Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
Butterblüm, sehr zu Diensten! Und Sie kommen aus dem Auenland, wie?«, sagte er, und dann, wie wenn er sich an etwas zu erinnern versuchte, schlug er sich mit der Hand vor die Stirn. »Hobbits!«, rief er, »da war doch was? Dürfte ich Ihre Namen wissen, mein Herr?«
»Das sind Herr Tuk und Herr Brandybock«, sagte Frodo, »und das hier ist Sam Gamdschie. Mein Name ist Unterberg.«
»So was!«, sagte Herr Butterblüm und schnalzte mit den Fingern. »Jetzt ist es wieder weg. Aber es wird mir schon wieder einfallen, wenn ich Zeit hab, dran zu denken. Weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht; will aber mal sehn, was ich für Sie tun kann. Gäste aus dem Auenland haben wir heutzutage nicht oft, tät mir doch leid, wenn wir Sie nicht richtig aufnehmen könnten. Aber heute Abend ist das Haus so voll, wie schon lange nicht mehr. Wenn’s einmal regnet, dann gießt es, sagen wir in Bree. He, Nob!«, rief er. »Wo steckst du, Nob, du flaumfüßiger Penner?«
»Komm schon, Herr, komm schon!« Ein aufgeweckt aussehender Hobbit kam aus einer Tür hervorgeschossen, blieb abrupt stehen, als er die Reisenden sah, und betrachtete sie voll Interesse.
»Wo ist Bob?«, fragte der Wirt. »Was, weißt du nicht? Dann such ihn! Auf geht’s, los! Ich hab doch nicht sechs Beine und auch keine sechs Augen! Sag Bob, wir haben fünf Ponys zum Einstallen. Er muss irgendwie Platz machen.« Nob trabte davon, grinsend und den Gästen zublinzelnd.
»Also, na, was wollt ich doch gleich sagen?«, sagte Herr Butterblüm und tippte sich an die Stirn. »Ein Fuß jagt den andern, sozusagen. So viel um die Ohren heut Abend, dass mir der Kopf schwirrt. Da ist eine Gruppe, die ist gestern Abend angekommen, über den Grünweg von Süden rauf – schon mal eigenartig genug! Dann noch ein Trupp Zwerge, die nach Westen wollen, heuteAbend angekommen. Und jetzt noch Sie! Bezweifle, dass wir Sie unterbringen könnten, wenn Sie keine Hobbits wären. Aber im Nordflügel haben wir ein paar Zimmer, die wurden speziell für Hobbits angelegt, als das Gasthaus hier gebaut wurde. Ebenerdig, wie sie’s am liebsten haben, runde Fenster und alles nach ihrem Geschmack. Ich hoffe, Sie werden sich wohl fühlen. Sie wollen zu Abend essen, na sicher! Bald wie möglich. Hier lang, bitte!«
Er führte sie über einen Gang und machte eine Tür auf. »Hier haben wir ein nettes kleines Hinterstübchen«, sagte er. »Hoffe, es ist Ihnen recht. Entschuldigen Sie mich jetzt, so viel zu tun! Keine Zeit zu reden, immer auf Trab. Harte Arbeit, wenn man bloß zwei Beine hat, und trotzdem werd ich nicht schlanker. Ich schau später noch mal rein. Wenn Sie was wünschen, bimmeln Sie mit der Handglocke, und Nob kommt und bedient Sie. Wenn er nicht kommt, noch mal lauter bimmeln und brüllen!«
Als er schließlich ging, waren sie ganz außer Atem. Sein Redeschwall schien unaufhaltsam, egal wie viel er zu tun haben mochte. Das Zimmer, in das er sie gebracht hatte, war klein und gemütlich. Ein helles Feuerchen brannte im Kamin, und davor standen einige niedrige, bequeme Stühle. Auf einem runden, schon mit einem weißen Tuch bedeckten Tisch stand die große Handglocke. Aber Nob, der Hobbitkellner, kam schon hereingewuselt, ehe sie auch nur daran gedacht hatten zu läuten. Er brachte Kerzen und ein Tablett mit Tellern.
»Wünschen die Herrschaften etwas zu trinken?«, fragte er. »Und soll ich Ihnen die Schlafzimmer zeigen, bevor das Essen fertig ist?«
Sie hatten sich gewaschen und die hohen Bierkrüge schon zur Hälfte geleert, als Herr Butterblüm mit Nob wiederkam; und im Handumdrehen war der Tisch gedeckt. Es gab heiße Suppe und kalten Braten, Brombeertorte, frisches Brot, Butter und einen halben Laib reifen Käse: gute, handfeste Kost, wie es auch im Auenland keine bessere gab, und heimisch genug, um auch Sams letzte Bedenken zu zerstreuen (die durch das ausgezeichnete Bier ohnehin schon halbwegs entkräftet waren).
Der Wirt blieb noch ein Weilchen bei ihnen, und als er sie allein lassen wollte und schon an der Tür stand, sagte er: »Ich weiß nicht, ob Sie nach dem Essen noch zu den Gästen in der großen Schankstube kommen wollen. Vielleicht möchten Sie lieber zu Bett gehn. Aber unsere Gäste würden sich freuen, Sie zu sehen, wenn Sie Lust haben. Auswärtige – Verzeihung, Reisende aus dem Auenland, sollte ich sagen – sehen wir hier nicht oft; und wir hören gern mal Klatsch und Neuigkeiten oder ein Lied, das Sie kennen. Aber ganz, wie Sie wollen! Bimmeln Sie, wenn Sie
Weitere Kostenlose Bücher