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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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an Derartiges nicht erinnern. Wollte der Dauerläufer ihm vielleicht einen Bären aufbinden? 22
    Der Zauberer aber war nicht auf Streit aus, zumindest nicht für den Augenblick, und ohne lange zu debattieren, händigte er dem Dauerläufer die grün schimmernde Kugel aus.
    Marathorn nahm sie in beide Hände, so ausgemergelt jene vom langen wackeren Wandern auch waren, starrte hinein und sprach: »Hey ho Saurum! Jetzt kommen wir zu dir! Pass mal lieber auf!«
    Und er präsentierte dem Dunklen Herrscher das dazumal vor Wut in Duchfal zerknickte Schwert, denn er nahm an, dass Saurum am anderen Ende des Magiestrangs, der die Sieben Kugeln – wie auch die Sieben Eimer – miteinander verband, in seine eigene Kugel starrte. Da gab es einen Knall, und Blitze stoben aus der grünen Steinkugel, und fortan war sie nicht mehr. Marathorn wirkte zerknirscht. Er hatte seine Stärke überschätzt, und einer der Schätze aus dem Hause Elendsstiel war wieder verloren. Dies kam ihm wie ein harter Schicksalsschlag vor.
    »Nur knapp entkam ich«, flüsterte er den anderen zu. »Beinahe hätten sich meine Kräfte als zu schwach erwiesen im Ringen mit Saurum.«
    Alle zuckten mit den Achseln, als Zeichen, dass sie betroffen waren. Dann machten sich die Gefährten in einer Stimmung, die einer gestörten Atmosphäre glich, auf den Weg, der ihnen vorgezeichnet war. Und nicht selten kam es vor, dass sie während ihrer Wanderung schon damals längst vergessene Lieder sangen.
    Eines Tages erreichten sie Vidas Tierlyth, Gondels Hauptstadt, den Turm der Polternden Krieger und Vergnatzten Truchsessen. Dort wurden sie gefragt, wo Bollobier steckte, denn lange hatten die Stadtbewohner auf dessen Rückkehr gewartet. Händeringend beteuerten die Gefährten ihre Unschuld an Bollobiers Tod; jene Geste kam den Menschen zwar verdächtig vor und sie wollten sich gerade nach den genaueren Umständen erkundigen, da erschall die Kunde, dass in der Lampenmacherstraße soeben eine brandneue Lampe vollendet worden war. Und alles Volk tobte daraufhin die langen Treppen hinab in jene legendäre Gasse, um das Wunder zu bestaunen.
    Im höchsten Turm der großen Stadt wurden hernach Ratsversammlungen abgehalten und fruchtlose Besprechungen, bei denen Ganzhalb der Wortführer war, und immer wieder wurde erwähnt, dass Saurum zum Krieg rüstete, und dass wohl alles verloren wäre. Solche Reden zermürbten den Truchsessen von Vidas Tierlyth, der ja ohnehin schon an fortgeschrittener Verhärmung litt, er spielte verdrossen mit Zimt und Flunder, bis er sich schließlich selber abfackelte. Da waren alle überrascht und fragten sich, ob solches notwendig gewesen wäre.
    Lange indes brüteten sie darob nicht, denn als sie aus den annetinisch gestalteten Fenstern schauten, erkannten sie, dass Saurum sie mit Krieg überzog, und Heerscharen von Knorks vor den Toren der Stadt lauerten und kurz herauf sogar dagegen bollerten. Und zwar mittels einer Ramme, in die ein entsetzliches Gesicht geschnitzt worden war, einem Wesen nachempfunden, welches die Stadtbewohner nicht kannten. Und lange debattierten die Klügsten unter ihnen, was das denn bedeuten sollte, und ob es nicht geschickter gewesen wäre, das entsetzliche Gesicht eines solchen Wesens zu nehmen, welches sie kannten: denn wäre dann ihr Schrecken womöglich nicht noch größer gewesen? Manche meinten ja, doch andere glaubten es eher nicht.
    Bald schon jedoch, und das hielt die Menschen von weiteren Debatten ab, brachen die maroden Tore der Stadt entzwei, und her ein ritt der Herr der Nazgulashs. Ein weiteres Mal hatte er sich eine Körperlichkeit zurechtfriemeln lassen. Er lachte Ganzhalb tonlos ins Gesicht, als plötzlich – einigermaßen unerwartet und vollkommen verspätet – ein Hahn krähte. Wie vom Blitz getroffen wirbelte der Herr der Ohrringgespenster herum, denn der Hahnenschrei dünkte ihn ein furchtbares Kriegsgetöse; Macho aber nutzte die Gunst der Sekunde und ließ sich in den Staub der Straße fallen, der der Staub von unechten Diamanten war, kroch unauffällig von hinten an den Gespensterfürsten heran, klaubte einen halbmagischen Dolch vom Boden und stieß ihn dem Finsterfürsten in die eigentlich materielose Sehne unterhalb des Knies. Der Herr der Nazgulashs gab daraufhin einen furchtbaren Schrei von sich und zerrieselte flott vor aller Augen; und er wurde in jenem Zeitalter nie wieder gesehen.
    In diesem Augenblick geschahen zwei Dinge, die wichtig waren – neben den anderen, die die

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