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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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allein etwa sechs Stunden Wache gehalten und die andern schlafen lassen. »Und in der Zeit habe ich mich entschieden«, sagte er. »Bei dem mittleren Weg habe ich ein ungutes Gefühl, und bei dem linken gefällt mir der Geruch nicht: da unten muss dicke Luft sein, oder ich bin ein schlechter Führer. Ich nehme den Gang zur Rechten. Es wird Zeit, dass wir wieder höher hinaufkommen.«
    Acht dunkle Stunden lang, zwei kurze Pausen nicht mitgezählt, marschierten sie weiter. Sie begegneten keiner Gefahr, hörten nichts und sahen nichts bis auf den blassen Schein des Zauberfunkens, derwie ein Irrlicht vor ihnen herflatterte. Der Gang, den sie gewählt hatten, schraubte sich stetig aufwärts. Soweit sie es erkennen konnten, stieg er in großen, weit geschwungenen Kurven an, und je weiter sie kamen, desto höher und breiter wurde er. Zu beiden Seiten kamen nun keine Öffnungen mehr, die zu anderen Gängen oder Hallen führten, und der Boden war glatt und eben, ohne Löcher und Spalten. Offenbar waren sie auf eine alte Hauptstraße gestoßen, und sie kamen schneller voran als im ersten Teil ihres unterirdischen Marsches.
    Auf diese Weise gelangten sie etwa fünfzehn Meilen weit, in gerader Linie gemessen, nach Osten, obwohl sie tatsächlich wohl zwanzig und mehr Meilen gelaufen sein mussten. Mit der ansteigenden Straße stieg auch Frodos Laune ein wenig; aber noch immer war er niedergedrückt, und noch immer war ihm bisweilen, als hörte er Schritte, die hinter ihnen herkamen und die kein Echo waren.
    Sie waren so lange marschiert, wie es die Hobbits ohne Rast eben noch durchhalten konnten, und alle dachten schon an den nächsten Schlafplatz, als plötzlich links und rechts die Wände verschwanden. Anscheinend waren sie durch einen Torbogen in einen weiten, dunklen Raum eingetreten. Von hinten kam ein kräftiger wärmerer Luftzug, während die Schwärze vor ihnen kalt auf den Gesichtern lag. Sie blieben stehen und drängten sich eng zusammen.
    Gandalf schien mit sich zufrieden zu sein. »Ich habe den richtigen Gang gewählt«, sagte er. »Endlich kommen wir in die bewohnbaren Bezirke, und ich schätze, dass wir von der Ostseite nicht mehr weit entfernt sind. Aber wir sind nun ziemlich hoch, wenn ich mich nicht täusche ein ganzes Stück höher als das Schattenbachtor. So, wie die Luft hier schmeckt, müssen wir in einer großen Halle sein. Jetzt lassen wir mal fünfe grad sein und machen wirklich ein bisschen Licht.«
    Er hob den Stab, und für einen Augenblick flammte ein grelles Licht auf, wie bei einem Blitzschlag. Große Schatten sprangen auf und flohen, und sekundenlang sahen sie ein weitgeschwungenes Deckengewölbe hoch über ihren Köpfen, getragen von vielen mächtigen, aus Stein gehauenen Säulen. Vor ihnen und zu beiden Seiten erstreckte sich eine weite, leere Halle; ihre schwarzen Wände, glatt wie geschliffenes Glas, blitzten und glitzerten. Drei andere Eingänge sahen sie, alle unter schwarzen Torbögen: einen gerade voraus, der nach Osten führte, und je einen zu beiden Seiten. Dann ging das Licht aus.
    »Mehr will ich fürs Erste nicht riskieren«, sagte Gandalf. »Früher waren in den Berghang große Fenster eingelassen, und Lichtschächte führten in die oberen Bereiche der Minen. Ich glaube, da befinden wir uns jetzt, aber draußen ist nun Nacht, und erst am Morgen werden wir es genau wissen. Wenn ich Recht habe, schaut morgen der Tag zu uns herein. Aber einstweilen gehen wir besser nicht weiter. Lasst uns etwas Ruhe finden, wenn wir können. Bisher ist alles gut gegangen, und den größeren Teil der dunklen Straße haben wir hinter uns. Aber noch sind wir nicht hindurch, und bis zum Tor hinab, durch das man wieder ins Freie kommt, ist es noch weit.«
    Diese Nacht verbrachten die Gefährten in der großen höhlenartigen Halle, dicht zusammengedrängt in einer Ecke, um dem Luftzug zu entgehen: Durch den östlichen Torbogen schien ständig kalte Luft einzuströmen. Ringsum hing die hohle, unermessliche Dunkelheit, und als sie sich gelagert hatten, drückte ihnen die Einsamkeit und Weite der unterirdischen Hallen und ihrer sich endlos verzweigenden Gänge und Treppen aufs Gemüt. Auch die wildesten Vorstellungen, die sich die Hobbits nach dunklem Hörensagen gebildet hatten, blieben hinter Morias wirklicher Größe und Grauenhaftigkeit weit zurück.
    »Hier muss es mal eine Unmenge Zwerge gegeben haben«, sagte Sam, »und jeder Einzelne muss fünfhundert Jahre lang gewühlt haben wie ein Dachs, um das alles

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