Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
Spiegel mehrfach neu justiert werden.
Trotz der ganzen Arbeit und des Bemühens um Schnelligkeit war es später, als wir gehofft hatten. Es fehlte vielleicht noch eine Stunde bis zum Mittag.
Serafine kletterte sehr vorsichtig wieder hinunter und balancierte sorgfältig zu dem vorderen Rahmen, um den langen Hebel herunterzuziehen, den es dort an der Seite gab. Er ging etwas schwer, aber die Lamellen öffneten sich knirschend. Eine hing schief, aber das war uns im Moment allen egal.
»Halte den Hebel hier unten und atme zehnmal langsam durch«, erklärte sie dem Soldaten, der mit ihr an diesen Rahmen gekommen war. Es war offensichtlich, dass sich beide bemühten, nicht hinabzuschauen. Zwischen verbogenen Bolzen konnte man erkennen, dass es auch dort einmal eine kleine Plattform aus Holz gegeben haben musste; es war jedoch nur der rohe Rahmen übrig, der weit über den Rand der oberen Plattform ragte.
»Dann lass ihn für zehn Atemzüge los, ziehe ihn für fünf Atemzüge, lass ihn für fünf Atemzüge los, und dann fang noch mal an und halte ihn für zehn Atemzüge.«
Der Soldat nickte und balancierte vorsichtig über einen Träger an den Rahmen heran.
»Schau auf keinen Fall in den Spiegel«, ermahnte sie ihn. »Wenn du deinen Posten verlässt, schließ deine Augen fest und geh hier am Geländer entlang, sonst wirst du erblinden. Tritt auf keinen Fall vor den Spiegel, die Sonne wird dich auf der Stelle rösten.«
Der Mann nickte, nahm den Hebel fest in die Hand und begann das Signal auszusenden.
Serafine fand vorsichtig den Weg zur Kuppel zurück, folgte ihrem eigenen Rat und ging mit geschlossenen Augen außen am Geländer entlang.
»Ist die Sonne wirklich so stark?«, fragte ich sie.
»Hast du die Halterung am vorderen Rahmen bemerkt?«, fragte sie zurück. Sie war erhitzt und trank einen großen Schluck Wasser, ich beobachtete gebannt, wie ihr einige Tropfen am Hals herabliefen, um im Tal ihres Busens zu enden. Als ich merkte, wo mein Blick lag, schaute ich hastig weg. Serafine hatte beim Trinken die Augen geschlossen, ich hoffte, dass sie es nicht bemerkt hatte. Sie öffnete ihre Augen wieder und lächelte.
»Einst gab es dazu eine große Linse. Wenn sie eingesetzt war, konnte man dort vorne« – sie wies auf eine Wegkreuzung weit vor den Mauern der Stadt – »einen Wagen in Brand setzen. Solange es diese Linse gab und die Sonne schien, war es nicht möglich, Gasalabad in Sichtweite zu belagern oder Belagerungsmaschinen aufzustellen. Die Linse hätte alles verbrannt.«
Ich war beeindruckt. »Eine magische Linse? Das ist wirklich erstaunlich.«
»Ich glaube nicht, dass die Linse magisch war.«
»Was ist mit ihr geschehen?«, fragte die Essera Falah. Hinter ihr klapperte der Rahmen, der Soldat sendete treu das Signal. »Ich kann mich nicht erinnern, jemals von ihr gehört oder sie gar irgendwo gesehen zu haben.«
»Ich kannte diese Linse auch nicht«, erklärte Serafine. »Ich weiß nur, dass es ungeheuer kostspielig gewesen sein muss, sie anzufertigen. Mein Vater erzählte mir, dass sie in der Amtszeit seines Vorgängers von hier oben herabstürzte, ein Loch in das Dach schlug und unten im Thronsaal zerschellte. Dabei habe sie auch noch viele Menschen schwer verletzt. Er erklärte mir, dass die Linse zwar funktioniert habe, aber es gab ja keine Bedrohung, und so entschloss man sich, dieses teure Teil nicht erneut anfertigen zu lassen.«
Schade. Eine solche Magie wäre nützlich und abschreckend, sollte unsere Angelegenheit hier doch im Krieg enden.
»Was tun wir jetzt?«, fragte ich.
Serafine lachte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Jetzt krabbeln wir rückwärts die Treppe hinunter. Wir sind hier fertig. Wenn die Elfen das Signal jetzt schon sehen und neugierig werden, wird es gut zwei Stunden dauern, bis sie hier sind. Wenn sie es nicht sehen oder nicht kommen wollen …« Sie schaute sich ein letztes Mal um, betrachtete die Stadt, die vor ihr lag, und sah dann hoch zum Himmel. »Aber sie werden kommen. Sie werden wissen wollen, was los ist.«
Jeder von uns legte den Rückweg auf allen vieren zurück. Ich bemerkte, dass es hier auch mal ein Geländer gegeben haben musste, doch die Reste der Pfosten zeigten, dass sie aus Holz gewesen waren und der Witterung und der Zeit nicht standgehalten hatten.
11. Greifenreiter
»Ich wollte, es wäre immer so«, sagte Leandra neben mir. Ich brummte etwas. Man hatte uns neue Obergewänder gegeben, die alten waren zu verdreckt, als dass
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