Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
gesprochen hat. Hoffentlich ist es so gut wie unser Grüner Drachen zu Hause. Was wohnen denn für Leute in Bree?«
»In Bree wohnen Hobbits«, sagte Merry, »aber auch Große Leute. Ich denke mir, es wird so ähnlich wie zu Hause sein. Das Pony ist ein gutes Gasthaus, nach allem, was ich gehört habe. Ich habe Verwandte, die ab und zu dort hinreiten.«
»Es kann so gut sein, wie du willst«, sagte Frodo, »und trotzdem, es liegt nicht im Auenland. Fühlt euch nicht allzu heimisch! Bitte denkt dran – ihr alle! –, dass der Name Beutlin auf keinen Fall erwähnt werden darf. Ich bin Herr Unterberg, wenn schon ein Name genannt werden muss.«
Sie stiegen auf die Ponys und ritten still in den Abend hinein. Es wurde rasch dunkel, während es zuerst sachte bergab und dann wieder bergauf ging. Schließlich sahen sie Lichter schimmern, ein Stück weit voraus.
Vor ihnen erhob sich der Breeberg und schien ihnen den Weg zu versperren, eine dunkle Masse vor den dunstverschleierten Sternen, und an seiner Westseite lag ein großes Dorf hingeschmiegt. Sie ritten nun eilig drauf zu und wünschten sich nur noch, ein Herdfeuer zu finden und eine Tür zwischen sich und die Nacht zu bringen.
NEUNTES KAPITEL
IM GASTHAUS ZUM TÄNZELNDEN PONY
B ree war der größte Ort des Breelandes, einer kleinen bewohnten Region, gleichsam einer Insel in den verödeten Landen ringsum. Außer Bree gab es noch die Dörfer Stadel, auf der andern Seite des Berges, Schlucht, in einem tiefen Tal etwas weiter östlich, und Archet am Rande des Chetwaldes. Rings um Bree und die anderen Dörfer erstreckte sich ein Gebiet mit Äckern, Wiesen und Forsten, das nur wenige Meilen breit war.
Die Menschen von Bree waren braunhaarig, stämmig und eher klein, unbefangen und von heiterem Gemüt. Sie waren niemandem untertan; doch mit den Hobbits, Zwergen, Elben und anderen Bewohnern der umliegenden Länder verkehrten sie freundschaftlicher und vertrauter, als unter dem Großen Volk üblich war (oder ist). Nach ihrer eigenen Überlieferung waren sie die Ureinwohner des Landes und Nachkommen der ersten Menschen, die in den Westen der Mittelwelt eingewandert waren. Wenige nur hatten die Erschütterungen der Ältesten Tage überlebt, doch als die Könige übers Große Meer wiederkehrten, fanden sie die Breeländer immer noch vor, und auch jetzt waren sie noch da, lange nachdem über alles, was an die alten Könige erinnerte, Gras gewachsen war.
Auf hundert Wegstunden von den Grenzen des Auenlands gab es zu dieser Zeit so weit westlich keine anderen festen Wohnsitze von Menschen. Doch in den wilden Landen östlich von Bree konnte man sehr sonderbaren Reisenden begegnen. Die Breeländer nannten sie die Waldläufer, wussten aber nichts über ihre Herkunft. Sie waren größer und dunkelhaariger als die Breeländer, und man glaubte, sie besäßen ungewöhnliche Seh- und Hörkräfte und verstünden die Sprachen der Vögel und anderer Tiere. Sie schweiften nach Belieben im Süden umher, und nach Osten kamen sie bis zum Nebelgebirge; aber sie waren nun nicht mehr zahlreich, und man sah sie nur selten. Wenn sie kamen, brachten sie Nachrichten aus fernen Ländern mit oder erzählten seltsame Geschichten von längst vergessenen Dingen, die man sich gern anhörte; aber mit ihnen befreunden konnten die Breeländer sich nicht.
Außerdem wohnten im Breeland auch viele Hobbitfamilien, die von sich behaupteten, die älteste Hobbitsiedlung der Welt zu sein, die schon begründet wurde, lange bevor man den Brandywein überschritten und das Auenland in Besitz genommen hatte. Die meisten Hobbits wohnten in Stadel, manche aber auch in Bree selbst, besonders in den oberen Berghängen, über den Häusern der Menschen. Das Große und das Kleine Volk (wie sie einander nannten) kamen gut miteinander aus, indem das eine sich in die Angelegenheiten des anderen nicht einmischte, doch jedes das andere als rechtmäßigen und notwendigen Teil des Breelandvolkes anerkannte. Nirgendwo sonst auf der Welt bestand diese eigentümliche (aber vortreffliche) Ordnung des Zusammenlebens.
Die Breeländer, ob nun von den Großen oder von den Kleinen, reisten nicht viel und kümmerten sich wenig um anderes als die Angelegenheiten ihrer vier Dörfer. Manchmal kamen Hobbits aus Bree bis nach Bockland oder ins Ostviertel; doch die Auenländer kamen in letzter Zeit nur noch selten nach Bree, obwohl das kleine Land nicht viel weiter als einen Tagesritt östlich der Brandyweinbrücke lag. Hin und wieder stieg mal
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