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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Zweigen gab es kein Tor. Als der alte Ent näher kam, hoben sie die Äste, und ihr Laub erschauerte raschelnd. Denn es waren immergrüne Bäume mit dunklen, glatten Blättern, die in der Dämmerung schimmerten. Hinter ihnen war eine weite ebene Fläche, als sei der Fußboden einer großen Halle in den Berghang hineingehauen worden. Zu beiden Seiten stiegen die Wände schräg bis zu mehr als fünfzig Fuß Höhe an, und an jeder Wand stand eine Reihe Bäume, die ebenso wie die Wände nach hinten zu höher wurden.
    Die Felswand am hinteren Ende stieg senkrecht an, aber unten war eine flache Nische ausgehöhlt; und ihre gewölbte Decke war die einzige Überdachung dieser Halle, abgesehen von den Ästen der Bäume, die nach innen den gesamten Boden bis auf einen breiten Gang in der Mitte überschatteten. Ein kleiner Bach trennte sich oben an den Quellen von der Hauptströmung, stürzte plätschernd die Felswand herab und wehte in silbrigen Tröpfchen wie ein feiner, durchsichtiger Vorhang vor der gewölbten Nische. Am Boden sammelte sich das Wasser in einem steinernen Becken zwischen den Bäumen, und von dort floss es neben dem Mittelgang nachdraußen, wieder der Entwasser zu, um sie auf ihrem Weg durch den Wald zu begleiten.
    »Hm! Da wären wir!«, sagte Baumbart, sein langes Schweigen brechend. »Ich habe euch etwa siebzigtausend Entschritte weit getragen, aber wie viel das in den Maßen eures Landes wäre, weiß ich nicht. Jedenfalls sind wir hier nah am Fuß des letzten Berges. Der Name dieses Hauses – oder wenigstens ein Teil davon – könnte in eurer Sprache Quellhall lauten: Mir würde er gefallen. Hier bleiben wir heute Nacht.« Er setzte sie ins Gras zwischen den Baumreihen ab, und sie folgten ihm, als er zu der Nische hinging. Die Hobbits bemerkten nun, dass seine Knie sich beim Gehen kaum bogen; doch klappten die Beine zu langen Schritten auseinander. Die großen Zehen (die nicht nur so hießen, sondern wirklich sehr groß und vor allem breit waren) setzte er vor den anderen Teilen des Fußes als Erste auf den Boden.
    Einen Augenblick blieb Baumbart im Regen des Sturzbaches stehen und holte tief Luft, dann lachte er und trat in die Nische. Ein großer steinerner Tisch stand darin, ohne Stühle. Am hinteren Ende der Nische war es schon ziemlich dunkel. Baumbart hob zwei große Gefäße auf und stellte sie auf den Tisch. Sie schienen mit Wasser gefüllt zu sein, aber als er die Hände darüber hielt, leuchteten sie sofort auf, das eine golden, das andere in sattem Grün; und die Mischung der beiden Töne ergab ein Licht, wie wenn die Sommersonne durch ein Dach von jungem Laub hereinschiene. Als sie hinter sich blickten, sahen die Hobbits, dass auch die Bäume im Hof zu leuchten begonnen hatten, zuerst nur schwach, dann immer lebhafter, bis schließlich jedes Blatt von Licht umsäumt war: manche grün, manche golden und manche kupferrot, und die Baumstämme sahen wie Säulen von leuchtendem Stein aus.
    »So, jetzt können wir wieder reden«, sagte Baumbart. »Gewiss habt ihr Durst. Und vielleicht seid ihr auch müde. Trinkt das hier!« Er ging zur Rückwand der Nische, wo mehrere große Tonkrüge mit schweren Deckeln standen. Von einem nahm er den Deckel ab undschöpfte mit einer großen Kelle drei Schalen voll, eine sehr große und zwei kleinere.
    »Dies ist ein Enthaus«, sagte er, »und leider habe ich keine Stühle. Aber ihr könnt auf dem Tisch sitzen.« Er hob sie hoch und setzte sie auf die große Steinplatte, sechs Fuß über dem Boden; und da ließen sie die Beine baumeln und kosteten das Getränk.
    Es schmeckte wie Wasser, ganz ähnlich dem, das sie am Morgen aus dem Fluss getrunken hatten, doch mit einem Duft oder einer Würze, die sie nur schwer beschreiben konnten; ein wenig erinnerte es sie an den Geruch eines fernen Waldes, den ein kühler Nachtwind heranträgt. Die Wirkung spürten sie zuerst in den Zehen, und von da stieg sie allmählich höher, alle Glieder stärkend und erfrischend, bis in die Haarspitzen. Sie merkten, wie ihre Haare sich tatsächlich aufrichteten, sich wellten und kräuselten und wuchsen. Baumbart selbst badete zuerst seine Füße in dem Becken vor der Nische, und dann leerte er seine große Trinkschale in einem Zug, einem so langen und langsamen Zug, dass es den Hobbits schien, als werde er nie damit fertig.
    Endlich stellte er die Schale wieder hin. »Ah-ah!«, seufzte er. »Hm, hommm, nun lässt es sich leichter reden. Ihr könnt euch auf den Boden setzen, und ich werde

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