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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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einen kurzen Halt in Quito, und nahmen ein paar Passagiere, einige Luftpostsendungen und zwei Käfige mit Affen für einen Zoo in Australien an Bord.
    Bis wir über dem Pazifik schwebten, war Reagan bei Mannschaft und Passagieren schon gleichermaßen bekannt, und wenn es auch einige gab, die ihn verkraften konnten, war er doch für die meisten zu einer Gestalt von hohem Unterhaltungswert geworden.
    Kapitän Harding war Reagan noch nicht selbst über den Weg gelaufen und zeigte sich ein wenig erheitert über die Berichte, die ihm über meine Verlegenheit zu Ohren gekommen waren. »Sie müssen ihn härter anpacken, Leutnant Bastable! Es ist eine besondere Aufgabe, einen schwierigen Passagier im Zaum zu halten, wissen Sie.«
    »Der Kerl ist doch verrückt, Kapitän.« Wir tranken zusammen ein Glas in der kleinen Bar über dem Kontrollraum, die Offizieren vorbehalten war. »Sie müßten mal seine Augen sehen«, sagte ich.
    Harding lächelte mitfühlend, aber offensichtlich rechnete er einen Großteil meiner Probleme meiner Unerfahrenheit zu und der Tatsache, daß ich im Grunde genommen eine Landratte war.

Der erste Teil unserer Kreuzfahrt von Südamerika zu den ersten Südseeinseln war friedlich wie immer, und wir flogen an blauen, sonnigen Himmeln.
    Als jedoch Puka Puka in Sicht kam, erhielten wir über Funk die Nachricht von einem unberechenbaren Sturm, der über Papeete ausgebrochen war. Bald unterbrachen schwere elektrische Störungen die Verbindung, doch zu dieser Zeit hatten wir noch keine Schwierigkeiten, das Schiff in Gleichgewichtslage zu halten. Die Stewarts warnten die Passagiere, daß es vermutlich ein wenig böig werden würde, wenn wir uns Tahiti näherten, doch wir hofften, die Insel rechtzeitig zu erreichen. Wir zogen das Schiff auf 2500 Fuß hoch und hofften, den schlimmsten Winden so aus dem Weg zu gehen. Die Ingenieure In den Dieselkammern erhielten Befehl, die Loch Etive mit voller Kraft geradeaus zu treiben, als wir in das Unwetter gerieten.
    Ein paar Minuten später wurde es seltsam dunkel, und ein eigenartiges, kaltes, graues Licht strömte durch die Panoramascheiben. Das elektrische Licht wurde eingeschaltet.
    Im nächsten Augenblick befanden wir uns mitten in einem Gewitter, und hörten das Prasseln der Hagelkörner auf der riesigen Hülle. Das Geräusch klang, als ob tausend Maschinengewehre auf einmal abgefeuert würden, so daß man kaum ein Wort verstehen konnte. Die Temperatur sank drastisch ab, und wir schauderten vor Kälte, bis das Heizungssystem des Schiffes sich unseren Bedürfnissen anpaßte. Als Blitz und Donner um uns wüteten und zuckten, bebte die Loch Etive ein wenig, doch ihre Motoren grollten trotzig zurück, und wir tauchten tiefer in die wogende, schwarze Wolke. Es bestand keine Gefahr, daß der Blitz in unsere voll isolierte Hülle schlug. Schließlich rissen die Wolken auf, und wir sahen unter uns die brodelnde See.
    »Ich bin froh, daß ich nicht da unten bin«, sagte Kapitän Harding mit einem Grinsen. »Da ist man immer wieder froh, daß das Luftschiff erfunden worden ist.«
    Sanfte Musik begann aus den Telefon-Empfängern auf der Brücke zu klingen. Der Kapitän hieß seinen Zweiten Offizier, es abzuschalten. »Wozu das gut sein soll, habe ich niemals begriffen.«
    Mein Magen drehte sich um, als das Schiff ein paar Meter fiel, um sich dann wieder zu stabilisieren. Allmählich empfand ich eine Spur von Angst. Dies war das erstemal, daß ich an Bord eines Luftschiffes nervös wurde, seit Major Powell mich in Teku Benga an Bord genommen hatte. Dies schien inzwischen Jahrhunderte zurückzuliegen.
    »Wirklich ein ekliges Wetter«, murmelte der Kapitän. »Das schlimmste, das ich jemals zu dieser Jahreszeit erlebt habe.« Er knöpfte seine Jacke zu. »Wie ist unsere Höhe, Höhensteuermann?«
    »Wir halten sie unbeirrt, Sir.«
    Die Tür zur Brücke wurde aufgerissen und der Dritte Offizier trat wütend ein.
    »Was gibt es?« fragte ich ihn.
    »Der Teufel soll's holen!« fluchte er. »Ich habe gerade einen Zusammenstoß mit Ihrem Busenfreund gehabt, Bastable. Diesem Scheißtyp Reagan! Der brüllte nach Rettungsbooten und Fallschirmen. Der hat völlig durchgedreht. So einen Passagier habe ich noch nie erlebt. Sagte, er wollte abspringen. Ich habe eine ganz scheußliche Brüllerei mit ihm durchgestanden. Er will Sie sprechen, Sir. Sofort.« Der Dritte Offizier hatte sich an den Kapitän gewandt.
    Ich lächelte Harding an, der verschlagen zurückgrinste. »Was haben Sie ihm

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