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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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friedlich zumute, um zu streiten, wo ihm ohnehin klar war, dass er den Kürzeren ziehen würde. Er war nun vollends wach, und die Erinnerung an seine Fahrt kam ihm wieder: die verheerende »Abkürzung« durch den Alten Wald, der dumme »Zufall« im Tänzelnden Pony und seine Wahnsinnstat in der Mulde unterhalb der Wetterspitze, wo er den Ring aufgestreift hatte. Während er an all dies dachte und vergebens nach der Fortsetzung seiner Erinnerungen bis zur Ankunft in Bruchtal suchte, herrschte Stille, durchbrochen nur von Gandalfs leisem Schmauchen an seiner Pfeife, deren Rauch er in weißen Ringen zum Fenster hinausblies.
    »Wo ist Sam?«, fragte Frodo schließlich. »Und die andern, sind sie alle wohlauf?«
    »Ja, alle sind gesund und munter«, antwortete Gandalf. »Sam war hier bis vor etwa einer halben Stunde. Ich habe ihn weggeschickt, damit er ein bisschen zur Ruhe kommt.«
    »Was ist an der Furt passiert?«, sagte Frodo. »Ich sah alles nur noch wie durch Schleier – und jetzt weiß ich immer noch nicht, was passiert ist.«
    »Das will ich glauben!«, sagte Gandalf. »Du warst schon im Schwinden. Die Wunde wurde schließlich doch übermächtig. Noch ein paar Stunden, und jede Hilfe wäre zu spät gekommen. Aber, mein lieber Hobbit, in dir steckt doch allerhand! Wie man am Hügelgrab gesehen hat. Das konnte schief gehn, vielleicht der gefährlichste Moment auf der ganzen Reise. Wenn du doch nur bei der Wetterspitze durchgehalten hättest!«
    »Du scheinst ja schon einiges zu wissen«, sagte Frodo. »Über die Sache beim Hügelgrab hab ich doch mit den andern gar nicht gesprochen. Zuerst, weil es zu grässlich war, dann, weil so viel anderes dazwischenkam. Woher kannst du das nur wissen?«
    »Du hast im Schlaf viel geredet, Frodo«, sagte Gandalf freundlich, »und so war es nicht schwer für mich, deine Gedanken und Erinnerungen zu lesen. Keine Sorge! Ich habe eben gesagt, du hast Dummheiten gemacht, aber es war nicht mein voller Ernst. Ich habe großen Respekt vor dir – und vor den anderen. Es ist keine geringe Leistung, dass du so weit gekommen bist, und immer noch im Besitz des Ringes.«
    »Ohne Streicher hätten wir es nie geschafft«, sagte Frodo. »Aber du hast uns gefehlt. Ohne dich wusste ich nicht, was zu tun war.«
    »Ich wurde aufgehalten«, sagte Gandalf, »und beinah hätte uns das zum Verderben gereicht. Und doch, ich weiß nicht, vielleicht war es auch gut so.«
    »Wenn du mir doch nur erklären würdest, was geschehen ist!«
    »Alles zu seiner Zeit! Heute darfst du überhaupt noch nicht so vielreden oder dir über irgendwas Gedanken machen, hat Elrond angeordnet.«
    »Aber das Reden würde mir die Gedanken und Grübeleien ersparen, die doch ebenso anstrengend sind«, sagte Frodo. »Ich bin nun hellwach und erinnere mich an so vieles, das der Erklärung bedarf. Warum wurdest du aufgehalten? Wenigstens so viel könntest du mir sagen.«
    »Du erfährst bald alles, was du wissen willst«, sagte Gandalf. »Wir halten eine Ratssitzung, sobald du wieder auf den Beinen bist. Vorläufig will ich dir nur sagen, dass ich in Gefangenschaft war.«
    »Du in Gefangenschaft?«, rief Frodo.
    »Jawohl, ich, Gandalf der Graue«, sagte der Zauberer düster. »Viele Mächte wirken in der Welt, zum Guten oder zum Bösen. Manche sind größer als ich. Mit manchen hab ich mich noch nie gemessen. Aber meine Zeit naht. Der Morgulfürst und seine Schwarzen Reiter treten wieder auf den Plan. Krieg bahnt sich an.«
    »Also wusstest du von diesen Reitern schon, bevor ich ihnen begegnet bin?«
    »Ja, ich wusste von ihnen. Ich habe dir sogar schon einmal etwas von ihnen gesagt; denn die Schwarzen Reiter sind die Ringgeister, die Neun Diener des Herrn der Ringe. Aber da wusste ich nicht, dass sie wieder aufgestanden sind, sonst wäre ich sofort mit dir geflohen. Ich erfuhr es erst, nachdem ich im Juni bei dir gewesen war. Aber diese Geschichte kann warten. Einstweilen sind wir der Katastrophe entgangen, dank Aragorn.«
    »Ja«, sagte Frodo, »wer uns gerettet hat, war Streicher. Dabei hatte ich zuerst Angst vor ihm. Sam hat ihm nie ganz getraut, glaube ich, wenigstens nicht, bis wir Glorfindel trafen.«
    Gandalf lächelte. »Über Sam weiß ich schon alles«, sagte er. »Er hat nun keine Zweifel mehr.«
    »Da bin ich froh, denn ich habe Streicher inzwischen sehr gern«, sagte Frodo. »Allerdings, gern haben ist wohl nicht das richtige Wort. Ich meine, er ist mir lieb, obwohl er so eigenartig und manchmal auch finster ist.

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