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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Seitenweg, der nach Norden abzweigte. »Hier verlassen wir das offene Gelände und gehen in Deckung«, sagte Streicher.
    »Hoffentlich keine Abkürzung«, sagte Pippin. »Neulich hätte uns eine Abkürzung durch den Wald beinah auf kürzestem Weg in die Katastrophe geführt.«
    »Nicht, wenn ich dabei bin«, sagte Streicher lächelnd. »Ob Abkürzung oder Umweg, ich komme gewöhnlich da an, wo ich hin will.« Er blickte in beiden Richtungen die Straße entlang. Niemand war zu sehen. Schnell ging er voran in das bewaldete Tal.
    Soweit sie seinen Plan verstehen konnten, ohne die Gegend zu kennen, hatte er vor, zuerst in Richtung Archet zu gehen, aber etwas weiter rechts und östlich daran vorüber, und dann so geradezu, wie in dem unwegsamen Gelände möglich, auf die Wetterspitze zuzuhalten. Auf diese Weise würden sie, wenn alles gut ging, den großen Bogen abschneiden, in dem die Straße bald nach Süden um die Mückenwassermoore herumführte. Allerdings mussten sie dann das Sumpfland durchqueren, was nach allem, was Streicher dazu sagte, kein reines Vergnügen zu werden versprach.
    Einstweilen aber war der Fußmarsch nicht unangenehm. Wären die störenden Vorfälle der letzten Nacht nicht gewesen, so hätten sie an diesem Teil ihrer Reise sogar mehr Freude gehabt als an allen anderen bisher. Die Sonne schien freundlich, nicht sengend. Der Wald im Tal war noch farbenfroh belaubt; er wirkte friedlich und gefahrlos. Streicher führte sie sicheren Schritts über viele sich kreuzende Pfade, auf denen sie sich ohne ihn in kürzester Zeit verlaufen hätten. Er hielt einen Kurs mit vielen Haken und Kehrtwendungen, und wer sie etwa verfolgte, würde es schwer haben, ihnen auf der Spur zu bleiben.
    »Farnrich hat sicherlich beobachtet, wo wir von der Straße abgewichen sind«, sagte er, »aber ich glaube nicht, dass er selbst uns folgen wird. Er kennt zwar die Umgegend recht gut, wird aber wissen, dass er es im Walde mit mir nicht aufnehmen kann. Nur was er anderen berichten könnte, macht mir Sorgen. Ich vermute, sie sind nicht weit von hier. Wenn sie denken, wir gehen nach Archet, dann um so besser.«
    Ob es nun an Streichers kundiger Führung lag oder woran immer, jedenfalls sahen und hörten sie den ganzen Tag nichts von einem anderen lebenden Geschöpf, weder einem zweibeinigen (außer Vögeln) oder einem vierbeinigen (außer einem Fuchs und ein paar Eichhörnchen). Am nächsten Tag änderten sie den Kurs und gingen nun geradezu nach Osten; und noch immer war alles still und friedlich. Am dritten Tag nach dem Abmarsch aus Bree ließen sie den Chetwald hinter sich. Seit sie die Straße verlassen hatten, war das Gelände stetig abgefallen, und nun traten sie in ein weites Stück Flachland hinaus, in dem das Vorankommen sehr viel schwieriger wurde. Sie waren nun schon weit außerhalb der Grenzen des Breelandes, in der weglosen Wildnis, und sie näherten sich den Mückenwassermooren.
    Der Boden wurde feucht, stellenweise sumpfig, und hier und da kamen sie an Tümpeln und großen Schilf- und Binsenfeldern vorüber, die vom Gezwitscher kleiner, unsichtbarer Vögel erfüllt waren. Den Weg zu finden, erforderte viel Umsicht, wenn die Füße trocken bleiben und der richtige Kurs gehalten werden sollte. Zuerst ging esnoch zügig vorwärts, bald aber langsamer, und der Weg wurde gefährlicher. Die Moore waren verwirrend und tückisch, und selbst für einen Waldläufer gab es zwischen den sich verschiebenden Sumpflöchern keinen dauerhaft zuverlässigen Pfad. Fliegen begannen sie zu plagen, und in der Luft hingen Wolken von winzigen Mücken, die ihnen in die Ärmel, Hosenbeine und ins Haar krochen.
    »Ich werde bei lebendigem Leibe aufgefressen!« jammerte Pippin. »Von wegen Mückenwasser! Es gibt ja mehr Mücken als Wasser hier!«
    »Wovon leben die bloß, wenn sie kein Hobbitblut kriegen?«, sagte Sam und kratzte sich am Hals.
    In dieser öden und unwirtlichen Gegend brachten sie einen ganzen Tag zu. An einem feuchten, kalten und äußerst ungemütlichen Platz mussten sie ihr Nachtlager aufschlagen; und das blutgierige Ungeziefer ließ sie nicht schlafen. Außerdem steckten im Schilf und Riedgras abscheuliche Kreaturen, die dem Lärm nach, den sie machten, bösartige Verwandte der Grillen sein mussten. Zu Tausenden kreischten sie ringsum, niiik-zriiik, zriiik-niiik, unaufhörlich, die ganze Nacht durch, bis die Hobbits schier verrückt wurden.
    Am nächsten, dem vierten Tag, erging es ihnen nicht viel besser, und die Nacht war

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