Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
auch einen Hauch von Grausamkeit. Es mochten Elfen sein, aber ich erkannte diesen Gesichtsausdruck. Sie waren ebenso Soldaten, schlachterprobte Veteranen.
»Mein Name ist Faril«, sagte der Anführer. Er und die Frau waren die beiden Schwarzhaarigen. »Wo ist der Krieg?«
Die Frau war so schön, wie man es von Elfen behauptete, auch wenn mich ihre kühle und glatte Schönheit wenig berührte. Sie trug kein Feuer in sich, wenigstens keines, an dem ich mich wärmen wollte. Sie war kalt wie Eis. Dass die Männer schön waren, verunsicherte mich etwas. Ich war es nicht gewohnt, dass meine Blicke auf männlichen Zügen verharren wollten, und hoffte, dass ich mich alsbald damit abfand.
Der Elf zog eine schwarze, wohlgeschwungene Augenbraue hoch, eine Geste, die mich an Leandra, vor allem aber an Zokora erinnerte. Ich bedauerte sehr, dass sie nicht da war, denn wie sie sich diesen fünf gegenüber verhalten hätte, hätte ich gern gesehen.
»Faril, Reat, Imra und Conar«, sagte Serafine, als sie vortrat und sich leicht verbeugte. »So viele bekannte Gesichter. Und du musst Lasra sein, Farils Schwester. So seid ihr doch dem Ruf der Sonne gefolgt und zu uns gekommen. Ihr seid wie immer willkommen in Gasalabad, Reiter der Greifen, Paktbrüder und Freunde.« Serafines Stimme klang erstickt, und sie hatte feuchte Augen. Es war leicht zu verstehen, warum. Jeder, den sie in ihrem früheren Leben gekannt hatte, war nun schon lange zu Staub zerfallen, doch von diesen fünf Elfen waren ihr vier wohlbekannt.
Man sagte, Elfen könne man nicht überraschen. Hier sah es anders aus, denn alle fünf starrten Serafine erstaunt an und verloren für den Moment ihre maskenhafte Unberührtheit. »Serafine?«, fragte Faril ungläubig und trat einen Schritt vor, fast glaubte ich, er wollte sie umarmen. »Täuschen mich meine Augen? Du solltest schon lange im Fluss der vergangenen Leben fließen, ein Tropfen der Erinnerung, aber nicht Fleisch und Blut. Oder …« Er sah sie hart an und entspannte sich gleich darauf wieder. »Ich sehe nichts Dunkles an dir. Aber du kannst es nicht sein, Finna.«
»Ich bin es.« Serafine lächelte, und Faril wandte sich an seine Kameraden.
»Ich verstehe es nicht, aber sie ist wirklich … und jünger, als ich sie das letzte Mal sah.«
»Bist du dir sicher, Faril?«, fragte die Frau skeptisch, die Serafine Lasra genannt hatte. »Menschen leben nicht viel länger als Fliegen.« Schön mochte sie sein, aber im Vergleich zu ihr war Zokora taktvoll.
»Sie ist es. Ich verwette mein Schwert darauf«, sagte Faril und machte nun tatsächlich den letzten Schritt und umarmte Serafine. Die anderen drei kamen ebenfalls auf sie zu und begrüßten sie fast übermütig. Hier gab es eine lange Geschichte, die niemand von uns kannte.
Nur Lasra hielt sich zurück und nickte Serafine kühl zu.
»Erzähl uns, wie es kommt, dass du noch unter uns weilst«, forderte einer der anderen Reiter und hob sie scheinbar mühelos hoch. Sie lachte und schlug ihm mit den Fäusten auf die gepanzerten Schultern. »Lass mich wieder runter, Imra!«
»Aber du magst das!«
»Da war ich noch ein Kind!«
Leandra, Natalyia und ich sahen uns das alles wie gebannt an. Hochmut und Arroganz waren wie weggewischt aus diesen Gesichtern, nun gut, wenn man von Lasra absah. Eher erinnerten die vier mich nun an Jungen, die auf dem Tempelhof herumtollten.
Auf der anderen Seite spürte ich einen Stich. Dieser Imra hatte Serafine gekannt, als sie noch ein Kind war. Das war über siebenhundert Jahre her, und er sah nicht viel älter aus als zwei Dutzend und vier. Waren Elfen wirklich unsterblich, wie die Legenden behaupteten?
»Begrüßt meine Freunde«, sagte Serafine lächelnd. »Dies sind Natalyia, Leandra und Havald. Wir sind alle einen weiten Weg gegangen und …«
Faril sah diesmal Leandra direkt an. »Die Tochter des Wassers ist eine Freundin. Wenn du ihre Freundin bist, sehe ich darüber hinweg, dass du ein Bastard bist. Sei also auch du gegrüßt, möge der ewige Baum dir eine Heimat sein.«
Leandra zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Faril wollte sich mir zuwenden, aber Lasras Stimme peitschte dazwischen. »Ich bin keine Freundin von diesem Menschen, und ich verlange, dass der Bastard mich mit ihrem Anblick nicht belästigt.«
Serafine war ebenfalls bleich geworden, und Natalyias Gesicht war steinern; sie hatte ihre Hände in den weiten Ärmeln verborgen, und ich sah schon beinahe ihre Stilette fliegen.
»Mein Name ist Leandra,
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