Edinburgh.
    Rings um mich her lagen Schiffe der American Imperial Airways, der Versailles-Linie, der Königlich Österreichisch-Preußischen Luftfahrtgesellschaft, der Kaiserlich Russischen Luftschiff-Gesellschaft, der Air Japan, der Königlich Italienischen Luftlinien und vieler kleinerer Gesellschaften, doch die Loch Etive war meiner Ansicht nach das schönste. Sie war gewiß eines der berühmtesten Passagierluftschiffe.
    In einiger Entfernung von den Luftpark-Gebäuden konnte ich einen grünen Elektrobus erkennen, der über den Rasen auf unseren Mast zuholperte. Das waren wohl unsere letzten Passagiere. Ziemlich spät, dachte ich. Man hatte mir schon angekündigt, daß die William Randolph Hearst wegen eines Maschinenschadens ausgefallen war und wir, da wir im großen und ganzen die gleiche Route flogen, einige ihrer Passagiere übernehmen würden. Das waren sie vermutlich. Wir waren so gut wie abflugbereit. Ich sah, wie das letzte Stück Ladung mit Winchen an Bord gehievt wurde, wie die Luken am Schiffsbauch sich schlossen und kehrte mit einer gewissen Erleichterung zum Mast zurück.
    Obwohl im Zentrum des Anlegemastes ein Fahrstuhl auf- und abfuhr, war dieser nur für Passagiere und Offiziere bestimmt. Die Bodenbelegschaft benutzte die Wendeltreppe, die sich um den Fahrstuhlschacht wand. Ich sah zu, wie sie hinaufhasteten, um ihre Posten zu besetzen. Die Treibstofftanks waren schon längst wieder weggeschleppt worden.
    Ich stand neben den Einschiffungsoffizieren, die rechts und links vom

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